Während des Nato-Manövers Air Defender 2023 Mitte Juni sind in den zehn Tagen mehr als 250 militärische Starts und Landungen in Deutschland geplant. Das hat Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt und sorgt für Lärmbelästigungen.

Vom 12. bis zum 23. Juni üben Luftwaffenpiloten aus 25 Mitgliedstaaten der Nato über Deutschland, wie das Bündnis auf mögliche Angriffe reagieren kann. Dabei werden für das Manöver so viele US-Soldaten und Kampfjets nach Europa verlegt wie nie zuvor in der Geschichte der Militärallianz. Geplant sind in den zehn Tagen mehr als 250 militärische Starts und Landungen. Am Wochenende 17./18. Juni pausieren die Soldaten.

 

Was bedeutet die Übung Air Defender 2023 für die Flughäfen und Passagiere in Baden-Württemberg und Deutschland?

Nach dem Ende der Pfingstferien in Baden-Württemberg können sich von Montag, 12. Juni, bis Freitag, 23. Juni, Starts und Landungen von Verkehrsflügen verzögern. Der Grund dafür ist, dass der Luftraum über Mittel- und Osteuropa für die militärische Großübung immer wieder an manchen Stellen gesperrt werden wird. Am Wochenende 17./18. Juni sollen keine Kampfjets aufsteigen, um zu trainieren. Die Betreiber des Flughafens Stuttgart rechnen mit spürbaren Verspätungen. Wie sich das für einzelne Flüge oder an einzelnen Tagen genau auswirkt, können die Planer des Airports vorab detailliert nicht vorhersagen. Sie verwiesen jedoch darauf, dass sich Flughäfen, Airlines, die Deutsche Flugsicherung sowie die zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder mit der Nato austauschen, um die Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr zu reduzieren.

Müssen die Menschen in Baden-Württemberg wegen der Übungen Lärm befürchten?

Ja. Die Luftwaffe von 25 Mitgliedsländern der Nato werden mit bis zu 10 000 Soldaten und 220 Flugzeugen üben, wie Luftstreitkräfte schnell über größere Distanzen verlegt und eingesetzt werden können. Damit soll getestet werden, wie die Allianz in einer Krisensituation reagieren kann. Geübt wird in drei Manöverzonen: über der Nordsee zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark sowie Niedersachsen und Schleswig-Holstein; über Ostdeutschland; und über dem südlichen Rheinland-Pfalz, dem nördlichen Baden-Württemberg und Nordwesten Bayerns.

Warum fliegen die militärischen Flugzeuge auch über Baden-Württemberg?

In Neuburg an der Donau zwischen Augsburg und Ingolstadt ist das Taktische Luftwaffengeschwader 74 der Bundesluftwaffe stationiert. Dieser Verband hält rund um die Uhr das ganze Jahr über zwei Kampfjets des Typs Eurofighter bereit, um mit dieser sogenannten Alarmrotte einzugreifen, wenn der deutsche Luftraum verletzt wird. Dieser Verband nimmt an der Übung ebenso teil wie die auf dem Fliegerhorst Lechfeld zwischen Augsburg und Landsberg am Lech stationierten Militärmaschinen. Zudem werden auf dem Fliegerhorst Lechfeld täglich Flugzeuge der übenden Nato-Mitglieder landen, bevor sie in die drei Übungsräume weiterfliegen. Ein Nato-Sprecher betont: „Rund um die Fliegerhorste wird es zu einer höheren Lärmbelästigung als gewöhnlich kommen. Wir sind bemüht, den Fluglärm insgesamt dadurch zu reduzieren, indem wir Flugkorridore über dünn besiedelte Gebiete ausweisen.“ Zudem sollen die Piloten weiträumig verteilt über die Übungsräume trainieren.

Warum wird ausgerechnet über Deutschland trainiert?

Soldaten sollen grundsätzlich auch dort üben, wo sie eingesetzt werden. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 20. Februar 2014 und besonders seit der neuen Offensive vom 24. Februar 2022 zeichnet sich ab, dass ein mögliches Schlachtfeld für die Nato wieder Westeuropa sein kann. Gerade müssen US-Piloten üben, wie sie mit ihren Kampfjets Europa erreichen, die geografischen und meteorologischen Eigenheiten des Luftraums über dem europäischen Bündnisgebiet kennenlernen. „Wir müssen jedem zeigen, wenn es darauf ankommt, sind wir auch in der Lage, unsere Werte Freiheit und Demokratie in dieser Allianz zu verteidigen“, sagt der Inspekteur der Luftwaffe. Im vergangenen Jahr trainierte die Nato in einer ähnlichen Übung über Polen.

Wohin können sich Betroffene wenden, die sich vom Fluglärm belästigt fühlen?

Grundsätzlich kann sich in Deutschland jeder, der sich durch den Lärm von Militärflugzeugen beeinträchtigt fühlt, montags bis donnerstags zwischen 8 und 17 Uhr sowie freitags zwischen 8 und 12.30 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 08 00 / 8 62 07 30 oder die Mailadresse FLIZ@bundeswehr.org an das Luftfahrt-Bundesamt der Bundeswehr wenden – auch während der Übung Air Defender 2023. Dabei sollten die Betroffenen nennen können: An welchem Tag hat sich wann der Vorfall ereignet. Und wo genau ist etwas passiert.