Napcabs in Stuttgart Flughafen-Neuheit im Test: So bucht man eine Schlafkabine

, aktualisiert am 13.10.2025 - 15:10 Uhr
Die neuen Schlafkabinen am Stuttgarter Flughafen sind als kompakter Ruheraum zum Schlafen und Arbeiten gedacht. Über einen Bildschirm kann man unter anderem Musikstücke auswählen. Foto: Lichtgut/Philip Mallmann

Vier Quadratmeter groß sind die Schlafkabinen der Firma Napcabs, die es nun am Flughafen Stuttgart gibt. Wir haben die Neuheit im Selbstversuch getestet.

Der Ventilator summt leise, Koffer rollen über den gefliesten Boden, reisende Menschen unterhalten sich: Mehr dringt nicht durch die Ohrstöpsel. Die Schlafmaske schirmt die restliche Welt ab. Das einzige, was einem ab und zu den Flughafen in Erinnerung ruft, sind die regelmäßigen Lautsprecherdurchsagen. Doch die gedämpften Geräusche, gepaart mit abgedunkelten vier Wänden, lassen genug Ruhe zu, um in den Schlummermodus zu wechseln. Bis ein penetrantes Klingeln durch die dann auf einmal wieder hell erleuchtete Schlafkabine hallt. Der Wecker ist unangenehm, aber effektiv.

 

Im öffentlichen Bereich an Terminal 1 des Stuttgarter Flughafen gibt es neuerdings vier Schlafkabinen für Reisende. Die vier Quadratmeter großen Kammern der Firma Napcabs sind mit einem Bett, einem Tisch, Steckdosen und einem Bildschirm ausgestattet. Dort kann man Licht und Lüftung bedienen, Musik und Geräusche einschalten, sich den Wecker stellen und nach den Flügen schauen.

„Nützlich ist es zum Beispiel für Urlauber, die spät abends an den Airport kommen und mehrere Stunden überbrücken müssen, bis um 4 Uhr morgens die Check-in-Schalter für ihren Flug am frühen Morgen öffnen“, sagt eine Sprecherin des Stuttgarter Flughafens. „Oder auch für Geschäftsreisende, die vor dem Abflug noch etwas ausruhen und arbeiten möchten.“ Gereinigt werden die Kabinen nach jeder Nutzung von einem Team vor Ort.

Großes Interesse an den Schlafkabinen

Beim Probebesuch sind zwei Kabinen frei, eine besetzt und die Nummer 01 ist reserviert. Mehrere Reisende beäugen diese Neuheit am Flughafen. Eine Gruppe Frauen spickelt durch das Fenster in der Tür auf die Ausstattung; zwei Männer stehen am Touchpad und reden über die Preise; ein kleiner Junge versucht, die PIN zum Türöffnen herauszufinden. Das beliebteste Ziel: Kabine 01. Das lässt die Frage aufkommen: Spürt man diese neugierigen Augenpaare, sobald man in der Kabine ist? Mit den richtigen vier Ziffern und einem leisen Summen öffnet sich die Tür zu dem kleinen Zufluchtsort für die nächsten drei Stunden.

Immer wieder verirren sich neugierige Blicke in die Schlafkabinen von Napcabs. Foto: Lichtgut/Philip Mallmann

Das starke Interesse spiegelt laut Fabian Friedrich von Napcabs die Nachfrage. Sie sei bisher sehr positiv. Es brauche immer etwas Zeit, bis sich das Angebot bei den Reisenden herumspreche: „Danach entwickelt sich die Auslastung erfahrungsgemäß sehr stabil.“ Die Pressestelle des Flughafens bestätigt den guten Start der Schlafkabinen. Sie sagt auf Anfrage nichts dazu, ob alternative Konzepte in Betracht gezogen wurden.

Alternative Sitzmöglichkeiten am Terminal

Da der Flughafen recht überschaubar ist, sind Läden, Essensangebote und Toiletten nicht weit entfernt von den Kabinen, die direkt neben dem Sicherheitscheck von Terminal 1 aufgebaut wurden. Andere Sitzgelegenheiten, kostenpflichtige Massagesessel und Wartebänke, befinden sich ebenfalls in der Nähe. In verschiedenen Lokalen gibt es Tische, an die man sich mit dem Laptop zum Arbeiten setzen kann. Vergleichbar geschützte Räume wie von Napcabs gibt es allerdings nicht.

