Die Naturschutzbehörde des Böblinger Landratsamts hat den Maurener See in den vergangenen Monaten sanieren lassen – und das unter anderem mit Weil der Städter und Renninger Geld.

Ehningen - Seen gibt es im Kreis Böblingen nicht viele. Umso überraschter ist der Spaziergänger, wenn er hinter dem kleinen, idyllischen Hofgut Mauren plötzlich inmitten eines kleinen Wäldchens auf einen Weiher trifft. Das Wasser ist schön sauber, es sind aber noch Spuren von Bauarbeiten zu sehen.

 

Die Naturschutzbehörde des Böblinger Landratsamts hat den Maurener See in den vergangenen Monaten sanieren lassen – und das unter anderem mit Weil der Städter und Renninger Geld. Verwundert die Augen gerieben haben sich Weiler Kommunalpolitiker zunächst, als es hieß, sie sollen für das in Ehningen gelegene Naturidyll bezahlen. Der Beigeordnete Jürgen Katz weiß das, und konnte sie dennoch überzeugen. „Es gibt eine Flächenkonkurrenz“, sagt er. „Auf diese Weise kaufen wir uns frei, um die Landwirte nicht noch mehr belasten zu müssen.“

Das bürokratische Wort heißt „Ausgleichsmaßnahme“. Wo immer in die Natur eingegriffen wird, schreibt das Naturschutzgesetz vor, dass dieser Eingriff an anderer Stelle ausgeglichen wird. Das hat zum Beispiel Bosch beim Bau des Renninger Forschungscampus tun müssen. Bosch pflanzte 700 Bäume, renaturierte ein Stück des Weissacher Strudelbachs, forstete ein Renninger Waldstück auf, legte Feuchtbiotope an und errichtete zwischen Dätzingen und Aidlingen Schutzzäune für Amphibien. Und Bosch beteiligte sich mit 250 000 Euro ebenfalls am Maurener See.

Wasser des Maurener Sees fließt auch in die Würm

Die Gesamtkosten für die Maßnahmen liegen zwar noch nicht vor, das Landratsamt schätzt sie aber auf rund 650 000 Euro. Neben Bosch und Daimler will nun auch Weil der Stadt rund 120 000 Euro davon bezahlen, um den Eingriff im Neubaugebiet Häugern auszugleichen. „Die Verbesserung der dortigen Wasserqualität ist eine sinnvolle Maßnahme“, ist der Beigeordnete Katz überzeugt. „Schließlich kommt sie auch der Würm zugute.“ Wasser des Maurener Sees fließt durch die Würm, und die Würm fließt später durch vier der fünf Weil der Städter Ortsteile.

Wanderer finden leicht zum Maurener See, er liegt an der Kreisstraße zwischen Holzgerlingen und Ehningen beim Hofgut Mauren. Über den Mauerresten des einstigen Maurener Schlosses wohnt in modernen Bungalows die Familie Krohmer. Ihnen gehört der See, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ernst Krohmer ist ob der Rettung des Naturdenkmals froh: „Auch die Allgemeinheit hat etwas davon.“ 1982 hatte das Landratsamt Böblingen den Maurener See als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. 2011 stellte die Behörde jedoch fest, dass die Wasserqualität nicht mehr gut ist.

„Ohne Sanierungsmaßnahmen wäre der See gekippt und letztlich in einem natürlichen Prozess verlandet“, erklärt eine Sprecherin des Landratsamts, warum es sinnvoll ist, den privaten See mit öffentlichen Geldern zu sanieren. Seit Herbst 2017 laufen nun die aufwendigen Arbeiten an diesem Naturdenkmal. „Ziel, ist es, ihn wieder in einen stabilen ökologischen Zustand zu überführen“, sagt die Sprecherin.

Laut den Überlieferungen sollen in dem Tümpel bereits die Mönche des nahe gelegenen Zisterzienserklosters Bebenhausen gefischt haben. Auch damals könnten sich dort Karpfen getummelt haben. Bis zur Sanierung war das auf jeden Fall der Fall. „Wir haben 60 bis 70 Zentimeter große Exemplare herausgezogen“, berichtete Holger Kappich im November 2018, „und auch einige Hechte.“ Außerdem Tausende von kleinen Fischen, darunter Rotaugen, Rotfedern und Moderlieschen. Die Fischfreunde der Vereine in Ehningen und Herrenberg holten sie aus dem total verschlammten See, der durchschnittlich nur noch etwa einen Meter tief war.

Der Diplom-Hydrologe Holger Kappich vom Stuttgarter Landschaftsarchitektenbüros Geitz und Partner hat die Sanierungsmaßnahme geplant. Der See sei „am Umkippen“ gewesen, bestätigte er. „Als wir ihn abgelassen haben, hat es gestunken wie Waschmaschinenlauge“, sagte Kappich. Das Wasser wurde abgelassen, um den vielen Schlamm vollständig zu entfernen und den See im nördlichen Teil um bis zu 60 Zentimeter zu vertiefen. Gleichzeitig wurde der Gehölzbestand ausgelichtet, damit auch weniger Laub im See als Nährstoff landet. Um die Wasserqualität weiter zu verbessern, wurde Kies aufgeschüttet, auf dem Sumpfpflanzen wachsen sollen. Ein neues Überlaufbauwerk am nordöstlichen Ufer kontrolliert künftig den Wasserspiegel. So kann auch vermieden werden, dass Seewasser in den nördlichen Graben fließt und den Lebensraum des Steinkrebses stört.

Ausgleich in Weil der Stadt ist schwierig

Damit der Graben nicht austrocknet und die Kontrolle der Wasserentnahme steuerbar ist, wurde am südöstlichen Seeufer ein neues Entnahmewerk in Form eines Teichmönchs eingebaut.

Während der von Norden auf den See zulaufende Graben für den Steinkrebs auch einen Gewässerrandstreifen erhält, bleibt der von Westen dem See zulaufende Graben nicht verändert, da er auch künftig nur temporär Wasser führt. All diese Bau- und Pflanzmaßnahmen sind überwiegend abgeschlossen. „Auch die baustellenbedingt beanspruchten Flächen wurden nahezu vollständig rekultiviert“, berichtet die Sprecherin des Landratsamts.

In Weil der Stadt ist man zufrieden. Natürlich hatte die Stadtverwaltung geprüft, ob es auch Projekte auf dem eigenen Gemarkungsgebiet gibt, die als Ausgleichsmaßnahme in Frage kommen. „Das hat sich als schwierig erwiesen“, berichtet der Beigeordnete Jürgen Katz. Das Problem ist eines, um das ihn Kollegen in anderen Gemeinden beneiden würden: „Weil der Stadt liegt bereits in einem sehr hochwertigen Naturraum, sodass oft keine Aufwertungsmöglichkeiten mehr bestehen.“ Zudem brauche man für den Häugern sehr viel Ausgleich. Der Maurener See ist deshalb nicht die einzige Maßnahme. Die Stadt errichtet an anderer Stelle Nistkästen, pflanzt Streuobstbäume und wertet das Naturschutzgebiet Merklinger Ried auf – das übrigens auch einen See enthält.