Die Leuchtkäfer verpassen Sommernächten eine ganz besondere Note. Aber nicht jeder kommt in den Genuss, dass ihm die kleinen Tierchen über den Weg fliegen. Warum eigentlich?

Filder/Waldenbuch - Nicola Stohmann hat Glück. Sie gehört zu den Menschen, die in Sommernächten besonderen Besuch im Garten hat: Glühwürmchen. „Seit Mitte Juni sehe ich das Leuchten in unserem Vorgarten“, erzählt die Frau aus Waldenbuch. Viele sind es nicht, aber immerhin. „Mal sind es nur drei Käfer, mal sogar sieben.“

 

Die Leuchtkäfer fliegen im Garten der Stohmanns immer an einer Stelle, und zwar eher im kurzen Gras. „Wir haben keinen englischen Rasen, sondern ich lasse gerne einige Blumeninseln mit Klee und Löwenzahn im Garten wachsen“, sagt Nicola Stohmann. „Ich bin aber überrascht, dass sich die Käfer eher ins kurze Gras setzen als ins lange Gras auf der Wiese hinter unserem Haus.“

Die Seebruckenmühle ist ein guter Ort für Glühwürmchen

Am besten kann man Glühwürmchen zwischen Juni und August sehen, natürlich bei völliger Dunkelheit. Ein geeigneter Ort ist dafür zum Beispiel die Seebruckenmühle im Siebenmühlental. Die Leuchtkäfer sind generell sehr wählerisch, wenn es um ihre Umgebung geht, erklärt Ingeborg Günther vom Naturschutzbund (Nabu) Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen. Die Würmchen mögen kein direktes Sonnenlicht und schwirren gern über feuchte Wiesen am Waldrand. Außerdem halten sie sich an Gewässern auf, die von Bäumen und Gehölz umgeben seien. Wer bei sich also zu Hause einen Teich hat, für den steigen die Chancen auf eine ganz besondere Leuchtatmosphäre nach Sonnenuntergang.

Es gibt aber auch noch andere Dinge, die Glühwürmchen-Fans beachten können, um die Käfer vielleicht anzulocken: „Am besten lässt man das Gras etwas wachsen, damit die Käfer einen Lichtschutz haben“, erklärt Ingeborg Günther vom Nabu. Dass dies kein Muss ist, beweist der Garten der Stohmanns in Waldenbuch.

Die Larven sind echte Helfer im Gemüsegarten

Glühwürmchen bringen übrigens nicht nur Licht ins Dunkel. Ihre Larven sind auch echte Helfer für Gemüseanbauer. „Die Larven der Glühwürmchen essen nämlich hauptsächlich kleine Schnecken, die sie mit einem Gift töten“, sagt Ingeborg Günther vom Naturschutzbund.

So viel zu den guten Nachrichten. Zu den schlechten gehört, dass der natürliche Lebensraum der Glühwürmchen seit Jahren schrumpft, wie der Insektenforscher Till Tolasch von der Universität Hohenheim erklärt. „Man sieht die Glühwürmchen immer weniger, da sie sich fast nicht mehr in landwirtschaftlich genutzten Räumen aufhalten.“ Die Äcker dehnen sich immer mehr aus, reichen oft bis an die Waldränder. „Auf solchen Flächen lebt außer der angebauten Pflanzenart im Grunde nichts mehr“, sagt Tolasch.

Doch bevor ein falscher Eindruck entsteht; Glühwürmchen sind keinesfalls vom Aussterben bedroht. Laut dem Experte Tolasch passen sich die Glühwürmchen den Veränderungen an: „Mittlerweile findet man die Käfer auch in städtischen Räumen wie Parkanlagen mit kleinen Gewässern“, sagt er. Zum Beispiel im Park der Universität Hohenheim.

Die Liebesgeschichte endet abrupt

In Deutschland leben drei Arten von Glühwürmchen, der sogenannte kleine Leuchtkäfer ist die am weitesten verbreitete. Die meiste Zeit ihres dreijährigen Lebens verbringen die Glühwürmchen als Larve, bis sich die Männchen kurz vor der Paarung zu einem flugfähigen Käfer entwickeln. Dann suchen sie sich ein Weibchen zur Paarung.

Damit sie dieses finden, kommt das Phänomen zum Einsatz, das uns die Glühwürmchen so lieben lässt. „Die Weibchen haben an der Unterseite ihres Körpers ein Leuchtsegment“, sagt Tolasch. „Wenn sie ihren Unterleib hochbiegen, sieht man das Leuchten.“ Bei manchen Arten glühen auch die männlichen Tiere, die Larven und die Eier. „Glühwürmchen leuchten durch eine biochemische Reaktion, bei der Lichtenergie freigesetzt wird“, sagt der Experte.

Doch die Liebesgeschichte endet abrupt: Wenn das Weibchen nach der Paarung seine Eier abgelegt hat, sterben Männchen und Weibchen binnen weniger Tage.