Freundschaftsspiel gegen den Lagerkoller: Die Wahl-Italiener Mario Gomez und Miroslav Klose freuen sich auf das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalelf gegen Paraguay am Mittwochabend.

Mainz - Kollegen statt Konkurrenten: Mario Gomez und Miroslav Klose mögen grundverschiedene Charaktere sein, eine gute Beziehung untereinander gilt zwischen den Stürmern als verbürgt. Sonst hätte Klose nicht einige Kurznachrichten an Gomez gesandt, um ihn vor der italienischen Form der Saisonvorbereitung zu warnen. Der Angreifer Klose geht in seine dritte Saison bei Lazio Rom und wusste halt genau, was dem neuen Angreifer des AC Florenz bevorstehen würde. Nämlich wochenlange Zwangskasernierung.

 

Gomez gab dazu nun seine ersten Erfahrungen in einem Mainzer Luxushotel bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft preis: „Ich bin aus Lissabon gekommen und habe dreieinhalb schöne Wochen hinter mir.“ Um mit ironischem Unterton im abgedunkelten Rhein-Main-Saal hinzuzufügen: „Vier Wochen Trainingslager – das braucht man nicht unbedingt.“

Insofern macht das Freundschaftsspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) gegen Paraguay ja doch Sinn, wenn vom Lagerkoller geplagte Fußballlegionäre vor dem Start ihrer Liga noch schnell Spielpraxis sammeln dürfen. Joachim Löw bestätigte, dass sowohl Gomez als auch Klose „zum Einsatz kommen“. Mag die skandalumtoste Serie A für viele aus den Augen und aus dem Sinn sein; der Bundestrainer wird um einige Stippvisiten im „Jahr der Fokussierung“ nicht umhin kommen. Die Wahl-Italiener seien bei ihm weiter „erste Wahl“. Löw: „Wenn es keine Formkrisen oder Verletzungen gibt, sind beide für mich erste Priorität.“

Löw nennt Klose und Gomez „Tormaschinen“

Das hörte sich verdammt nach einem Freiflugticket für die WM 2014 in Brasilien an. Alternativen sind erstens – bis auf den Neu-Gladbacher Max Kruse – rar, zweitens ist der Ehrgeiz der „Tormaschinen“ (Löw) ungebrochen. Klose spornt nicht nur an, dass er an ehemaliger Wirkungsstätte im Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion mit dem legendären Gerd Müller gleichziehen kann – dazu müsste der 35-Jährige im 128. Länderspiel nur seinen 68. Treffer erzielen. Und bei einer vierten WM aufzulaufen, wirkt seit geraumer Zeit als entscheidender Antrieb, alle Auszeiten zu überstehen.

Auch Gomez (25 Tore bei 58 Länderspieleinsätzen) kann viel über Zwangspausen unfreiwilliger Art erzählen. Die Münchner Tripelsaison hat er monatelang in der Reha, dann oft auf der Bank zugebracht. So standen bei dem 28-Jährigen diesen Sommer grundsätzliche Erwägungen an. „Ich habe mir gedacht: Ich kann bei Bayern bleiben, sitze vielleicht drei Jahre auf der Bank und habe drei Meisterschaften mehr“, erklärte Gomez: „Oder ich kann mich weiterentwickeln, eine neue Sprache lernen. Das ist dann vielleicht mehr Wert.“ Es sei dann trotzdem „nicht leicht“ gewesen, die Münchner zu verlassen.

Von Löw holte sich der frühere Stuttgarter persönlich die Botschaft ab, dass sich seine Perspektiven in der deutschen Auswahl nicht verschlechtern würde. „Ich habe ihn in seiner Entscheidung bestärkt“, betonte der Bundestrainer. „Florenz hat eine Mannschaft, die sehr offensiv spielt. Und wenn Mario spürt, dass er gebraucht wird, hat er immer viele und entscheidende Tore gemacht. Er braucht das Vertrauen.“

Gomez glaubt nicht an erneute Pfiffe auf dem Betzenberg

Tatsächlich wirkte der gebürtige Schwabe aufgeräumt, gelöst und plauderte darüber, dass er bereits die ersten Brocken Italienisch beherrsche, ansonsten verständige er sich eben „auf Englisch oder Spanisch, mit Händen und Füßen.“ 25 000 Florentiner hatten bei seiner Vorstellung im Artemio-Franchi-Stadion frenetisch Applaus geklatscht, als ihnen der vermeintliche Erlöser präsentiert wurde. Die Tifosi, so Gomez, „lechzen nach dem Stellenwert, den sie vor Jahren hatten.“ Er möchte mithelfen, „es war meine Vision, noch einmal im Süden zu spielen.“ Und der Süden endet für den Sohn eines spanischen Vaters eben nicht in München.

Dass er mit dem FC Bayern erst noch mit ins Trainingslager an den Gardasee fuhr, möchte Gomez nicht missen. Die Zeit mit Pep Guardiola versah er mit den Attributen „großartig und interessant“. Und doch ist die Episode bereits schon wieder Geschichte. Die Gegenwart findet gegen Paraguay am Betzenberg statt, wo ausgerechnet Gomez noch einmal mit unliebsamer Vergangenheit konfrontiert wird: Im März 2011 setzte es bei einem 4:0 gegen Kasachstan gellende Pfiffe, als die damalige Reizfigur eingewechselt wurde. Das wird sich im August 2013 nicht wiederholen, glaubt Gomez. „Jetzt spiele ich ja nicht mehr beim FC Bayern.“