Den Nationalpark Bayerischer Wald wollten viele Anwohner lange Zeit auch nicht haben. Inzwischen hat sich die Stimmung gedreht.

Nationalpark - Es dauerte viele Jahrzehnte, bis der älteste deutsche Nationalpark Bayerischer Wald aus der Taufe gehoben war. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden erste Forderungen nach der Einrichtung großer Naturschutzflächen in diesem Gebiet erhoben. Aber erst 1970 wurde der Nationalpark Wirklichkeit – nach langen und heftig geführten Diskussionen. Die lokale Bevölkerung begann sich aber erst richtig für das Problem zu interessieren, als Stürme größere Waldflächen „umgelegt“ hatten und sich in der Folge der Borkenkäfer breit machte. Dementsprechend heftig war der Widerstand in den betroffenen Gemeinden, als der Nationalpark in den 1990er Jahren erweitert werden sollte. So ist überliefert, dass sich in Frauenau 84 Prozent der abstimmenden Bürger gegen das Projekt aussprachen – und das bei einer Wahlbeteiligung von 51 Prozent.

 

Ein deutlicher Meinungswandel

1997 wurde der Park dann trotz der massiven Proteste erweitert. Eine Verfassungsklage dagegen sowie gegen die nach Ansicht der Kläger mangelhaften Möglichkeiten der Bekämpfung des Borkenkäfers wurde allerdings im Jahr 2009 abgewiesen. Mittlerweile haben sich vielerorts die Gemüter aber wieder beruhigt. 2009 fasste Christopher Späth in seiner Geografie-Examensarbeit „Der Nationalpark Bayerischer Wald und seine Wälder“ die Situation zusammen. Demnach lehnten in einer Befragung aus dem Jahr 1988 – also lange vor der geplanten Erweiterung – zwei Drittel der Bewohner der unmittelbaren Nationalparkgemeinden den Park ab. In den etwas weiter entfernten Gemeinden – in einer Fünf-Kilometer-Zone um den Park – war es dagegen nur noch ein Drittel der Befragten.

2008 wurde erneut eine Studie zur Akzeptanz des Nationalparks in der heimischen Bevölkerung durchgeführt. Inzwischen lag die Zustimmung in den Befragungsgebieten zwischen 62 und 88 Prozent. Interessanterweise war dabei die Zustimmung im Nahbereich des Parks am größten – also gerade dort, wo in den 1990er Jahren die Ablehnung am größten war.

Ungelöste Käferproblematik

Gleichwohl war die Kritik an der Verwaltung des Nationalparks nach wie vor beachtlich. 56 Prozent der Befragten waren der Meinung, diese würde den Schutz der angrenzenden Privatwälder vernachlässigen. Und immerhin 41 Prozent war das erklärte Motto des Parks, Natur Natur sein zu lassen, ein Dorn im Auge. Noch mehr Bewohner der Region – nämlich über 60 Prozent – waren damals dafür, den Borkenkäfer mit allen Mitteln und auf allen Flächen zu bekämpfen. Immerhin stimmten 42 Prozent der Aussage, dass der Nationalpark mehr Touristen in die Region locken würde, voll und 26 Prozent eher zu.

Noch ist die Käferproblematik nicht gelöst. Nach Angaben der Nationalparkverwaltung hat der Käfer im Park seit 1995 eine Fläche von über 5000 Hektar befallen. Dennoch muss sich der Wald selbst helfen – bleiben doch mindestens drei Viertel des Parks sich selbst überlassen. Das scheint zu klappen: inzwischen habe sich der Wald erholt und sei ohne Zutun des Menschen größtenteils wieder bewaldet, meldete die Verwaltung im vergangenen Herbst.