Im Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal konzentriert sich die Schönheit der Schwäbischen Alb auf einem Fleck. Doch diese Schönheit will auch gepflegt werden.

Lenningen - Sonst liegt das Tal still und ruhig, eingebettet in den für den Albtrauf kennzeichnenden Buchenhangwald. Doch an diesem Samstagmorgen herrscht reges Leben am Hang oberhalb der Langen Steige und im Talgrund rattert die Holzhäckselmaschine beinahe ohne Unterlass. Entlang der historischen Wegverbindung, die von Lenningen-Schlattstall hinauf auf die Schwäbische Alb führt, befreien rund 50 Helferinnen und Helfer ein zwei Hektar großes Steilstück in schweißtreibender Arbeit von Gestrüpp und Reisig.

 

Streng genommen sind die wuseligen Zweibeiner nur die Vorhut. Sie bereiten den Boden für einen wiederkäuenden Vierbeiner, für das Hinterwälder Rind. Die robusten Tiere sollen durch die dauerhaft Beweidung dafür sorgen, dass die typische Tier-und Pflanzengesellschaft des Albtales hier wieder Fuß fassen kann. Dafür muss der Hang allerdings erst von dem Erlenbewuchs befreit werden, der sich dort über die Jahre breit gemacht hat.

Schweißtreibende Arbeit

„Die Leute hier erleben am eigenen Leib, wie viel Arbeit der Naturschutz erfordert“, sagt Marion Leuze-Mohr und wischt sich selbst den Schweiß aus dem Gesicht. Die Erste Landesbeamtin im Esslinger Landratsamt hatte die Helfertruppe, die sich aus Mitgliedern des Forstamts Esslingen, des Vereins für Naherholung, des Landschaftserhaltungsverbands, der Bergwacht und der Gemeinde Lenningen zusammengesetzt hat, zuvor im Licht der aufgehenden Sonne begrüßt.

Der Landschaftspflegetag, zu dem das Regierungspräsidium Stuttgart und das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb aufgerufen haben, steht seit dem Jahr 1996 als fester Termin im Veranstaltungskalender des Naturschutzzentrums. Im Wechsel werden die drei von der Einrichtung betreuten Schutzgebiete, das Randecker Maar bei Bissingen-Ochsenwang, das benachbarte Schopflocher Torfmoor und das Obere Lenninger Tal mit seinen Seitentälern, vom Wildwuchs befreit – Kehrwoche auf der Schwäbischen Alb.

„Wer den Reiz der Schwäbischen Alb kennenlernen will, der muss nur hierher kommen“, schwärmt Sonja Berger, die den Arbeitseinsatz seitens des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb koordiniert hat. Das Lenninger Tal biete ein einmaliges Mosaik der verschiedensten Lebensräume. „Hier wechseln sich Streuobstwiesen, Magerrasen, Waldweide und Feldbiotope miteinander ab“, sagt sie. Das Obere Lenninger Tal ist mit einer Fläche von 593 Hektar das größte Naturschutzgebiete im Landkreis Esslingen. Vor genau 25 Jahren ausgewiesen, stellt es einen der eindrucksvollsten Talschlüsse in der Region Stuttgart dar. In den Seitentälern der Schwarzen Lauter, dem Donntal und der Weißen Lauter entspringen mehr als 25 Quellen. In die von markanten Felsen gesäumten Ausläufern des Karstgebirges hat das Wasser rund 60 Höhlen gegraben.

Erfolg nach vier Jahren

Schon vor vier Jahren stand ein Teil der Langen Steige im Fokus der Landschaftspfleger. „Auf den damals freigelegten Flächen weiden inzwischen Rinder und Ziegen“, sagt Monika Berger. Der Erfolg lasse sich inzwischen auch an der Vegetation ablesen. So hätten sich Buschwindröschen und Schlüsselblume ihren Lebensraum zurückerobert. Die Lebensgeister der Helfer wieder zu wecken, war weniger aufwendig. Nach getaner Arbeit haben im ehemaligen Gasthaus Lamm in Schlattstall 125 Maultaschen auf hungrige Abnehmer gewartet.