Wenn man in der Kabine einen großen Koffer verstauen möchte, ragt er etwas unter dem Bett hervor. Doch selbst, wenn er mitten in der Kabine steht, stört er nicht beim Umziehen. Entgegen aller Erwartungen: Mit geschlossener Jalousie bleibt der Trubel vor der Tür.

Gepäck sicher in den Napcabs verstaut

Aus der Kabine zu kommen fühlt sich an, als würde man in eine Hotellobby treten. Um das Gepäck muss man sich weder sorgen, noch muss man es beim Schlendern über den Flughafen mitnehmen. Wieder zurück in der Kabine ist man froh um die Isolation. Es ist eine kleine Ruheoase inmitten Flugstress und Menschenmassen.

Napcabs hat bereits Schlafkabinen am Berliner, Frankfurter und Münchener Flughafen. Letzterer hat die meisten Kabinen: 13 an fünf Standorten. Frankfurt hat neun Kabinen an zwei Standorten (mehr sind geplant) und Berlin vier an einem. Auch in Stuttgart hat man sich, laut Friedrich basierend auf Erfahrungen in den anderen Städten, für vier Standard-Kabinen entschieden. Die XL-Variation mit Platz für zwei Personen gibt es bisher nur in München.

Stuttgarter Flughafen: Ein attraktiver Standort

„Der Flughafen Stuttgart zählt zu den führenden Flughäfen Deutschlands“, sagt Friedrich. „Besonders die unmittelbare Nähe zur Messe sowie die hohe Attraktivität der Region haben uns überzeugt, Stuttgart als weiteren Standort zu wählen.“ Das solle langfristigen Bestand haben. Es gebe bereits Überlegungen, die Kapazitäten weiter auszubauen.

Um am Flughafen von den Schlafkabinen zu den Toiletten zu gelangen, muss man die Ebene wechseln. Foto: Lichtgut/Philip Mallmann

Im inneren der Kabine summt der Ventilator. Man kann ihn, genau wie die Kühlung, ausschalten – ohne ihn steht die Luft in den knapp vier Quadratmetern allerdings recht schnell. Mit halb offener Jalousie fühlt sich die Kabine – vor allem mit dem auf sie gerichteten Scheinwerfer – dann doch nach Präsentierteller an. Wenn man sie abschließt und sich Kopfhörer überstülpt, ist man aber in seiner eigenen Welt, wahlweise mit Vogelzwitschern oder klassischer Musik.

Abschied von der Schlafkabine

Ein Wunsch bleibt allerdings offen: Toiletten mit Waschbecken direkt neben den Schlafkabinen. Vor allem zum Händewaschen wäre das praktisch. Durch die Tür dringen Stimmen. Ein Paar versucht, die Kabine nebenan zu buchen. Nach langem Abwägen und ein paar Fragen betreten sie Kabine Nummer 02. Wie genau das zu zweit funktionieren soll, bleibt allerdings ein Rätsel. Auf einmal erfüllt erneut ein lautes Klingeln den Raum: Es ist 21 Uhr. Der Check-Out ist in einer halben Minute erledigt. Dann kann man sich ausgeruht auf den Weg zum Flieger machen.

Kabine buchen – So funktioniert’s und das kostet es

Onlinebuchung:
Sowohl vorab als auch vor Ort kann man die Kabinen online buchen. Reserviert man vorab, klickt man auf der Webseite des Stuttgarter Flughafens den Reiter „Services und Support“, wählt „Services“ und scrollt bis zum Unterpunkt Napcabs. Hier geht es direkt zur Buchung. Wenn man vor Ort bucht, scannt man am Bildschirm der Kabine mit dem Smartphone einen QR-Code, der zum Buchungsvorgang führt. Dort wählt man das Datum und die Zeitspanne, in der man eine Kabine benutzen möchte, und gibt seine Daten an. Bezahlen kann man per Karte, Paypal und Kreditkarte. Nach der Buchung erhält man eine Bestätigungsmail mit dem Code, um die Kabine zu öffnen.

Kosten:
Die Stunde kostet 12 Euro von 22 bis 6 Uhr und 17 Euro von 6 Uhr bis 22 Uhr. Der Mindestbetrag liegt bei 34 Euro, an Sonn- und Feiertagen bei 44 Euro. Eine Kabine kann für maximal 24 Stunden gebucht werden. Auch Minutenangaben sind möglich.

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