Wenn es im Landtag um den geplanten Nationalpark Nordschwarzwald geht, werden allerhand Argumente aufgerufen. Die SPD hat den Anlass genutzt, um die CDU und ihre Politik in Sachen Nationalpark vorzuführen. Die Christdemokraten gäben sich in Stuttgart ergebnisoffen, schürten vor Ort aber Ängste vor entvölkerten Dörfern.

Stuttgart - Die gute Nachricht: Weitgehend sachlich haben sich die Fraktionen im Landtag in Stuttgart diesmal mit dem Thema Nationalpark auseinander gesetzt. Das lag vor allem am CDU-Abgeordneten Patrick Rapp, dem forst- und naturschutzfachlichen Sprecher seiner Fraktion. Der ließ sich vom SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel nicht aus der Reserve locken, sondern warb für einen Konsens. Gegner und Befürworter sollten gemeinsam mit den Fraktionen und der Landesregierung nach einer Lösung suchen. Auch der Sprecher der FDP-Fraktion, Friedrich Bullinger, plädierte letztlich für eine öffentliche Anhörung aller Beteiligten, sobald das von der Landesregierung beauftragte Gutachten auf dem Tisch liege.

 

Zuvor aber hatte der SPD-Mann Schmiedel die von seiner Fraktion beantragte aktuelle Debatte dafür genutzt, die CDU vorzuführen. Diese treibe ein Doppelspiel – sie gebe sich ergebnisoffen, schüre aber vor Ort die Ängste. Wie etwa der Fraktionschef Peter Hauk, der in Baiersbronn vor den Folgen eines Nationalparks gewarnt hatte und sagte: „Wir wollen nicht, dass ganze Dörfer entvölkert werden.“

„Freies Spiel der Kräfte entspricht nicht dem biblischen Auftrag“

Besonders schlimm, geradezu skurril werde es, sagte Schmiedel, wenn sich die CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz zur Bewahrung der Schöpfung äußere. Vor kurzem hatten sich eine ganze Reihe von Christdemokraten, darunter der Abgeordnete und Landrat Günther-Martin Pauli, der frühere Umweltminister Erwin Vetter und der frühere Staatssekretär und Ludwigsburger OB Hans-Jochen Henke, für einen Nationalpark ausgesprochen – aus Verantwortung für die Schöpfung, und weil dies ein urkonservatives Thema sei.

Sabine Kurtz als Vorsitzende des evangelischen Arbeitskreises bezieht dazu eine Gegenposition: „Den Nordschwarzwald dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen, entspricht nicht dem biblischen Auftrag des Bebauens und Bewahrens der Schöpfung“, tat sie jüngst in einer Mitteilung kund und äußerte sich auch zu den fatalen Folgen für den Forst, mit Hilfe ihres Ehemannes, der ein Forstamt leitet.

Christliche Werte und Tourismus

Der Mensch als Teil der Schöpfung trage auch Verantwortung für diese, betonte der Grünen-Abgeordnete Markus Rösler. Ein Nationalpark, gerade einmal 10 000 Hektar Staatswald innerhalb des mit 370 000 Hektar größten Naturparks in Deutschland, könne dem bedrohten, auf totholzreiche Nadelwälder angewiesenen Dreizehenspecht eine Arche Noah sein.

Jenseits dieser Debatte über christliches Werteverständnis wurden der Nutzen eines Nationalparks für den darbenden Tourismus im Nordschwarzwald von den einen beschworen, von anderen in Abrede gestellt. Der FDP-Mann Bullinger sieht keinen Mehrwert in einem Nationalpark: „Die Menschen wollen nicht über Totholz steigen.“ Er warnte davor, dass junge Leute wegziehen würden. Er wolle „keinen Nationalpark mit Altersheim.“

Die CDU will „ergebnisoffen“ auf das Gutachten warten

Patrick Rapp wies Schmiedels Auslassungen als unsachlich zurück und verteidigte die Position der Union, ergebnisoffen das Gutachten abzuwarten. „Es gibt gute Argumente für und gegen einen Nationalpark. Wir müssen in Richtung Kompromiss gehen.“ Ein Nationalpark könne nur funktionieren, wenn ihn die Menschen vor Ort mittragen.

Der zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) erinnerte an die Verpflichtung zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Das Gutachten werde viele Fragen beantworten. Anfang April soll es vorgestellt und öffentlich in der Region diskutiert werden.