Naturidyll, Freizeitort, Holzlieferant – an den Wald werden heutzutage viele Anforderungen gestellt, sie widersprechen sich teilweise sogar. Am Beispiel Leinfelden-Echterdingen erläutert eine Forstexpertin, worauf es ankommt.

Leinfelden-Echterdingen - Es sind etliche Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Der Wald soll dem Klima und der Naherholung dienen, Wildtieren ein Lebensraum sein und durch Bewirtschaftung auch Geld einbringen. Aus dem Stadtwald von Leinfelden-Echterdingen sollen im kommenden Jahr 3650 Festmeter Holz aus 81,5 von insgesamt mehr als 600 Hektar Fläche verkauft werden. „Wir holen raus, was geht und was sinnvoll ist“, erklärte die Leiterin des Kreisforstamtes Cordula Samuleit. Der Nutzungs- und Kulturplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021 für den Stadtwald von Leinfelden-Echterdingen wurde während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Gemeinderates einstimmig beschlossen. Das Ziel ist mehr oder weniger eine schwarze Null. Es sollen 247 900 Euro eingenommen und 246 500 Euro ausgegeben werden.

 

Zahn zulegen beim Holzfällen

Beim Holzfällen möchte das Forstamt einen Zahn zulegen, wie der Revierförster Martin Auracher ausführte. Derzeit befinde man sich im achten Jahr eines Zehnjahresplanes und habe 69 Prozent des geplanten Einschlages geschafft. Aktuell seien lediglich 1600 Festmeter von geplanten 3400 in diesem Jahr geschlagen. Außerdem sollen weiter Biotope angelegt und der Bestand gepflegt werden. „Auch da haben wir Nachholbedarf“, gab Auracher zu. Die Gründe für den Rückstand seien im Personalwechsel an der Amtsspitze am Jahresbeginn und der folgenden Einarbeitungszeit sowie in den schlechten Holzpreisen zu suchen. Dass der Rückstand im Zehnjahresplan noch aufgeholt wird, sei eher unwahrscheinlich.

Dabei wird Holz als Rohstoff dringend benötigt. „Wenn wir das Holz nicht verwerten, müssen wir es von woanders herholen“, stellte die Kreisforstamtsleiterin Samuleit klar. In zahlreichen Produkten wie Papier oder in Kleidung stecke Holz. Allerdings werde aus einem Wirtschaftswald nicht allein Holz entnommen. Durch das Fällen alter, großer Bäume, die viel Licht und Nährstoffe benötigten, werde jüngeren Bäumen ein Wachstum ermöglicht. „Mit dem Holzrausholen dreht man das Rad im Wald“, erklärte die Forstfachfrau. Wenn neue Bäume gepflanzt werden, sind es oft nur wenige Arten, die von Menschenhand in den Waldboden gegeben werden. Die Entstehung von Monokulturen sei aber nicht zu befürchten, so die Forstamtsleiterin. „Wir pflanzen nur ein Grundgerüst“, erklärte sie. Die Bäume aus der Umgebung brächten ihre Samen ein. „Das nehmen wir dankend mit.“ Über die Jahre wachse ein Mischwald, ein riesiges Potpourri. „Wir wollen mit dem arbeiten, was uns die Natur bietet“, sagte Samuleit. Es seien die Bäume aus der Umgebung, die oft am besten zu einem Standort passten. „Das sind Bäume, die sind hier alt geworden“, erklärte sie. Ein Patentrezept gebe es nicht. Es müsse immer vor Ort geschaut werden, was am besten passe.

Expertin: Monokulturen seien nicht zu befürchten

Sorgen bereitet den Förstern die Waldbrandgefahr. „Wir haben drei Trockenjahre hinter uns“, sagte Samuleit. Vor allem im Frühjahr gebe es viel trockenes Laub im Wald. Zuweilen genüge bereits eine weggeworfene Zigarette, um das Laub in Brand zu stecken. Gut sei, dass der Stadtwald von Leinfelden-Echterdingen mit vielen Wegen erschlossen sei. Das sei bei der Bekämpfung eines Waldbrandes entscheidend. Über die Wege kann die Feuerwehr schnell nahe an einen Brand heranrücken.

Konflikte um den Wald

Dass die unterschiedlichen Anforderungen an den Stadtwald nicht immer konfliktfrei miteinander in Einklang zu bringen sind, das wurde zuletzt im Zuge der Diskussion um ein Wegenetz für Mountainbikefahrer deutlich. Durch die coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens habe der Wald als Ort der Freizeitgestaltung noch einmal an Bedeutung gewonnen, so Cordula Samuleit. „Menschen suchen Erholung und gehen dazu in den Wald“, sagte sie. Man arbeite daran, auch Mountainbikern im Stadtwald ein Angebot zu machen, es könnte genutzt werden, ohne dabei in Konflikte mit Spaziergängern oder Jägern zu geraten, so die Überlegung.

Der Holzverkauf kann im kommenden Winter nicht über eine traditionelle Holzversteigerung stattfinden. Coronabedingt nimmt das Forstamt nur schriftliche Bestellungen an. Die Bestellformulare, sowohl für Brennholz als auch für Flächenlose, können im Internet auf der Seite des Forstamtes heruntergeladen werden.