Der Nationalpark Schwarzwald geht ins Geld: für das geplante Besucherzentrum am Ruhestein werden Mehrkosten in Millionenhöhe fällig. Das Kabinett segnete sie jetzt ab. Es sei viel Geld, aber sehr gut investiertes, sagt der Umweltminister.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Franz Untersteller wanderte auf den Spuren seines Parteifreundes Alexander Bonde. Im Nordschwarzwald besichtigte der grüne Umweltminister am Donnerstag, was er im Zuge des Neuzuschnitts der Ressorts mit der Zuständigkeit für den Naturschutz von dem einstigen Agrarminister „geerbt“ hat: das ehedem grün-rote Vorzeigeprojekt Nationalpark Schwarzwald. Wie einst Bonde begrüßte Untersteller das Reservat als „große Chance“ für Naturschutz und die Artenvielfalt in Baden-Württemberg. Aber auch die Menschen im Nordschwarzwald profitierten von dem Geld, das Gäste aus dem In- und Ausland in der Region ausgäben.

 

Der Umweltminister nutzte dem Besuch zum einen, um am Ruhestein die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ihm neuerdings zugeordneten Nationalpark-Verwaltung kennenzulernen. Mit Vertretern von Rat und Beirat des Reservats sowie Abgeordneten aus der Region wanderte er sodann zum Wilden See und zur Darmstädter Hütte. Vor allem aber informierte er sich über den Bau des geplanten Besucher- und Informationszentrums. Als „Aushängeschild“ spiele dieses für die weitere Entwicklung des Nationalparks „eine große Rolle“, betonte Untersteller.

Der Bau soll im Herbst beginnen

Auf etwa 3000 Quadratmetern gebe es künftig Ausstellungen, Film- und Vortragsveranstaltungen sowie Seminare, die den Besuchern ökologische Zusammenhänge und Ziele des Naturschutzes informierten näher brächten. Zum Neubau gehöre auch der „Skywalk“, ein offener Steg mit Aussichtsplattform auf Höhe der Baumkronen. Insgesamt werde das Besucherzentrum „die Attraktivität des Nationalparks nochmals steigern“. Schon in diesem Herbst solle der Bau beginnen.

Der Preis dafür wird indes deutlich höher als einst angenommen. In seiner jüngsten Sitzung habe das Kabinett einer Erhöhung der Gesamtbaukosten zugestimmt, berichtete Untersteller – um sechs Millionen auf nunmehr 32 Millionen Euro. Der Anstieg bemisst sich freilich nicht an jenen 20 Millionen Euro, die in einer frühen Phase genannt wurden, sondern an einem Beschluss des Ministerrats von 2014: Nach einer ersten „Grobkostenschätzung“ war man damals von 22,5 Millionen ausgegangen, zuzüglich einem Risikopuffer von drei Millionen – machte insgesamt 25,5 Millionen Euro. Seither seien „die Planungen weiter vorangeschritten“, berichtete Untersteller – und mit ihnen die Kosten. Vier Millionen mehr benötige man für die Erschließung des Geländes , zwei Millionen für „konstruktive Mehrkosten und Qualitätsanpassungen“. Da auch die Risikovorsorge leicht erhöht wird, steige der Kostenrahmen auf knapp 32 Millionen Euro.

Parkplätze kosten zwei Millionen extra

Doch damit nicht genug: mit noch einmal zwei Millionen schlagen der Bau von Parkplätzen und die neue Zufahrt zu Buche. Zwar wünscht man sich, dass möglichst viele Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, doch viele werden das Auto nutzen. Die Folge: Mindestens 300 zusätzliche Stellplätze sind aus Sicht des Umweltministeriums notwendig. Die Mittel dafür sollen im Haushalt 2017 ausgewiesen werden.

„Das ist alles zusammen viel Geld, aber es ist sehr gut investiertes Geld“, unterstrich Untersteller. Schließlich entstehe ein „Aushängeschild für ganz Baden-Württemberg“. Auch der Vorsitzende des Nationalpark-Beirates, der frühere EnBW-Chef Gerhard Goll (CDU), rechtfertigte die Investitionen als „notwendig und sinnvoll“. „Ich glaube nicht, dass da geaast wird“, sagte Goll unserer Zeitung. Damit trat er auch kritischen Stimmen aus seiner Partei entgegen. So soll sich Agrarminister Peter Hauk (CDU) im Kabinett irritiert über den Kostenanstieg geäußert haben. Der frühere Finanzminister Willi Stächele (CDU) kann sich in Warnungen aus dem vorigen Jahr bestätigt sehen. „Das wird hundertprozentig mehr kosten“, sagte er damals – was die Regierung aber zurück wies.

Weitere Millionen für die Ausstellung

Auch in den 34 Millionen Euro ist noch keineswegs alles drin: für die Dauerausstellung und eine „angemessene Inneneinrichtung“ des Besucherzentrums werden weitere Millionen fällig. Bisher gehe man von einem Landesanteil von drei Millionen Euro aus, die in den Jahren 2017 und 2018 bereitzustellen wären, heißt es im Umweltministerium; das sei jedenfalls die Voraussetzung dafür, um eine weitere Million als Zuschuss von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu erhalten. Damit stiegen die Gesamtausgaben für das Besucherzentrum bereits auf 37 Millionen Euro.