Die Öko-Station am Wartberg ist mit 25 Jahren längst im Erwachsenenalter. Nach wie vor zieht sie viele neugierige Kinder an – mit Düften und Wissenswertem rund um das Ökosystem.

Stuttgart - Vorsichtig hält Selda das kleine Gläschen mit Blüten in die Luft. „Gänseblümchen!“, sagt Louisa im Vorbeigehen. Fritz zeigt einen Apfel: „Mag ich! Im Loch im Baum sind Fledermäuse.“ Im Lehrgarten ist er einer der ersten, der mit Laurenz und Selda in die Kräuterspirale steigt, am blühenden Lavendel riecht und der Kräuterpädagogin Suse Eberhart sagt, was er so alles sieht.

 

Eberhart führt die 15 Kinder zwischen drei und sechs Jahren eineinhalb Stunden durch die Natur rund um die Ökostation der Volkshochschule Stuttgart (VHS) am Wartberg, regt sie zu fühlen und zu erleben an. Das macht auch Karin Haupt. Die Naturpädagogin, die die Ökostation an der Wilhelm-Blos-Straße 129 leitet, beobachtet mit kleinen Besuchern der Kindertagesstätte Cheruskerstraße einen Bienenstock unter Glas. Die Kinder sind begeistert, wie die Hautflügler Material holen und voreinander „tanzen“, um etwas mitzuteilen. Und freilich gibt es noch viel mehr zu sehen: einen Teich mit Sumpfpflanzen, Hölzer, in denen Wildbienen wohnen, das Rasensofa, der Riechpfad, oder auch ein Beet, in dem andere Kinder mit ihren Eltern Gemüse anbauen können. Auch was Kompost ist, erfährt man. Nicht zu vergessen der Naturgarten jenseits des Lehrgartenzauns – eine typisch schwäbische Kulturlandschaft mit Trockenmauern, Streuobstwiesen und Brachflächen. Und das Grottenloch erst.

Wissenswertes von Molch bis Saurier

Durch die Brunneninstallation des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Michael Singer fließt ein Bächlein, in der Grotte legen Libellen ihre Eier ab, laichen Molche. „Mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung sollte man früh anfangen. Schon bei den Kleinen kann altersgerecht das Interesse für die Natur geweckt werden. Wichtig ist, sie zu begeistern, sie selbst forschen und entdecken zu lassen und so Werte zu vermitteln“, sagt Haupt, die von einer Mitarbeiterin unterstützt wird und sonst mit freien Kräften arbeitet, etwa Geologen, Biologen, Naturpädagogen. Sie demonstriert an einem Acker-Schachtelhalm, wie es geht: „Die Kinder sind angetan, wenn sie erfahren, dass es den zu Zeiten der Dinos schon gab – in groß.“

Die VHS-Ökostation ist jünger. Aber am Sonntag, zum Tag der Artenvielfalt, feiert sie ihren 25. Geburtstag mit einem programmreichen Naturerlebnis-Tag und prominenten Besuchern wie Sozialbürgermeister Werner Wölfle und Umweltminister Franz Untersteller. 1993 wurde die „grüne Oase im Herzen der Stadt“ 1993 anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) und als Teil eines Ökologie-Zentrums errichtet. Damals war sie ihrer Zeit voraus und musste sich erst etablieren. Das hat sich längst geändert.

Grüner Lernort der VHS

Mittlerweile ist der Lehr-, Lern- und Versuchsgarten mit seinem traditionellen Backhaus aus Schamottsteinen, an dem Kinder Brot backen können, seinem Naturlabor für biologische und chemische Analysen oder dem Ökohaus mit Dachbegrünung und Seminarräumen als „grüner Lernort“ gefragt bei Kindergärten und Schulklassen. Die Angebote böten in der Stadt die Möglichkeit, einen Bezug zu Natur und Umwelt herzustellen, betont Dagmar Mikasch-Köthner, Direktorin der VHS Stuttgart.

Dass dies Früchte trägt, zeigt sich an Simon, der vom Herbst an sein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Ökostation (FÖJ) macht: Er hat sie erstmals als Kind besucht und nie vergessen. Der aktuelle FÖJ-ler Nikolai wird dann Landschaftsarchitektur studieren. „Ein einmaliger außerschulischer Lernort“, schwärmt er. „Er vermittelt den persönlichen Umgang mit der Natur, dadurch auch die Bedeutung von Umweltschutz vermittelt.“