Schockmoment für Mitglieder des Vereins für Bienenschutz. Das von ihnen angelegte, blühende Biotop im Uhlbacher Weinberg von Christel Currle wurde abgemäht – im Auftrag der Stadt.

Christel Currle, Weingutbesitzerin aus Uhlbach, traute vor einigen Tagen ihren Augen kaum. Am Vormittag war sie beim Gassigehen am Pflanzstreifen vorbeigegangen, den Ehrenamtliche zwischen ihrem Weinberg und der Wasserstaffel angelegt hatten. Erste junge Pflänzchen blühten noch. Am Nachmittag stand sie vor der gemähten Insektenwiese. „Ich hätte weinen können“, sagt die engagierte Wengerterin.

 

Mit dem Amt für Umweltschutz hat Currle an Aktionen zur Verbesserung der Biodiversität teilgenommen und so den Kontakt zum Verein Bienenschutz Stuttgart geknüpft. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Maßnahmen anzustoßen, die das Futter- und Nistplatzangebot für Wildbienen und andere Insekten verbessern“, sagt Vereinsmitglied Ingo Lau. Insofern war er froh, als Currle den Bienenschützern anbot, einen Grünstreifen am Rand ihres Weinbergs als Insektenwiese zu nutzen.

Vor einem Jahr haben Ehrenamtliche 120 Stauden gepflanzt. „Wir haben heimische Arten wie Karthäusernelken, Wilden Dost und andere Blütenpflanzen gepflanzt, die Insekten gerne anfliegen“, erzählt Lau. Insekten labten sich bereits an den Blüten, Wanderer mussten aber genau hinschauen, um die Pflänzchen zu entdecken. Schilder wiesen darauf hin, dass es „hier für Bienen, Hummeln und Co. blüht“.

Fremdfirma ignoriert Hinweisschilder

Offensichtlich fanden weder die Schilder noch die kleinen Blütenpflänzchen Beachtung bei den Mitarbeitern des Unternehmens, das im Auftrag der Stadt die neben der Blühwiese verlaufende Wasserstaffel reinigen mussten.

Die Rinnen müssen immer wieder von der eingeschwemmten Erde und darin aufwachsenden Gebüschen gereinigt werden. „Diese Pflege macht in diesem Jahr eine österreichische Firma, die mit sehr einsatzfreudigen kostengünstigen Arbeitern aus dem Balkan arbeitet“, sagt Inge Maass, die die Arbeiten im Auftrag der Stadt beaufsichtigt. Die Arbeiter hätten die Schilder zwar gesehen, aber den Text nicht verstanden und die kleinen Pflänzchen auch als nichts Besonderes angesehen.

Deswegen machten sie kurzen Prozess. Das Bankett neben der Wasserstaffel wurde gemäht. „Dabei hätten die Pflanzen noch aussamen sollen und die verholzten Pflanzenstängel Insekten als Hotel für den Winter dienen können“, ärgert sich Lau.

Kritik an Biotopverbundplanung

Ein Mitarbeiter des Tiefbauamts hat sich nun, zehn Tage nach Currles Protestschreiben, zwar entschuldigt und zugesagt, dass die Stadt eine Ersatzpflanzung veranlasse. Currle ärgert sich aber über die Missachtung des ehrenamtlichen Einsatzes für den Naturschutz. „Es zeigt sich, dass die Ämter nicht miteinander kommunizieren und auch nicht auf die Wengerter oder Gartenbesitzer zukommen“, sagt Currle im Hinblick auf die Biotopverbundplanung. Das Projekt stößt bei vielen Wengertern und Gartenbesitzern auf Kritik. Dabei sind Uhlbach und Rotenberg als Vorzeigeprojekt für die Wiederbelebung des Biotopverbunds in Stuttgart vorgesehen. Der Bienenschutzverein, Wengerter wie Christel Currle und das Amt für Umweltschutz verfolgen dabei unter anderem das Ziel, „ein Netzwerk von blühenden Landschaften zu schaffen“, so Lau. Kahlschläge wie in Uhlbach tragen nicht zur Akzeptanz der Biotopschutzverbundplanung bei.