Am Wochenende wird der Nationalpark Schwarzwald eröffnet. Der Park ist ein Zukunftsprojekt: „Eine Spur wilder“, so sein Motto, wird er erst in Jahrzehnten sein.

Stuttgart - Geduld und Gelassenheit – das fordert Thomas Waldenspuhl, einer der beiden Direktoren des neuen Nationalparks Schwarzwald, ein. Diesen hat der Landtag gegen die Stimmen der Opposition und unter viel Protest in der Region beschlossen, denn der erste Nationalpark in Baden-Württemberg – es gibt nun 15 in ganz Deutschland – ist erst im Werden. Die Wildnis, ein Stück unberührter Natur inmitten einer Kulturlandschaft und Wirtschaftsregion, ist das gedachte Endziel – das erst viele Generationen später zu erleben sein wird. „Aber die Erbauer des Freiburger Münsters wussten auch, dass sie selbst dort niemals zur Messe gehen würden“, sagt Waldenspuhl.

 

Wanderwege werden nur freigeschnitten, sofern die Sicherheit es erfordert

Die Keimzellen des künftigen Urwalds wurden durch die Naturschutzgebiete und Bannwälder, die nun nach und nach vernetzt werden, vor langer Zeit schon gelegt, wie etwa vor mehr als 100 Jahren im Bannwald Wilder See beim Ruhestein. In 30 Jahren soll in dem sogenannten, gut 10 000 Hektar großen Entwicklungsnationalpark, die unberührbare Kernzone 7500 Hektar umfassen. Dort werden dann nur noch Wanderwege freigeschnitten, sofern die Sicherheit es erfordert. In den Pufferstreifen zu den angrenzenden Wirtschaftswäldern und auf den Hochweiden sind Pflege- und Schutzmaßnahmen möglich, die Fläche dieser Managementzone umfasst 2500 Hektar.

Hier gilt der Kampf vor allem dem Borkenkäfer. Jede einzelne Fichte in diesen Pufferzonen werde kontrolliert, verspricht der für den Forst zuständige Nationalparkchef Waldenspuhl. Bei diesem Thema steht die Nationalparkverwaltung unter hohem Erfolgsdruck und unter Beobachtung der Gegner. Diese hatten sich in letzter Zeit ruhig verhalten, jedoch jetzt zum Eröffnungsfest mit Farbschmierereien an Bäumen wieder auf sich aufmerksam gemacht. Eine Aktion, die Wolfgang Schlund verurteilt. Der Nationalparkchef setzt auf Information und Bürgerbeteiligung bei den weiteren Planungen, er weiß aber auch: „Wir können nicht jeden überzeugen.“

Es stehen noch wichtige Entscheidungen an

Zu entdecken gibt es auf Wanderungen und auf den bestehenden Natur- und Lehrpfaden in den beiden Gebieten des Nationalparks am Hohen Ochsenkopf und am Ruhestein schon einiges. Neue Attraktionen sind in Planung. So soll etwa bereits am 13. Mai der Nationalparkrat über ein neues Besucher- und Informationszentrum beschließen, sagt dessen Vorsitzender, Klaus Michael Rückert. Schließlich müsse das Projekt – die Rede ist von einem zweistelligen Millionenbetrag – im Landeshaushalt berücksichtigt werden, um die weiteren Planungen mit Beteiligung der Region voranzutreiben. Mehrere Standorte seien noch in der Diskussion. Als Landrat des Kreises Freudenstadt macht er keinen Hehl daraus, dass er sich das Zentrum am Ruhestein vorstellen könnte. Dennoch verspricht er, die Debatte offen und fair zu moderieren.

Zwei weitere wichtige Entscheidungen stehen noch an – über den Sitz der Nationalparkverwaltung und ein Netz von Rangerstationen.

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