Obwohl er ein Sicherheitsrisiko ist und neuem Wohnraum im Weg steht, bleibt ein kleiner Wald in Waldenbuch erhalten. Bei einem anderen Forst entscheiden die Stadträte indes konträr.

Waldenbuch - Die Regel gilt: Der Abstand zwischen einer Waldfläche und der Bebauung muss mindestens 30 Meter betragen. Doch was, wenn die Häuser schon standen und sich der Wald dahinter erst entwickelt hat? In Waldenbuch wollte die Verwaltung das Problem oberhalb des Steinenbergwegs mit einer Waldumwandlung lösen. Die Untere Forstbehörde hatte bereits grünes Licht gegeben. Ein Bebauungsplan war schon in Arbeit.

 

Der kleine Baumbestand am Hang oberhalb der Stuttgarter Straße hätte in ein Feldgehölz umgewandelt werden können. Die verlorenen 2609 Quadratmeter Wald wären im Gegenzug an anderer Stelle wieder aufgeforstet worden. Die Anlieger hätten ihre Grundstücke neugestalten und zusätzlichen Wohnraum schaffen können. Doch daraus wird nun nichts. Denn die Mehrheit der Stadträte ist der Meinung: Die Natur hat an dieser Stelle Vorrang. Nicht nur für die Hausbesitzer, sondern auch für die Waldeigentümer ist diese Entscheidung ein Problem. Matthias Link vom Amt für Forsten, der die Alternative im Gemeinderat vorgestellt hat, machte deutlich: „Der kleine Forst ist schwer zugänglich, und die Flächen sind eigentlich nicht zu bewirtschaften. Die Eigentümer tragen deshalb eine hohe Verantwortung. Sie müssen dafür sorgen, dass von den Bäumen keine Gefahr für die angrenzenden Häuser oder deren Bewohner ausgeht.“ Und für die Immobilien gibt: Abriss und Neubau oder Erweiterungen sind tabu.

Wald oder Wohnungen?

Die SPD-Fraktion hätte diesen Zustand gern beendet. „Wald haben wir genug, was wir dringend benötigen sind Wohnungen“, argumentierte die SPD-Rätin Ingrid Münnig-Gaedke. Maria Rapp von den Grünen hielt dagegen: „Das sind sehr hohe alte Bäume, die wir erhalten wollen.“ Auch daran störte sich die Öko-Politikerin: „Die Kosten bleiben bei der Stadt, und bauen können andere.“ Letztlich stimmten nur sechs von 15 Räten der Waldumwandlung zu.

Landkreis Böblingen plant hier einen Fahrradweg

Ganz anders sah das Meinungsbild hingegen aus, als es um den Wald entlang der Kreisstraße zwischen Waldenbuch und Weil im Schönbuch ging. Dort wünscht sich das Gros der Waldenbucher Gemeinderäte, dass während des geplanten Ausbaus durch den Landkreis – das Vorhaben steht im Finanzplan für 2021 – ein Radweg parallel zur Fahrbahn angelegt wird. Die derzeit 5,50 Meter breite Fahrbahn würde dann auf 6,50 Meter erweitert und gemeinsam mit dem Radweg eine Schneise von etwa zehn Metern Breite beanspruchen. Rund 6700 Quadratmeter Wald müssten dafür weichen und andernorts ersetzt werden.

Die Forstbehörden hatten sich in diesem Fall zwar für die Nutzung der im Wald gelegenen unbefestigten Radwege ausgesprochen. Im Gremium war man jedoch der Meinung, dass die Sicherheit etwa für Pendler oder Pendlerinnen auf einem asphaltierten Weg entlang der Straße höher ist. Gemeinsam mit Weil im Schönbuch will man die Radwegpläne und die damit verbundene Waldumwandlung deshalb jetzt anstoßen. Ob das Projekt umgesetzt wird, entscheidet letztlich aber das Regierungspräsidium in Stuttgart.