Der Nabu warnt, dass Vögel dieser Art in Fellbach bald ganz verschwunden sein könnten. Schon jetzt sind in Rommelshausen keine mehr zu sehen. Der Vogelschützer Michael Eick klagt, das der bisherige Schutz nicht ausreicht.

Fellbach - Das nahende Ende des Winters ist die Hochsaison für Rebhuhnzähler: Bevor die Vegetation die am Boden lebenden Vögel mit ihrer guten Tarnung wieder förmlich verschluckt, suchen sie die Felder nach den letzten Überlebenden der mittlerweile akut vom Aussterben bedrohten Vogelart ab. So erschreckend wie in diesem Jahr waren die Ergebnisse noch nie, berichtet der Ornithologe und Nabu-Sprecher Michael Eick, der seit vielen Jahren dem Bestand beobachtet.

 

Das Ergebnis der Zählung werfe Fragen nach dem Erfolg der bisher getroffenen Maßnahmen auf

„Die aktuelle Lage ist absolut prekär,“ sagt Eick, „in den allermeisten Teilgebieten sind überhaupt keine Rebhühner mehr festzustellen.“ Nur noch in zwei Gebieten konzentriere sich der Bestand, „wenn man überhaupt von einer Konzentration sprechen kann,“ sagt der Vogelschützer. Der Bestand bewege sich mittlerweile im einstelligen Bereich. Wie viele genau übrig geblieben sind, will der Experte noch nicht bekannt geben, denn es fehlten noch weitere Wiederholungsdurchgänge. Aber die Richtung ist klar: „Es gibt quasi keine Familienverbände oder so genannte Ketten mehr. Eigentlich müsste der Beobachter solche Ketten mit zehn, 15 oder mehr Vögeln finden.“ Es seien aber nurmehr wenige Paare oder gar nur einzelne Hühner anzutreffen. „Das bedeutet, dass es keinen Bruterfolg im vergangenen Jahr gab.“ Die Chance, dass es noch nennenswerte Veränderungen gebe oder die Zahlen gar nach oben korrigiert werden müssten, gehe gegen null. Oft sei aber im März noch einmal eine große Dynamik bei den Revieren zu beobachten, ergänzt der Experte, sodass die endgültige räumliche Zuordnung der Paare erst dann möglich sei.

Das Ergebnis der Zählung werfe Fragen nach dem Erfolg der bisher getroffenen Maßnahmen auf. Der Sprecher des Nabu Fellbach sagt, der Verein habe einen Rechtsexperten eingeschaltet. „Wir sind seitens des Nabu überzeugt, dass es einige Versäumnisse und Rechtsverstöße gibt.“ Es könne nicht sein, dass Ehrenamtliche regelmäßig Futterstationen für die letzten überlebenden Rebhühner betreuten, während im großen Stil systematisch der Lebensraum entwertet werde und die Verantwortlichen nur Schulter zuckend zuschauten. „Schon seit einigen Jahren kommt es auf jedes einzelne Rebhuhn an. Für den Schutz ist jedoch zu wenig passiert, während Baugebiete trotzdem ungehindert genehmigt wurden.“

In den nächsten ein bis zwei Jahren gebe es wohl noch die Chance für eine Trendwende

Besonders ärgerlich sei, dass bereits jetzt wieder einige der bisherigen Blühstreifen gemulcht und zum Teil schon umgepflügt wurden. „Da steht dann dieses Jahr Mais drauf und keine der artenreichen Blühmischungen“, klagt der Naturschützer. „So etwas darf nicht passieren!“ Zuerst müssten die neuen Flächen eingesät werden, dann erst dürfe man die bisherigen Blühstreifen auflösen.

Eine große Hoffnung setzt der Biologie in die zusätzlichen fünf Hektar, die von den Stadtwerken beigesteuert werden sollen. „Herr Ammon hatte erfreulicherweise diese Idee und hat über die Ökostromumlage gleich dafür gesorgt, dass die Finanzierung steht.“ Noch in diesem Frühjahr sollen die Flächen eingesät werden. Für das Rebhuhn sei es noch nicht zu spät, sagt Eick. In den nächsten ein bis zwei Jahren gebe es wohl noch die Chance für eine Trendwende.