Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Im Garten: Wer einen eigenen Garten hat, kann mit wenig Aufwand viel tun: Nistkästen für Fledermäuse aufhängen, eine Schmuddelecke für Igel und Insekten lassen oder Wildkräuter für Wildbienen anpflanzen. Weitere Tipps unter www.nabu.de/oekologischleben.

 

Bei der Arbeit: Viele Naturschutzvereine suchen Helfer für bestimmte Projekte - man muss nicht immer gleich Mitglied werden. Neben Nabu und BUND gibt es viele weitere Einrichtungen; eine Liste findet sich beim Landesnaturschutzverband unter www.lnv-bw.de.

Auf der Wiese: Etwa zwei bis drei Euro kostet ein Quadratmeter Streuobstwiese - warum kaufen Sie sich nicht eine kleines Stück Natur, pflegen es und machen im Herbst Ihren eigenen Apfelsaft? Alles Wissenswertes gibt es unter www.streuobstwiesen-bw.de.

Einen wichtigen Kampf führt die Stadt auch gegen den Flächenfraß. Noch bis Anfang der 90er Jahre verbrauchte Stuttgart jährlich oft hundert Hektar Grünfläche für Wohnhäuser, Gewerbegebiete und Straßen. Mittlerweile sind es, von Ausreißern abgesehen, noch etwa 30 Hektar. Großen Anteil an diesem Erfolg hat das "nachhaltige Bauflächenmanagement" der Stadt, das es seit 2001 gibt. In einer zentralen Datei werden alle innerstädtischen Brachflächen gesammelt und Investoren angeboten - derzeit sind dort mehr als 300 Brachen aufgelistet. So muss man seltener neue Baugebiete ausweisen.

Naturschutz fällt hinten runter

Allerdings lässt sich an dieser Strategie der innerstädtischen Verdichtung exemplarisch zeigen, wie schwierig es in einer Großstadt ist, die richtigen Mittel für einen nachhaltigen Naturschutz zu finden. Denn gerade die Brachflächen in der Stadt, die durch das Flächenmanagement und neue Projekte verschwinden, sind wichtige Rückzugsgebiete für seltene Tiere und Pflanzen - auf den Gleisfeldern im Talkessel finden sich zum Beispiel 700 Tier- und Pflanzenarten. Naturschützer sprechen dabei gerne von einem "Serengeti am Nesenbach".

Ein anderes Beispiel für diese ökologische Zwangslage sind die Biogasanlagen. Sie erhöhen zwar den Anteil der erneuerbaren Energien im Land, da für die Anlagen aber verstärkt Mais angebaut wird, veröden die landwirtschaftlichen Flächen noch stärker - Monokultur, so weit das Auge reicht. Ohne Hecken und Feldraine und ohne eine Vielfalt von Blumen und Kräutern kann aber beispielsweise der seltene Feldhase nicht überleben. Es ist kurios genug, dass der Schlossgarten mittlerweile als sein wichtigstes Rückzugsgebiet in Stuttgart gilt.

Naturschutzbund kritistert Schusters Haltung

Ein wichtiges Ziel des Amtes für Umweltschutz ist es daneben, die noch bestehenden Biotope besser zu verbinden, um den Tieren die Möglichkeit zu geben zu wandern. Diese Vernetzung zu schaffen sei aber ein mühsames Geschäft, sagt Hubert Ott. Oft fehlten Helfer oder Geld, um die Renaturierung umzusetzen. Und erst vor wenigen Tagen hat OB Wolfgang Schuster nochmals klargestellt, dass der Umbau des Klinikums, die Sanierung der Schulen und der Ausbau der Kindertagesstätten fast alle Mittel binden werden. Der Naturschutz fällt mal wieder hinten runter.

Ulrich Tammler vom Naturschutzbund Stuttgart kritisiert genau diese Haltung. Er habe den Eindruck, dass die zuständigen Ämter personell und finanziell ausgedünnt worden seien und heute vor allem Aufgaben in der Energie- und Verkehrspolitik wahrnehmen: "Der klassische Naturschutz ist etwas aus dem Blickwinkel geraten", so Tammler. Dabei schwebt ihm ein großes Ziel vor: Er setzt sich für ein achtes Naturschutzgebiet ein. An der nördlichen Stadtgrenze, bei Pattonville, liegt die Vördere - auf dem Trockenrasen leben Heuschrecken, Käfer und Spinnen; auch Sumpfrohrsänger, Rebhuhn und Goldammern kommen noch vor. Doch das Gebiet droht zu verbuschen und so seinen Wert zu verlieren. "Dort muss man schnell handeln", sagt der Naturexperte. Aber ihm fehlt selbst ein wenig der Glaube, dass dies gelingen kann.

