Als Frankreichs Fußballer am Mittwoch in Ludwigsburg ankommen, warten einige Fans vor dem Hotel. Am Ende ist unter anderem der fünfjährige Mbappé-Fan Diego aus der Region enttäuscht.
Die hohen Bauzäune lassen bereits erahnen, dass heute nicht viel gehen wird. „Die fahren rein, steigen aus, gehen ins Hotel und dann au revoir“, fasst einer der wartenden Fans zusammen, was viele vermutlich ebenfalls denken. Etwa 30 Menschen sind an diesem Mittwochmittag zum Hotel Monrepos in Ludwigsburg gekommen, um die französische Fußball-Nationalmannschaft zu sehen. Dort sind die Stars um Kylian Mbappé für ihr Spiel gegen Spanien am Donnerstagabend untergebracht.
Die Stimmung vor dem Schlosshotel ist schon um halb zwölf ein wenig gedämpft. Eine Handvoll Leute steht an der Straße bereit, um den französischen Weltstars nah zu sein. Einer davon ist der fünfjährige Diego, bei dem schon auf den ersten Blick klar wird, für wen sein Fußballerherz schlägt: Er trägt ein Trikot der französischen Nationalmannschaft, auf der Brust prangt die Zehn – die Nummer von Kapitän Kylian Mbappé.
Ankunft in Stuttgart mit Verspätung
Diego grinst vorfreudig, aber sein Vater ahnt schon da, dass er vom französischen Stürmerstar wohl nicht viel sehen wird. „Ich war vergangenes Jahr bei der EM schon hier, als die Belgier kamen. Da waren es vor dem Eingang wenigstens nur hüfthohe Absperrgitter“, sagt er und deutet auf die Bauzäune, vor denen auch noch Planen hängen. „Total übertrieben“, nennt Diegos Vater diese Abschirmung.
Als um Viertel nach zwölf die Nachricht die Runde macht, dass die Franzosen erst jetzt mit Verspätung in Stuttgart gelandet sind, herrscht unter den Wartenden vor dem Hotel erst recht Ernüchterung. Aber wenigstens lässt sich dadurch leichter abschätzen, wann die Spieler wirklich vor dem Monrepos ankommen werden. Darum war im Vorfeld ein großes Geheimnis gemacht worden, Hoteldirektor Felix Sommerrock durfte wegen einer Kommunikationssperre der Uefa selbst am Dienstag noch nicht bestätigen, dass die Mannschaft auch wirklich anreist.
Mbappé ist der große Star
Sommerrock selbst ist gut gelaunt. „Für uns ist das alles auch aufregend“, sagt er. Denn obwohl das Hotel nach dem Aufenthalt der belgischen Mannschaft schon Erfahrung mit Fußballern hat, ist der Besuch der Franzosen eine andere Herausforderung. Die bleiben nämlich maximal bis Sonntag. Wenn sie ihr Spiel gegen Spanien gewinnen, reist der mehr als 70 Personen umfassende Tross sogar schon früher wieder nach München ab, wo am Sonntag das Finale stattfindet. „Während der EM hat es ungefähr eine Woche gedauert, bis sich die Abläufe zwischen unserem Team und den Belgiern eingespielt haben“, erklärt Sommerrock. „So viel Zeit haben wir diesmal gar nicht.“
Um 13 Uhr kommt der französische Mannschaftsbus dann tatsächlich am Monrepos an. Die meisten Fans haben ausgeharrt, sie haben Fotos, Trikots oder Torwarthandschuhe dabei und hoffen auf Autogramme der Profis. Der Bus fährt allerdings einfach an ihnen vorbei. Die meisten stürmen daraufhin zum anderen Zaun, vor dem der Bus hält. Sehen kann man nicht viel, der Großteil der Fans reckt deshalb die Handys über das Gitter, um wenigstens Fotos und Videoaufnahmen mitzunehmen.
Die Fans rufen die Namen der Spieler, als diese aus dem Bus steigen. Besonders laut wird es beim Letzten: „Kylian, Kylian“, tönt es vor dem Hotel – der Kapitän verlässt den Bus zuletzt. Wie alle anderen Spieler verkrümelt aber auch er sich schnellstmöglich ins Hotel. „Bisschen enttäuschend“, sagt einer der Fans im Vorbeigehen zu seinen Freunden. Die meisten anderen zucken einfach mit den Schultern. Auch Diego hat kein Autogramm bekommen. „Am Freitag trainieren sie in Bissingen“, sagt sein Vater aufmunternd. Vielleicht gibt es dort ja eine neue Chance.