Der Förderverein Fußballsport sagt erstmals die traditionellen Veranstaltungen im Ort ab. Die Ehrenamtlichen mussten im vergangenen Jahr ein Minus verbuchen – es gibt aber Hoffnung für die Zukunft.

Ehningen - Helau-Quak-Quak-Rufe wird es in diesem Jahr am Faschingssamstag in der Ehninger Turn- und Festhalle nicht geben. Der so genannte Entabruaterball ist gestrichen. Ebenso der Rosenmontagsball, der 40 Jahre lang stattgefunden hat. Beide Karneval-Veranstaltungen sind bisher vom Förderverein Fußballsport organisiert worden. Einer, der beim Rosenmontagsball von Anfang an dabei war, ist Uwe Bengel, der zweite Vorstand des Fördervereins. „Es war keine leichte Entscheidung. Aber wir wollten nicht wieder wie im Vorjahr ein Minus machen.“ In früheren Jahren waren die Bälle mit 800 Gästen stets ausverkauft. Zuletzt kamen aber nur noch 400 bis 450 Narren.

 

Viele gehen am Faschingssamstag lieber nach Deckenpfronn

Die Ursachen seien sehr vielfältig, sagt Bengel. Ein Grund für das sinkende Interesse ist die Konkurrenz in den Nachbarorten. Das närrische Treiben ist in den vergangenen Jahren offenbar immer beliebter geworden: „So gut wie jede Kommune im Kreis hat jetzt einen Fasnetsverein“, stellt Bengel fest. Viele Guggenmusikgruppen haben sich gebildet. „Viele Ehninger gehen am Faschingssamstag lieber nach Deckenpfronn, wo am Mittag der Umzug und am Abend in der Halle sowie in einem Zelt mächtig Halligalli ist.“ Zudem habe die Gemeinde Ehningen verfügt, dass bereits um 1 Uhr mit der Musik Schluss sein müsse und bis um 2 Uhr sämtliche Lichter erloschen sein müssten. „Viele kommen aber erst nach 21 Uhr. Da ist ihnen die Zeit, die sie auf unseren Veranstaltungen sein können, zu kurz“, erklärt der Ballmanager, der in seinem Berufsleben technischer Angestellter bei der Firma IBM ist.

Pro Ball waren stets rund 50 Ehrenamtliche im Einsatz, um die Bars aufzubauen, den Bodenschutz auszulegen und die Halle zu schmücken. Dazu sind zwei Abende erforderlich. Am Tag der Veranstaltung müssen weitere Vorkehrungen getroffen werden. Im Vorfeld jedes Faschingsjahres seien fünf bis sieben Sitzungen nötig, um das Organisatorische zu besprechen. Der Aufwand war seit eh und je hoch. „Und wenn man dann nicht auf seine Kosten kommt, wird das Ganze in Frage gestellt“, bilanziert Bengel.

Für den TSV waren die Bälle eine wichtige Einnahmequelle

Finanziert wurden die Bälle mit Eintrittsgeldern – ein Billett kostete zuletzt 13 Euro an der Abendkasse – und dem Erlös durch Getränke und Speisen. „Viele haben schon vorgeglüht, wenn sie bei uns aufschlagen. In den letzten Jahren wurde immer weniger konsumiert“, berichtet der Ballorganisator. Zudem bezahlten Hästräger keinen Eintritt, wodurch sich der Umsatz zusätzlich reduziere. Überdies müssten – anders als früher – professionelle Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Dazu kamen steigende GEMA-Gebühren für die Musikrechte, wodurch unter dem Strich immer weniger übrig geblieben sei. Für den TSV Ehningen ist das fatal, war doch der Fasching eine wichtige Einnahmequelle.

Anfangs veranstaltete die Fußballabteilung nur den Rosenmontagsball, vor 23 Jahren kam der Ball am Samstag hinzu, der vom Handharmonika Club übernommen wurde. Dieser hatte ihn aufgegeben, weil zuletzt zu wenig Narren gekommen waren. Um damals in die schwarzen Zahlen zu gelangen, beantragten die Fußballer einen Kredit über 10 000 Euro bei der Gemeinde. Doch schon wenige Jahre später war der Entabruater Ball ein Renner. Er wurde so genannt, weil die Einheimischen den Spitznamen Entenbrüter tragen. Dieser geht auf einen Landwirt zurück, der krank im Bett lag und währenddessen die Eier seiner Enten ausgebrütet haben soll. „Die Leute standen schon von 20 Uhr an auf den Tischen und haben gefeiert“, erinnert sich Bengel an jene Jahre, als es auf dem Ball brummte. Die Karten waren schon im Vorverkauf binnen weniger Tage vergriffen. Die Leute kamen von weit außerhalb, der gute Ruf des fetzigen Entabruaterballs drang weit über die Kreisgrenzen hinaus.

Gibt es im nächsten Jahr einen Ball an einem anderen Tag?

In Ehningen wird es an Fasching nun gar keinen Ball geben. Die Fußballer suchten sich andere Einnahmequellen wie ein zusätzliches Turnier. Der Förderverein hatte im Dezember noch einen letzten Versuch unternommen, zu retten, was zu retten ist. Er lud Vertreter der Faschingszünfte in Ehningen an einen Tisch ein, um zu klären, ob man vielleicht auch etwas gemeinsam veranstalten könnte. Doch die Terminpläne der Narren stehen längst fest. „Sie sind überall unterwegs“, sagt Bengel.

Hoffnung gibt es jedoch für das nächste Jahr. „Wir überlegen uns, wie wir vielleicht an einem anderen Tag mit einem neuen Konzept einen Ball auf die Beine stellen können“, sagt der Cheforganisator. Für den 57-Jährigen ist der Fasching eine Herzensangelegenheit: Er hat einst auf dem Rosenmontagsball seine Frau kennengelernt.

Narren haben auch überregional Zulauf

Landkreis:
Nach Angaben des Vorstands des Ehninger Karnevalsvereins, Joachim Bühler, gibt es im Kreis vier Karnevalsvereine und fast 150 Narrenzünfte. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der Gruppen, die organisiert sind und Masken tragen, in etwa verdoppelt. Viele spielen Guggenmusik wie die Ehninger Edafetzer, die im Jahr 1996 gegründet wurden. Danach bildeten sich vielerorts weitere solcher Blaskapellen. Seit 2003 werden deutsche Guggenmusik-Meisterschaften ausgetragen – die Edafetzer holten drei Mal den Titel.

Land:
Laut dem Landesverband Württembergische Karnevalsvereine (LWK) erhielten die Narren auch überregional in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Zulauf. Die LWK berät bei Fragen zu den GEMA-Gebühren und zur Nutzung von Musikwerken. Zurzeit sind 141 Karnevalsgesellschaften im LWK sowie 60 Maskengruppen (insgesamt 59 000 Mitglieder). Vor 20 Jahren zählte der LWK noch 114 Vereine und rund 40 000 Mitglieder.