In Weil der Stadt hauen die Narren beim Rathaussturm auf den Putz. Der Schultes geht als Harry Potter, Jürgen Katz als Dumbledore.

Kurz vor 14 Uhr: Auf dem neu sanierten Marktplatz der Keplerstadt ist bereits mächtig was los. Neben zwei rosa Einhörnern, einer als Ananas verkleideten Närrin drängt sich auch eine Hummel, ebenfalls im gelb-schwarzen Kostüm, am Straßenrand. Der kleine Pirat aus der Runde fragt ungeduldig: „Wann kommen sie?“ So wie die Sonne, die sich noch hinter den Wolken versteckt, lassen die Fasnetsgruppen auf sich warten. Endlich, quasi mit dem ersten Sonnenstrahl, ist die Glocke des Herolds zu hören. Mit zahlreichen AHAs und noch mehr Begeisterung marschiert das AHA-Ballett, gefolgt vom Zunftwagen auf den Marktplatz. Mit „Rucki Zucki“ zieht die Narrenkapelle Augustiner Brass Band vor dem Rathaus ein, und dann folgen Schlag auf Schlag alle anderen Närrinnen und Narren. Den Schluss macht die größte Gruppe: die Hexen. Und die bringen gleich den langen Rammbock mit, auf dem eine riesige Hexenpuppe thront.

 

Die Besucherinnen und Besucher drängen sich dicht an dicht auf dem Marktplatz, als Zunftmeister Daniel Kadasch mit seiner Begrüßung beginnt: „Denn jetzt isch die große Stunde endlich wieder da, auf diesen Tag und auf euch drei kräftig donnernde AHA – AHA – AHA.“ Nach der langen Coronapause gibt es viel zu bemängeln, und die Anklage gegen Bürgermeister Christian Walter und den Ersten Beigeordneten Jürgen Katz, die sich im Rathaus verschanzt haben, lautet: „Genau wie eure Amtsvorgänger latscht ihr bei den wichtigen Dingen voll auf die Bremse.“ Die Vergehen sind nicht alle neu, aber eben brisant, und so ertönt vom Zunftwagen: „Beim Baugebiet Häugern werdet ihr durch die Hintertür verklagt, im Hotel Post gibt’s immer noch nichts zu essen, der Baumarkt, der kommt in die nächste Staffel von ‚Lost Places‘, und beim neuen Schulcampus dreht der Schultes eine Ehrenrunde. Selbst das Licht der Straßenlaternen macht ihr aus.“ Bei so viel Kritik kommen die Musiker mit ihren Tuscheinlagen kaum hinterher. Es sind genug Verstöße, um das Rathaus zu stürmen.

Die kräftigen Junghexen am Rammbock brauchen nicht lange – und die Rathaustür ist offen. Zusammen mit seinen Hexen sorgt Hexenmeister Jürgen Bäuerle dafür, dass der als Harry Potter verkleidete Bürgermeister nicht durch die „Winkelgasse“ oder eine Zauberei entkommen kann. Während Christian Walter und Jürgen Katz, verkleidet als Harry Potters Schulleiter Dumbledore, zur Anklage auf den Zunftwagen geführt werden, flattern Akteninhalte und Beschlüsse aus den Fenstern des Rathauses. Auch drei Banner, anlässlich der Jubiläen der Hexen, Bären und Schellenteufel, werden aus den Fenstern entrollt.

Der Bürgermeister Christian Walter wehrt sich

Der Bürgermeister gibt sich nicht so leicht geschlagen und nimmt Stellung zu den Anklagepunkten, bevor er die närrische Regierung warnt: „Passet nur auf, dass keiner reinfällt ins große Haushaltsloch.“ Dann hält der Zunftmeister den Generalschlüssel in Händen – über die Stadt haben nun die Närrinnen und Narren bis zum Aschermittwoch die volle Macht.

Nächste Termine: Donnerstag, 16. Februar: Närrische Sitzung im Rathaus um 19 Uhr. Freitag, 17. Februar: Nachtumzug in der Innenstadt anlässlich der Jubiläen von Hexen, Bären und Schellenteufeln um 20 Uhr. Sonntag, 19. Februar: Großer Umzug in der Innenstadt um 14 Uhr: Dienstag, 21. Februar: Kinderumzug in der Innenstadt um 14 Uhr. Mittwoch, 22. Februar: Fasnetsverbrennung um Mitternacht am Speidelsberg, www.narrenzunft-aha.de/#!/termine/.