Einmal im Jahr organisiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Stuttgart eine Schwalbenzählung. Jetzt ist es wieder soweit. Der Vogel steht auf der Liste der bedrohten Tierarten, der Bestand verringert sich seit Jahren.

Stuttgart - Wenn es Frühling wird, dann hört und sieht man sie auch in unseren Breiten wieder – die Schwalbe. Als Zugvogel verbringt sie den Winter in wärmeren Gefilden und manch einer schätzt sie als Frühlingsboten, Wetterpropheten oder gar Glücksbringer. Tatsächlich ist sie ein nützlicher Vogel: Da sie sich ausschließlich von Fluginsekten ernährt, beseitigt sie Mücken, Schnaken und andere Plagegeister auf natürliche Weise und hat so ihren festen Platz im Ökosystem. Doch ihr Bestand hierzulande verringert sich seit Jahren stetig, sie steht auf der roten Liste der bedrohten Arten. Auch in Stuttgart ist sie längst nicht mehr überall heimisch. Deshalb führt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) eine jährliche Schwalbenzählung durch.

 

„In Stammheim und Vaihingen haben wir noch einen recht großen Bestand, aber in Weilimdorf und Birkach gibt es kaum mehr welche“, erklärt Michael Schmolz vom Nabu, der an diesem Tag Interessierte durch Bad Cannstatt führt. Seit mehr als 20 Jahren organisiert der begeisterte Vogelkundler die Zählung. Er sorgt sich um den Fortbestand dieser Vogelart, deren Schicksal eng an den Menschen gekoppelt ist: Rauchschwalben nisten am liebsten in Pferde- und Viehställen, Mehlschwalben in geschützten Winkeln außen an Häusern.

in Stuttgart leben noch etwa 350 Brutpaare

In Stuttgart leben derzeit noch etwa 350 Brutpaare der Mehlschwalbe und rund 120 Rauchschwalbenpaare. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang zwischen größeren Sanierungsprojekten und dem Rückgang des Bestandes, erläutert Schmolz. „An verspiegelten Glasfassaden und glatten Betonflächen finden Schwalben keine Nistplätze.“ Deshalb stellen manche Hausbesitzer nach einer Sanierung Kunstnester bereit, um die Vögel wieder anzusiedeln.

Doch nicht jeder ist erfreut über die gefiederten Mitbewohner – so wie der Besitzer des Hauses in der Hofener Straße, das die größte Schwalbenkolonie Bad Cannstatts beherbergt. Er kommt zufällig vorbei, als die Gruppe die Schwalbennester am Haus bewundert und schimpft über die Verschmutzung durch den Schwalbenkot. Schmolz hat Verständnis, betont aber: „Man sollte sich glücklich schätzen, einen so seltenen Vogel direkt am Haus zu haben.“ Gegen die Verschmutzung rät er, ein Stück Pappe auf betroffene Fensterbretter zu legen – oder sogenannte Kotbretter unterhalb der Nester anzubringen. Allerdings nicht zu dicht, denn Schwalben fliegen ihre Nester von unten an. Einfach entfernen darf man die Schwalbennester aber auf keinen Fall. Da Schwalben unter Naturschutz stehen, kann das angezeigt und sogar strafrechtlich verfolgt werden.

Die Schwalbe fliegt jedes Jahr nach Afrika und zurück

In Bad Cannstatt leben noch etwa zehn Brutpaare. Schmolz hofft, dass die Zahl in den nächsten Jahren wieder steigen wird. Doch Schwalben neu anzusiedeln ist nicht einfach. Sie sind Gewohnheitstiere und brüten oft über Jahre im gleichen Nest oder zumindest in der Nachbarschaft. „Deshalb ist es umso wichtiger, den Bestand zu schützen“, betont er. Und ein bisschen Respekt solle jeder haben vor diesen großartigen Tieren, die aus eigener Kraft jedes Jahr bis nach Afrika und zurück fliegen.