Die Narren haben am schmutzigen Donnerstag die Rathäuser gestürmt.

Feuerbach/Weilimdorf - "Ja, isch denn scho’ wieder Fasnet?“, rief die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich aus dem Fenster des Weilimdorfer Rathauses. Unten auf dem Löwen-Markt tummelte sich ein ganzes Rudel an Hörnleshasa, das es auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte abgesehen hatte. „Ra komma!“, riefen die wie aus einem Munde. Der Slogan „Oben bleiben“ gelte an diesem Tag nicht, ließen die Hasen wissen. Statt einer Schaumküsse-Schleuder wie vor zwei Jahren hatten die Hörnleshasa diesmal gute Ratschläge mitgebracht. „Uns ist aufgefallen, es fehlen 244 Betreuungsplätze im Bezirk. Unser Vorschlag: Wir rationalisieren den Posten der Bezirksvorsteherin weg“, trug ein Has’ vor. „Die Hörnleshasa übernehmen dann das bisschen Regieren das ganze Jahr über.“Von den Millionen, die sich dadurch einsparen ließen, könnte die Kinderbetreuung bezahlt werden.

 

Doch die Bezirksvorsteherin ließ das nicht gelten: „Was für Millionen führt ihr hier ins Feld? Ich krieg’ kein Gehalt, sondern Schmerzensgeld! Und jetzt bitte ich euch ganz lieb um Verzeihung, denn was ich hier mache, ist Kinderbetreuung.“ Um die Menge von ihrem Rückzug zu überzeugen, ließ Zich ein paar Möhren regnen. Die Hörnleshasa fuhren daraufhin härtere Geschütze auf: Fünf männliche Narren, die Power-Hasa, ließen anmutig ihre Hüften kreisen und die Felle fallen. Das zeigte Wirkung: „Mir ist nicht zu helfen, drum mach’ ich jetzt g’schwind, dem unsäglichen Spuk auf dem Marktplatz ein End’.“ Und schon stürmten die Narren ins Rathaus, schnappten sich die Bezirksvorsteherin und verdonnerten sie zum Polonäsetanzen auf dem Löwen-Markt.

Die Mitarbeiter des Bezirksamts verbarrikadieren sich

Auch in Feuerbach belagerte eine wilde Horde Narren den Amtssitz der Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. Die hatte ihre getreuen Mitarbeiter um sich geschart und sich im oberen Stock des Bezirksamtes verbarrikadiert. „Wegen Bau- und Reinigungsarbeiten ist das Rathaus derzeit geschlossen“, stand über der großen Eingangstür. Netter Versuch. Doch Schaffle, Wolfskehlen und Waschweibern ließen sich davon nicht abhalten. Sie kamen, sahen und schrien: „Schultes, rück’ den Schlüssel raus, wir wollen rein in dieses Haus.“ Mit viel Getöse und Klängen der First-Guggen-Band setzten sie zum Sturm auf das Bezirksrathaus auf dem Wilhelm-Geiger-Platz an.

Doch so leicht gab sich die Rathauschefin nicht geschlagen: „Wir verteidigen unser Haus.“ Dass Narren im Rathaus nichts zu suchen haben, leuchtete dem Bock, der die Horde der Narrenzunft Feuerbach anführte, gar nicht ein. Also versuchte es die Rathauschefin mit einem Kamelle-Hagel, um das närrische Volk zu besänftigen. Doch jede Gegenwehr war zwecklos. „Gut, ich weiche der Gewalt, dann geb’ ich euch den Schlüssel halt“, rief die Bezirksvorsteherin. Sie ließ den Schlüssel zum Rathausfenster runter, unten wartete schon der Bock. Später zogen einige Vertreter der Interessengemeinschaft Feuerbacher Straßenfasching noch in Versform über manch fragwürdige Entwicklungen im Stadtbezirk her.

Viele Besucher sowie Vertreter der Karnevalsgesellschaften Grün-Schwarz und die Stuttgarter Rössle ließen sich das Spektakel nicht entgehen. Ab 18 Uhr ging der Rathaussturm dann nahtlos in den Schultesgeisterumzug über.