Die Chancen

 

Viel Natur: Stuttgart besitzt für eine Großstadt sehr viele Naturschutzgebiete - insgesamt sind 6,5 Prozent der Fläche geschützt. Im Regierungspräsidium Stuttgart erreicht kein anderer Landkreis diese Quote.

Gewässer: Vor 30 Jahren trieben noch die Schaumberge auf dem Neckar - heute besitzen die Flüsse und Bäche wieder eine akzeptable Wasserqualität. Zum Schwimmen ist dennoch kein einziger freigegeben.

Umweltbericht: Die Stadt Stuttgart unternimmt in vielen weiteren Bereichen große Anstrengungen. In einem ausführlichen Bericht hat sie dargelegt, wie es um den Naturschutz in der Stadt steht. Er ist einzusehen unter www.stuttgart.de, Stichwort "kommunaler Umweltbericht" eingeben.

Die Probleme

Flächenfraß: Im Jahr 1906 waren in Stuttgart sechs Prozent der Gemarkung mit Gebäuden und Straßen überbaut, heute sind es 50 Prozent. Die Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen werden immer kleiner.

Artensterben: Viele Tiere in Stuttgart sind vom Aussterben bedroht. So sind von 840 Schmetterlingsarten, die einst in Stuttgart beobachtet wurden, 95 Prozent verschwunden oder massiv in ihrem Bestand bedroht. Von den 23 Amphibien- und Reptilienarten sind 20 in die Rote Liste aufgenommen worden.

Freizeitdruck: Die wenigen Grünflächen in Stuttgart werden von den Menschen in ihrer Freizeit intensiv genutzt - an einem Sommertag sind bis zu 50.000 Menschen in Stuttgarter Wäldern unterwegs.

Was jeder tun kann

  Viel Natur: Stuttgart besitzt für eine Großstadt sehr viele Naturschutzgebiete - insgesamt sind 6,5 Prozent der Fläche geschützt. Im Regierungspräsidium Stuttgart erreicht kein anderer Landkreis diese Quote.

Gewässer: Vor 30 Jahren trieben noch die Schaumberge auf dem Neckar - heute besitzen die Flüsse und Bäche wieder eine akzeptable Wasserqualität. Zum Schwimmen ist dennoch kein einziger freigegeben.

Umweltbericht: Die Stadt Stuttgart unternimmt in vielen weiteren Bereichen große Anstrengungen. In einem ausführlichen Bericht hat sie dargelegt, wie es um den Naturschutz in der Stadt steht. Er ist einzusehen unter www.stuttgart.de, Stichwort "kommunaler Umweltbericht" eingeben.

Die Probleme

Flächenfraß: Im Jahr 1906 waren in Stuttgart sechs Prozent der Gemarkung mit Gebäuden und Straßen überbaut, heute sind es 50 Prozent. Die Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen werden immer kleiner.

Artensterben: Viele Tiere in Stuttgart sind vom Aussterben bedroht. So sind von 840 Schmetterlingsarten, die einst in Stuttgart beobachtet wurden, 95 Prozent verschwunden oder massiv in ihrem Bestand bedroht. Von den 23 Amphibien- und Reptilienarten sind 20 in die Rote Liste aufgenommen worden.

Freizeitdruck: Die wenigen Grünflächen in Stuttgart werden von den Menschen in ihrer Freizeit intensiv genutzt - an einem Sommertag sind bis zu 50.000 Menschen in Stuttgarter Wäldern unterwegs.

Was jeder tun kann

Im Garten: Wer einen eigenen Garten hat, kann mit wenig Aufwand viel tun: Nistkästen für Fledermäuse aufhängen, eine Schmuddelecke für Igel und Insekten lassen oder Wildkräuter für Wildbienen anpflanzen. Weitere Tipps unter www.nabu.de/oekologischleben.

Bei der Arbeit: Viele Naturschutzvereine suchen Helfer für bestimmte Projekte - man muss nicht immer gleich Mitglied werden. Neben Nabu und BUND gibt es viele weitere Einrichtungen; eine Liste findet sich beim Landesnaturschutzverband unter www.lnv-bw.de.

Auf der Wiese: Etwa zwei bis drei Euro kostet ein Quadratmeter Streuobstwiese - warum kaufen Sie sich nicht eine kleines Stück Natur, pflegen es und machen im Herbst Ihren eigenen Apfelsaft? Alles Wissenswertes gibt es unter www.streuobstwiesen-bw.de.