Die Weltöffentlichkeit beobachtet seit Tagen das Fortkommen des russischen Hilfskonvois für die Ostukraine. Doch nun schrecken Berichte auf, wonach nachts 23 russische Armeefahrzeuge ins Nachbarland vorgedrungen sind.

Die Weltöffentlichkeit beobachtet seit Tagen das Fortkommen des russischen Hilfskonvois für die Ostukraine. Doch nun schrecken Berichte auf, wonach nachts 23 russische Armeefahrzeuge ins Nachbarland vorgedrungen sind.

 

Kiew - Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wirft Russland vor, mit Militärfahrzeugen in die Ukraine vorgedrungen zu sein. Er sprach am Freitag in Kopenhagen von einem „Einfall“ ins Nachbarland. Nach Angaben der Führung in Kiew sind 23 Armeefahrzeugen über die Grenze gefahren. Der Kreml wies dies zurück. Ein russischer Konvoi mit Hilfsgütern steckte weiter an der Grenze fest. Grund sind Unstimmigkeiten über die Abfertigung zwischen Kiew und dem Roten Kreuz. Bei Gefechten im Donbass wurden zahlreiche Menschen getötet.

Rasmussen prangerte an, der aktuelle Grenzübertritt bestätige nur die Tatsache, „dass wir einen dauernden Fluss von Waffen und Kämpfern aus Russland in die Ostukraine sehen“. Rasmussen rief Moskau auf, die Separatisten im Nachbarland nicht weiter zu unterstützen und in den Dialog mit der Regierung in Kiew zu treten.

Auch die Bundesregierung fordert von Moskau dringend Aufklärung der zuerst von den britischen Zeitungen „Guardian“ und „Telegraph“ veröffentlichten Berichte über den Militärkonvoi. Die russische Regierung müsse alles tun, um den Nachschub für die Separatisten zu unterbinden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach am Telefon mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow über die Krise.

Die Abfertigung der zwischen Kiew und Moskau umstrittenen 2000 Tonnen Hilfsgüter aus Russland kam nur schleppend voran. Die ukrainische Führung forderte zunächst Dokumente vom Roten Kreuz über die Ladung. Eine Sprecherin wies die Forderung aber zurück. Russland müsse die Dokumente bereitstellen, sagte sie. Die Sprecherin forderte sowohl von Kiew als auch von den Separatisten Sicherheitsgarantien für die lebensgefährliche Fahrt durch die Kampfzone nach Lugansk.

Regierungstruppen und militante Gruppen setzten ihre Kämpfe in der ukrainischen Stadt Donezk mit unverminderter Härte fort. Bei Gefechten seien mindestens elf Zivilisten getötet worden, teilte der Stadtrat mit. Die Aufständischen berichteten von schwerem Artilleriebeschuss im Zentrum von Donezk. Der Armee zufolge wurden fünf Soldaten getötet.

Auch Lugansk steht weiter unter Beschuss

Auch Lugansk stehe weiter unter Beschuss, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Menschen dort sind fast zwei Wochen ohne Strom und Wasser. Das Militär teilte mit, es ziehe den Belagerungsring um die Stadt immer enger.

Als erster ranghoher EU-Staatschef seit Zuspitzung der Ukraine-Krise traf der finnische Präsident Sauli Niinistö Kremlchef Wladimir Putin. Bei dem Treffen in Sotschi rief Niinistö zum Frieden in der Ukraine auf. „Das ist eine Katastrophe, die uns alle angeht“, sagte er. Erwartet wurde auch, dass über die russischen Sanktionen gegen die EU gesprochen wurde. Finnland wird von den Strafmaßnahmen wirtschaftlich stark beeinträchtigt.

Für Gespräche über die humanitäre Lage in der Ostukraine will der Leiter für Europa und Zentralasien beim Roten Kreuz, Laurent Corbaz, an diesem Dienstag nach Moskau reisen.

Die Hilfe des Roten Kreuzes soll vor allem die Menschen in Lugansk erreichen. Neben dem russischen Konvoi schickte die ukrainische Regierung eine eigene Lieferung mit rund 800 Tonnen Hilfsgütern auf den Weg. Davon kamen nach Angaben des Zivilschutzes rund 300 Tonnen am Sammelpunkt Starobelsk nördlich des umkämpften Gebiets an. Das Rote Kreuz plante nach den Wort von Corbaz, 64 Lastwagen für die Verteilung im Krisengebiet bereitzustellen. Bis zum Abend sollten etwa 50 davon bereitstehen.

In der von Regierungseinheiten zurückeroberten Stadt Mariupol stürzten Unbekannte in der Nacht eine Statue des Revolutionsführers Lenin. Die Täter hätten die acht Meter hohe Figur mit einem Seil zu Fall gebracht, teilte die örtliche Polizei mit. Die Stadtverwaltung kritisierte „Vandalismus“ an der 27 Jahre alten Statue. Viele Ukrainer sehen Denkmäler von Lenin (1870-1924) als unerwünschtes Relikt der sowjetischen Vergangenheit ihres Landes.