Der Nabu Stuttgart hat zur Familienaktion auf die Solitude geladen: Begeistert haben Kinder Kröten gesammelt und zum Laichplatz getragen.

„Cool!“ Lucas kommentiert knackig. Schon im ersten Eimer, den er kontrolliert, liegt eine dicke Erdkröte. Unter Blättern versteckt, die zum Schutz des Tieres eingefüllt wurden. Bevor der Achtjährige das Tier vorsichtig auf der flachen Hand herausholt, macht er seine Hände nass, wie es Maria Ruland vom Naturschutzbund (Nabu) Stuttgart vormacht. „Die Haut der Tiere ist empfindlich, sonst könnten wir Pilze übertragen“, erklärt sie.

 

Neugierig scharen sich die vierjährige Celia, Moritz und Florian, beide zehn, sowie Julie und Lukas, jeweils acht Jahre, um Ruland, die die Kröte übernommen hat. Auch sie machen ihre Hände nass, um vorsichtig den Rücken des Tieres berühren zu können. „Ein Weibchen! Die sind größer als Männchen, haben einen dicken Bauch“, erklärt die Biologin. „Jetzt bewegt sie sich, weil die Kältestarre nachlässt. Amphibien sind wechselwarm, passen sich der Außentemperatur an. Und wenn sie sich rückwärts schiebt, will sie sich eingraben.“ Vorsichtig setzt sie das Tier in den ebenfalls mit Laub gefüllten Transporteimer, den Lucas in der Hand hält. So kommt die Kröte später zum kleinen See des Anglervereins am Schloss Solitude.

Jeden Morgen geht es von Eimer zu Eimer

Die Zeit der Krötenwanderungen hat wieder begonnen. Auf ihren – meist nächtlichen – Touren überqueren die Tiere auch Straßen und können überfahren werden. Daher stellt die Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Nabu jährlich Amphibienschutzzäune auf mit nummerierten Eimern. Jeden Morgen gehen Freiwillige auf der Waldebene Ost, am Frauenkopf und in Sonnenberg Eimer für Eimer ab, sammeln Kröten ein und tragen sie über die Straße zum Laichort.

An diesem Morgen dürfen das die Kinder tun. Zur Familienaktion des Nabu auf der Solitude sind zehn Familien gekommen. In leuchtend gelber Warnweste spüren sie in zwei Gruppen – die zweite führt Emely Selonke, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) macht – Kröten und anderem Getier nach. „Habe ich noch nie gemacht, aber ist eine gute Sache, um Biologie, Flora und Fauna kennenzulernen“, sagt Jerg Hilt, der mit Frau Katrin, den Kindern Anton und Levi plus Hund dabei ist.

Frösche und Molche sind nicht unterwegs

Just erläutert Nabu-Expertin Ruland, warum Stöcke in den Eimern sind. „Damit Käfer, die aus Versehen hineinfallen, wieder rauskrabbeln können.“ Derweil füllt Moritz Essig, FÖJ-Anwärter, das Amphibienschutzprotokoll aus. Zu Eimer Nummer 37 trägt er das Krötenweibchen ein, unter sonstigem Befund die Laufkäfer darin. Die Spalte Grasfrosch und Berg-/Teichmolch bleibt an diesem Tag leer. Weder Frösche noch Molche werden heute in die Kübel gehen. Aber die Kinder, die abwechselnd das Transportutensil tragen, freuen sich noch über zwei Erdkröten: Ein Männchen, das Richtung Wasser will, und ein Weibchen beim Fritz-von-Grävenitz-Museum, das schon abgelaicht hat. „Der Heimweg zum Wald“, schmunzelt Ruland. „Seht ihr, der Bauch ist kleiner.“

Die Rückkehrerin wird versorgt – weiter geht es zum See. „Es ist zu trocken, Kröten wandern vor allem, wenn es feucht und warm ist“, erklärt Ruland. „Auch sie leiden unter dem Klimawandel.“ Am Seeufer beobachten alle gespannt, was Weibchen und Männchen nun machen. „Sie ist rein“, ist zu hören. „Abgetaucht?“ – „Wo ist er hin?“ Begeisterung kommt auf, als ein Pärchen auftaucht, aufeinander schwimmend. „Da sie größer sind, tragen die Frauen die Männer“, erklärt Ruland. Die Weibchen laichten am Ufer im wärmeren Wasser an die 1000 Eier ab. „Wow“, meint jemand, bevor es auf die Wiese zum Kröten-Quiz und Spielen geht. Die Kinder sind sich einig: „Super!“