Die Gegner des Großschutzgebietes haben vor 900 Teilnehmern in Baiersbronn ihre Vorschläge für mehr Naturschutz präsentiert. Um das zu leisten, braucht es keinen Nationalpark, meinen sie.

Baiersbronn - Mit einem „Forum der Vernunft“ haben die Gegner des geplanten Nationalparks in der voll besetzten Schwarzwaldhalle in Baiersbronn auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht: „Ja zum Wald – nein zum Nationalpark.“ Vor rund 900 Bürgern, Vereinsmitgliedern, Gemeinderäten, Bürgermeistern und Vertretern der Wirtschaft kritisierte der Sprecher und Vorstandsmitglied des Vereins „Unser Nordschwarzwald“, Andreas Fischer das kompromisslose Festhalten der Landesregierung an einem Nationalpark, Das habe „wenig mit gelebter Demokratie“ zu tun.

 

Fischer, der es stets vehement abgelehnt hat, über das Pro und Kontra eines Nationalparks zu diskutieren – „ich spreche nur über Alternativen“ – stellte am Samstag einen Forderungskatalog vor, mit dem mehr Naturschutz, mehr Tourismus und die Energiewende mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz zu schaffen wäre. Ohne Einschränkungen für die Bürger, ohne Reglementierungen einer neuen Behörde, ohne die Geldverschwendung, die seiner Meinung nach ein Nationalpark mit sich bringt. Mit diesen Forderungen wollen die 974 Mitglieder des Vereins der Landesregierung „eine Brücke bauen“ für einen konstruktiven Dialog mit der Region und mit den Bürgern.

Etliche Forderungen sollen Natur und Tourismus fördern

Zu den Forderungen zählen der konsequente Umbau des fichtendominierten Waldes zum Bergmischwald; die Ausweisung von mehr Bannwäldern, um mehr ungestörte Natur zu haben; der Ausbau des Alt- und Totholzkonzepts im Staatswald und ein Informationsprogramm für Kommunal- und Privatwaldbesitzer, damit in diesen Wäldern den Alt– und Totholzanteil steigt. Außerdem soll ein weiteres Naturschutzzentrum, etwa in Herrenwies (Forbach) eingerichtet werden, ebenso wie Erlebnisgebiete zur Förderung des regionalen Tourismus im seit 1998 bestehenden Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Der Forstprofessor Wolfgang Tzschupke sowie der frühere Freudenstädter Landrat und ehemalige Vorsitzende des Naturparks, Peter Dombrowsky (CDU), unterstützten diese Forderungen. Dombrowsky, terminlich verhindert, plädierte im Videointerview für einen „Naturpark plus“. Es gäbe nichts, was ein Nationalpark besser könne. Wie schon bei der Veranstaltung der Landtags-CDU jüngst in Baiersbronn forderte er mehr Geld für den Ausbau des Naturparks.

Zwei Sägewerksbesitzer erläuterten, wie in einem „Naturreservat“ oberhalb von 900 Metern mehr Naturschutz erreicht und der Nordschwarzwald zur Bioenergieregion werden könne – mit staatlicher Lenkung, etwa bei der Windkraft, und entsprechender finanzieller Förderung. Die Gemeinden seien klamm und abhängig von der Förderung des Landes. Deshalb, so ihre „ernüchternde Erkenntnis“ aus dem regionalen Arbeitskreis Infrastruktur, setzten viele Bürgermeister Hoffnungen auf neue Fördertöpfe durch einen Nationalpark. Dass ihnen damit indirekt Käuflichkeit unterstellt wurde, kam bei einigen Amtsträgern nicht gut an.

Schutzgebiet-Gegner geben ihre Statements ab

Unter dem Motto „Aus Fehlern lernen“ schilderten zwei Vertreter von Initiativen gegen die Nationalparks aus dem Harz und dem Bayerischen ihre Erfahrungen, außerdem gab es vorbereitete Statements von Bürgern – von der Schülerin bis zur Rentnerin, vom Mechaniker bis zum Pfarrer. Sie fürchteten sich vor dem Rummel der Tagestouristen, wollten sich weiter frei und ohne Eintrittsgeld im Wald bewegen und ihr Naturidyll vor den Grünen schützen.

Den „Tugendterrorismus“ der Grünen prangerte der ehemalige Moderator des „Heute-Journals“, Alexander Niemetz, an. „Machen sie Ihren Politikern Beine“, forderte Niemetz den Aufschrei der „Wutbürger“ ein. Das ist auch die Intention des Veranstalters – gut 26 000 Unterschriften gegen den Nationalpark wurden schon gesammelt. Nun richtet sich die Wut auch gegen die „Macht der Medien“, vor der Halle gesammelte Unterschriften sollen Druck aufbauen gegen die Lokalzeitung.

Umfrage: Mehrheit für Alternativen zum Nationalpark


Mit Unterstützung der Holz- und Sägeindustrie hat der Verein „Unser Nordschwarzwald“ nach Greenpeace ( in der Umfrage waren 65 Prozent der Baden-Württemberger für einen Nationalpark) ebenfalls eine Umfrage beim Forsa-Institut in Auftrag gegeben: Demnach sind 31 Prozent der Menschen im Südwesten für die Verwendung von Holz aus heimischen Wäldern. Und 72 Prozent wollen keine weiteren Naturschutzgebiete, wenn dafür auf die Nutzung von einheimischen Holz verzichtet werden muss. 75 Prozent finden die Prüfung von Alternativen für einen Nationalpark gut bis sehr gut. Das Fazit des Vereinssprechers: „Wir können auch Forsa.“