An der Friedensschule in Waiblingen-Neustadt können die Schüler in einem neu gestalteten Garten die Natur hautnah erleben. Außerdem gibt es seit kurzem ein Bienenvolk, das der Lehrer Gunar Hauke und seine Fünftklässler betreuen.

Waiblingen - Beim ersten Mal habe ich schon ein bisschen Bammel gehabt“, gibt Florian zu. „Aber jetzt weiß ich, wenn ich gestochen werde, bin ich selbst schuld“, sagt der Fünftklässler. „Wir wissen inzwischen, wie das mit den Bienen geht“, bestätigt Florians Namensvetter und Klassenkamerad an der Friedensschule in Neustadt, Flo: „Nicht rumschreien, nicht stampfen – einfach ein bisschen gechillt sein.“ Schnelle Bewegungen sollte man hingegen unterlassen: „Das ist wie bei den Krokodilen.“

 

Die Faustregel scheint zu stimmen. Bislang sei noch kein Kind gestochen worden, erzählt Gunar Hauke, der als Lehrer an der Friedensschule arbeitet: „Und selbst wenn es mal passiert, dann wissen sie, dass ein Blatt vom Spitzwegerich hilft.“ Der Lehrer betreut seit kurzem nicht nur den Schulweinberg, sondern auch ein Bienenvolk. Gleich hinter dem Hauptgebäude summt und brummt es nun. Und bei den fünften Klassen der Gemeinschaftsschule steht im Schulfach „Naturwissenschaftliches Arbeiten“ (NWA) eine Doppelstunde Atelierunterricht rund um die Biene auf dem Programm.

Erst Theorie, dann der Praxistest im Imker-Outfit

„Die Schüler bekommen dabei zuerst Theorie vermittelt, dann gehen wir hinaus zu den Bienen“, erzählt Gunar Hauke, der selbst vor vier Jahren mit der Imkerei begonnen hat. Wenn er sein Bienenvolk besucht, hat er auch außerhalb des Unterrichts mehrere Mädchen und Jungen im Schlepptau, die ihn als freiwillige Helfer begleiten. Irgendetwas gibt es immer zu tun. An diesem sonnigen Tag kontrolliert Gunar Hauke die Honigräume, in denen die süße Beute der Bienen goldfarben glitzert und glänzt. „Da müssen wir bald schleudern“, stellt der Lehrer fest.

Seine Schüler erzählen derweil, was sie alles über die Biene gelernt haben: Dass sie im Schnitt 45 Tage lebt, dass ein Volk aus bis zu 60 000 Tieren besteht und die Königin täglich um die 2000 Eier legt. „So kann man sich viel besser merken, was man lernt“, finden die Schüler. Als kürzlich keine neuen Eier hinzugekommen sind, war für die Nachwuchsimker schnell klar, dass da etwas nicht stimmen kann. „Die Königin war plötzlich verschwunden“, erzählt Gunar Hauke. „Herr Hauke hat eine neue besorgt“, erzählt Dominik, „aus den Ebay-Kleinanzeigen.“ Majestät reiste per Post, in einem Plastikbehälter, dessen Öffnung mit süßem Teig verschlossen war. „Die Arbeiter haben sich langsam zur Königin durchgefressen und dabei an ihren Geruch gewöhnt“, erklärt Hauke die Prozedur.

Lasse steht auf Himbeeren aus dem Schulgarten

Der Schulgarten braucht derzeit viel Wasser. Foto: Gottfried Stoppel
Die fleißigen Arbeiterinnen müssen gar nicht weit fliegen bis zur nächsten Nahrungsquelle: Nur wenige Meter Luftlinie entfernt blühen im neu angelegten Schulgarten bei der Grundschule Kornblumen und Cosmea. Die Lehrerin Susanne Gaenslen hat den Garten geplant und mit Hilfe von Mitarbeitern des städtischen Betriebshofs in die Realität umgesetzt. Eine Ecke bietet Platz für ein grünes Klassenzimmer, eingerahmt von Sträuchern mit Johannis- und Stachelbeeren. Auf einer Kräuterspirale gedeihen Lavendel, Schnittlauch und Minze, im Frühbeetkasten wachsen Schnittsalat und Erbsen. Jeden Donnerstagnachmittag werkeln dort elf Kinder mit Susanne Gaenslen: „Sie entdecken, wie aus Samen Pflanzen werden und staunen über die Natur“, sagt die Pädagogin: „Tee aus Pfefferminzeblättern, das war zum Beispiel ein Aha-Erlebnis.“ Bleibenden Eindruck hinterlassen auch andere Dinge. Charlotte geht gerne in den Schulgarten, „weil man jede Woche etwas Neues erlebt.“ Und was schätzt Lasse am Gärtlein? „Die Himbeeren.“