Die Landtags-CDU trifft vor Ort in Baiersbronn auf viele offene Fragen zum Nationalpark Nordschwarzwald. Wirtschaftsvertreter befürchten, dass das „Waldland“ nicht mehr attraktiv sei für Universitätsabsolventen aus Hamburg oder Essen.

Baiersbronn - Hoffnungen, Ängste und viele offene Fragen kennzeichnen den erbitterten Streit über einen Nationalpark Nordschwarzwald. Jetzt haben sogar die beiden evangelischen Landesbischöfe Ulrich Fischer und Frank Ottfried July eine „faire Debatte“ angemahnt.

 

Ein vom Land in Auftrag gegebenes Gutachten soll Anfang April Antworten liefern. Erst dann will sich die CDU im Landtag festlegen. Zuvor aber wolle die Union die Stimmung vor Ort erkunden und die Argumente der Menschen hören, sagte der Fraktionschef Peter Hauk in Baiersbronn. Gut 600 Menschen waren der Einladung der Union zu einer Diskussionsveranstaltung gefolgt, deren einseitig kritisch besetztes Podium im Vorfeld Ärger gemacht hatte – auch in den Reihen der CDU.

IHK fürchtet ein Image als „Waldland“

Diesen Eindruck mühte man zu mindern. Alle Teilnehmer debattierten zwar engagiert, aber zumeist sachlich. So kritisierte etwa Gerhard Fassnacht, der Chef des Freudenstädter Kreisbauernverbands, dass die Landwirte in den regionalen Arbeitskreisen nicht beteiligt worden waren. Er sieht im Borkenkäfer eine große Gefahr für die bäuerlichen Wälder. Seine kämpferische Äußerung beim Kreisbauerntag in Schopfloch, die der „Schwarzwälder Bote“ berichtet hatte, den Nationalpark, „dieses irrsinnige und wahnwitzige Projekt einer Minderheit von Fanatikern“, zu stoppen, wiederholte er tunlichst nicht.

Die Sorgen der Wirtschaft verdeutlichte Martin Keppler von der IHK Nordschwarzwald. Ein Image als „Waldland“ sei nicht geeignet, „Universitätsabsolventen aus Hamburg oder Essen“ in die Region zu ziehen. Wenn die Gesellschaft aber dafür sei und es „klare Aussagen zu den Finanzen“ gebe, „wird sich die Wirtschaft einem Nationalpark nicht verschließen“. Ein Zusage, die das Publikum mit Pfiffen abstrafte. Der frühere Freudenstädter Landrat Peter Dombrowsky (CDU) hingegen will mehr Mittel und Angebote für einen „Naturpark plus“. „Keine sachlichen Argumente“ erkennt der Forstprofessor Wolfgang Tzschupke. Er sieht auch keine Vorteile für die Artenvielfalt. Der Nabu-Chef Andre Baumann, einziger Befürworter auf dem Podium, betonte, dass die Artenvielfalt in nicht genutzten Wäldern größer sei als in bewirtschafteten. Deshalb habe auch Peter Hauk als früherer Landwirtschaftsminister das „Alt- und Totholzkonzept“ entwickelt. Ein Nationalpark wäre „Hauk im Quadrat“.

CDU ist beim Nationalpark im „Zielkonflikt“

Die CDU übt sich weiter im Spagat. Der Abgeordnete Patrick Rapp etwa, Experte für Tourismus, Naturschutz und Forst, gestand ein, sich angesichts der divergierenden Themen ständig im „Zielkonflikt“ zu befinden. Für den Baiersbronner Abgeordneten Norbert Beck aber ist klar: „Wir lassen uns unseren Wald nicht nehmen.“ Der frühere CDU-Staatsrat und EnBW-Chef Gerhard Goll rückte das zurecht. Es handle sich um Staatswald, „der gehört allen Baden-Württembergern“.