Mit mehr Geld und neuen Zielen soll der Niedergang aufgehalten werden. In Bayern denkt man viel größer.
Mit einer überarbeiteten Konzeption versucht die grün-schwarze Landesregierung, das Verschwinden der Streuobstwiesen im Land aufzuhalten – wie viel Geld dafür zur Verfügung steht, wird sich aber erst bei den Etatberatungen im Herbst zeigen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte zur ökologischen Bedeutung der Wiesen: „Es geht um sehr, sehr viel.“
So sollen Erzeugergenossenschaften wie beim Wein gefördert werden, damit man den Apfelsaft sortenrein abfüllen und besser vermarkten kann; der einzelne Stücklesbesitzer könnte so 25 Euro pro 100 Kilo erhalten statt bisher oft unter zehn Euro. Sechs Regionen, in denen es besonders viele Bäume gibt, erhalten eine Streuobst-Geschäftsstelle. Die Baumschnittprämie soll steigen; für Private bleibt es aber mühsam, einen Antrag zu stellen, da man sich mindestens zu dritt zusammentun muss. Zudem will das Land das Setzen von 10 000 neuen Bäumen pro Jahr unterstützen. Agrarminister Peter Hauk (CDU) hat jährlich 13 bis 14 Millionen Euro für die Streuobstwiesen im Etat angemeldet.
In Bayern hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schon vor drei Jahren verkündet, bis 2035 rund eine Million Bäume pflanzen zu lassen und insgesamt 600 Millionen Euro einzusetzen. Da schauen auch die Grünen neidisch über die Landesgrenze. Auch das Rodungsverbot etwa für Neubaugebiete, das die Landesregierung vor einigen Jahren erlassen hat, bleibt löchrig, weil die Landratsämter zahlreiche Ausnahmegenehmigungen erteilen.
Die Naturschutzverbände BUND, LNV und Nabu begrüßen die Konzeption. Sie fordern aber, dass jährlich mindestens zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen. Und die geplante Zahl neuer Bäume sei viel zu gering. In den nächsten zehn Jahren würden 25 bis 30 Prozent des Bestandes von derzeit etwa sieben Millionen Bäumen absterben oder gerodet werden, sagte BUND-Landesgeschäftsführer Martin Bachhofer: „Wir brauchen rund zwei Millionen neu gepflanzte und gut gepflegte Hochstämme bis 2030.“