Das von Landwirtschaft, Umweltverbänden und dem behördlichen Naturschutz getragene Rebhuhnschutzprojekt fürs Schmidener Feld zieht eine positive Zwischenbilanz. 2018 sei ein gutes Jahr für das Rebhuhn gewesen – der Nord-Ost-Ring könnte alle Mühe zunichte machen.

Schmiden - Nach einem dramatischen Rückgang des Rebhuhnbestands meldet das von Landwirtschaft, lokalen Umweltverbänden und dem behördlichen Naturschutz getragene Schutzprojekt für den einstigen „Charaktervogel“ heimischer Äcker und Wiesen einen Lichtstreif am Horizont. Während die Hitzeperiode im Sommer für die Bauern ein Problem war, scheint das Rebhuhn gut aus seiner Brutsaison gekommen zu sein. „Nach einigen eher schwierigen Jahren gibt es positive Entwicklungen in mehreren Bereichen“, berichtete Jürgen Deuschle, zuständiger Gutachter und Planer des Projekts, bei einer Sitzung des Arbeitskreises. Das geht aus einer am Donnerstag verschickten Mitteilung des Fellbacher Rathauses hervor. Konkrete Zahlen zum behaupteten Bruterfolg oder der Zahl der inzwischen auf dem Schmidener Feld lebenden Rebhühnern liefert der Bericht nicht.

 

Von April bis Ende August müssen hier Hunde an der kurzen Leine geführt werden

Seit der Jahrtausendwende ist der Bestand der streng geschützten Vogelart dramatisch zurückgegangen. Wurden 2000 auf dem Schmidener Feld noch 120 Brutpaare gezählt, waren es im vergangenen Jahr 14 Flattermann-Familien. Wegen des unübersehbaren Verlusts hatte die Stadt Fellbach 2013 in Kooperation mit dem Naturschutzbund ein Schutzprojekt ins Auge gefasst. Doch erst vier Jahre später konnte dank finanzieller Unterstützung der Stiftung Naturschutzbund die jetzige Rebhuhn-Allianz starten. „Viele Maßnahmen wurden inzwischen umgesetzt, vor allem konnten neue Blühflächen gewonnen werden“, heißt es im Bericht der Stadt über das Treffen. Besonders erfreulich sei die Einrichtung einer Wildschutzzone während der Brutzeit in den besonders sensiblen Bereichen der Fellbacher Gemarkung. Von April bis Ende August müssen hier Hunde an der kurzen Leine geführt werden. „Eine Maßnahme, die in der Bevölkerung eine gute Akzeptanz erfährt“, heißt es. Die Bürger würden mittlerweile auch mit Infotafeln vor Ort und Faltblättern umfangreich über das Thema Rebhuhnschutz informiert.

Aus Sicht des Projektplaners hat sich deshalb für das gesamte Ökosystem Feldflur etwas verbessert

Vor allem beim wichtigsten Thema, den Buntbrachen, habe man in erheblichem Umfang Flächen dazu gewinnen können, berichtete Deuschle. Dies sei auch dem Engagement der Stadtwerke Fellbach zu verdanken, die mit in das Projekt eingestiegen seien und die Einrichtung von fünf Hektar Blühflächen finanzierten. Laut dem Stadtwerke-Geschäftsführer Gerhard Ammon finanzieren die Ökostrom-Kunden der Rathaus-Tochter die Kosten für die Flächen über ihren Tarif. Laut Ammon hat ihn persönlich ein Vortrag eines Hohenheimer Professors über das Insektensterben ermuntert, in diesem Bereich aktiv zu werden. „Wir sind sehr froh, dass wir mit den Blühflächen einen wertvollen Beitrag gegen den Verlust der Artenvielfalt sowohl in der Vogelwelt als auch bei Wirbellosen wie Käfern, Schmetterlingen und vielen mehr leisten können“, wird der Stadtwerke-Chef in dem Bericht zitiert.

Aus Sicht des Projektplaners hat sich deshalb für das gesamte Ökosystem Feldflur etwas verbessert. „Alle Maßnahmen, die für das Rebhuhn gut sind, sind auch für hunderte andere Arten gut“, erklärt Jürgen Deuschle. Besonders erfreut zeigte sich der Lenkungskreis des Projektes über die Zusage der Südzucker AG, sich ebenfalls im Projekt zu engagieren. Der Großbetrieb bewirtschaftet landeseigene Flächen um den Oeffinger Tennhof. Er möchte weitere rund fünf Hektar beisteuern, was annähernd zehn Prozent der dortigen Betriebsfläche entspricht. „Wenn alles realisiert ist, hat sich in den beiden Projektjahren die Fläche der für das Rebhuhn so immens wichtigen Blühbrachen in etwa verdreifacht“, freut sich Jürgen Deuschle. Bedauerlich sei freilich, dass sich nicht alle Fellbacher Landwirte am Projekt beteiligten. Umso mehr sei denjenigen Bewirtschaftern zu danken, die das Projekt seit langem unterstützen: „Ohne sie wäre das Rebhuhn in Fellbach schon ausgestorben“.

Trotz aller positiven Töne gab es auch eine Sorge im Saal

Den positiven Bestandstrend bestätigte auch Michael Eick, Vertreter des Fell-bacher Naturschutzbunds. „Die Kurve scheint wieder ganz leicht nach oben zu zeigen“, berichtete der Ornithologe von seinen aktuellen Zählungen. „Wir stecken zwar noch mitten drin in der Wintererfassung und haben erst den westlichen Teil des Schutzgebietes durch“, so Eick, aber dort seien die ersten größeren Familien gesichtet worden. „Zumindest legt das den Schluss nahe, dass es bei einigen Paaren Bruterfolg gegeben hat.“

Damit die Küken der Saison 2018 in den kommenden Jahren künftig selbst Eltern werden können, ist es wichtig, die Beutegreifer zu kontrollieren. „Dies betrifft in erster Linie den Fuchs als den Fressfeind Nummer eins des Rebhuhns“, stellte René Greiner vom Landesjagdverband klar. Der Fuchsbestand müsse durch den Einsatz aller jagdlichen Mittel reguliert werden.

Trotz aller positiven Töne gab es auch eine Sorge im Saal. Landwirt Harald Kauffmann brachte es auf den Punkt: „Was wird aus all unseren jahrelangen Bemühungen um den Naturschutz, wenn die Pläne zum Nord-Ost-Ring alles wieder zunichte machen?“ Der drohenden Gefahr durch die autobahnähnliche Straße will die Runde nicht tatenlos gegenüber stehen, sondern sich mit gezielten Aktionen zu Wort melden. „Wo Rebhuhn, Feldhase und Co keinen Lebensraum mehr haben, wird es auch für den Menschen eng“, war man sich einig.