An einer Straße in Leinfelden-Echterdingen kommen sogenannte Ökosteine in Mode. Sie ersetzen die sogenannten Rasengittersteine. Doch so richtig öko sieht das neue Pflaster gar nicht aus.

Leinfelden-Echterdingen - An der Ziegeleistraße in Echterdingen scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Autos dürfen dort nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Kinder rauschen derweil mit einem Affenzahn auf ihren Rollern von der Brücke herunter, die vom Echterdinger S-Bahnhof in das überschaubare Sträßlein führt. Wer hier durchläuft, kann sich freuen: „Alles so schön grün hier.“ In den Einfahrten und auf Auto-Stellplätzen wächst Gras und Löwenzahn zwischen den sogenannten Rasengittersteinen. Bienen und andere Insekten können hier im Sommer die eine oder andere Blüte finden, die zwischen den Steinen aufgeht.

 

Das Viertel könnte in Sachen Umweltschutz Vorbildcharakter haben – und das obwohl die Häuser seit drei Jahrzehnten dort stehen. Diese Art der Pflastersteine lassen Wasser durch ihre freie Mitte hindurch ins Erdreich abfließen, der Regen kann ungehindert in den Boden sickern. Grundwasser wird neu gebildet. Die Fläche ist nicht versiegelt, so wie es der dort seit 1988 rechtsverbindliche Bebauungsplan vorschreibt.

Doch diese Gitter aus Stein haben offenbar auch Nachteile, wie man im Internet nachlesen kann. Wenn Autos darüber rollen, sei das sehr deutlich zu hören, heißt es. Die Reifen würden auf diesen Steinen ein lautes Abrollgeräusch erzeugen. Bei nassem Wetter sei das Erdreich in den Gitterlöchern sehr weich, und wer dann mit Stöckelschuhen darüber läuft, läuft Gefahr, in der Mitte mit dem schmalen Absatz zu versinken.

Anwohner lassen die Rasengitter austauschen

Im Internet wird auch Werbung für sogenannte Ökosteine gemacht. Dieses Pflaster setzt sich auf den ersten Blick aus herkömmlichen Verbundsteinen oder Terrassenplatten zusammen, soll aber gleichzeitig auch wasserdurchlässig sein. Zum Ärgernis eines umweltbewussten Anwohners kommen solche Steine nun auch an der Echterdinger Ziegeleistraße in Mode. Anwohner lassen ihre Rasengittersteine gegen Ökosteine auszutauschen, wie Matthias Heinzmann, Vizeleiter des städtischen Baurechtsamts, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt.

Laut Martin Ehrentraut kommt es auf den Stein an, ob er hält, was die Werbung verspricht. Der Mann ist vom Fach. Er leitet die Marketingabteilung des Baustein-Spezialisten Kronimus in Iffezheim. „Echte Ökosteine sind keine Mogelpackung“, sagt er. Diese Steine seien selbst gar nicht wasserdurchlässig, der Regen laufe vielmehr über die Fugen ab – also durch die Lücken zwischen den Steinen. Umso größer diese Fugen sind, desto mehr Wasser kann ablaufen. Für gewöhnlich würden kleine Fugen dort gemacht, wo man häufig darüber laufe, und die größeren Fugen dort, wo die Fahrzeuge abgestellt würden. Die komplette Fläche gelte dann als Ökopflaster. Dabei muss aber auch der Untergrund, das sogenannte Pflasterbett, wasserdurchlässig sein. Von Porensteine rät der Fachmann ab. Denn die hätten kleine Öffnungen und laufen bei Kälte Gefahr, zu platzen.

Ist die Aktion rechtens?

Ist es eigentlich rechtens die Rasensteine gegen Ökosteine auszutauschen? „Baurechtlich ist das akzeptiert. Das entspricht dem Bebauungsplan, der in diesem Gebiet bereits seit 1988 rechtsverbindlich ist“, antwortet Matthias Heinzmann vom Baurechtsamt. Zumal es an der Ziegeleistraße in Echterdingen sehr viele kleine Hofeinfahrten gebe und sich dort mancherorts die Rasensteine schon gesenkt hätten. Ein Anwohner habe dem Umbauwunsch ihm gegenüber damit begründet, dass er einen barrierefreien Zugang brauche. Von diesen Steinen rate man auch in anderen Bebauungsplanverfahren nicht ab, ergänzt Heinzmann.