Ein lichtes Kiefernwäldchen mit seltenen Orchideen: Das Jägerhölzle oberhalb des Wieslauftals ist seit 1975 Naturschutzgebiet. Das Regierungspräsidium erinnert an die Gründe.
Zwischen Kiefern und Pfeifengras blühen im Jägerhölzle unscheinbare, aber besondere Pflanzen. Weiße Waldhyazinthen und Fliegen-Ragwurzen fallen erst beim zweiten Blick auf – genau diese und andere stille Kostbarkeiten machen den Reiz des kleinen Naturschutzgebiets bei Rudersberg aus. Seit 50 Jahren steht es auch deshalb unter Schutz.
Der kleine Bergsporn über dem Wieslauftal sei „ein Idyll“ mit einzigartiger Pflanzenwelt im Welzheimer Wald, begründet Regierungspräsidentin Susanne Bay die Unterschutzstellung: „Dieses nur wenige Hektar große Gebiet auf einem Bergsporn über dem Wieslauftal beherbergt eine Pflanzenwelt, die im Welzheimer Wald einmalig ist. Als Naturschutzgebiet möchten wir dieses Idyll vor Beeinträchtigungen schützen, damit diese schöne Landschaft mit ihren seltenen Pflanzen auch für nachfolgende Generationen erhalten bleibt.“
Orchideenpracht im Jägerhölzle zieht Besucher an
In den Monaten Mai und Juni steigt die Zahl der Besuchenden, die sich auf dem kleinen Pfad durch den lichten Kiefernwald des Jägerhölzles bewegen, immer wieder stehenbleiben und zum Boden blicken. Diese filigrane Orchidee, ist es die Weiße Waldhyazinthe oder die Berg-Waldhyazinthe? Blüht die Fliegen-Ragwurz schon? Oder sind vielleicht noch verblühte Frühlings-Enziane zu sehen? Fachleute haben rund zehn verschiedene Orchideenarten festgestellt, dazu kommen weitere seltene Gewächse wie Niedrige Schwarzwurzel, Flügel-Ginster und Berg-Platterbse. Ursprünglich war das Jägerhözle eine Schafweide, worauf noch einzelne Wacholderbüsche hindeuten, da Schafe einen großen Bogen um diese machen.
Als das Gebiet nicht mehr beweidet wurde, entwickelte sich ein lichter Kiefernwald mit Rohr-Pfeifengras im Unterwuchs. Früher wurden die Halme des Pfeifengrases zum Anbinden von Weinreben verwendet und lokal als „Ranschaub“ bezeichnet. Abgegrabener Keupermergel diente zur Bodenverbesserung in den Weinbergen. Die dadurch entstandenen Gruben sieht man im Jägerhölzle heute noch.
Mehrere Entwicklungen gefährdeten das kleine Gebiet zunehmend: Trittschäden durch Besuchende, Verbuschung und die Nutzung des nördlichen Waldrandbereichs zum Modellfliegen. 1975 wurde es unter Schutz gestellt und 1983 von 1,8 auf 2,7 Hektar erweitert.
Auch von daher war die Ausweisung als Naturschutzgebiet richtig. Wegen des starken Besucherdrucks während der Orchideenblüte wurde das Gebiet früher sogar zeitweise durch den Naturschutzdienst des Schwäbischen Albvereins bewacht.
Heutzutage sind die meisten Besucherinnen und Besucher gut informiert und nehmen Rücksicht auf die Natur, teilt das Regierungspräsidium mit. Der unvermeidlichen Verbuschung werde durch Landschaftspflege Einhalt geboten: Im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart wird aufkommendes Gehölz beseitigt und das Pfeifengras gemäht. So bleibe das Naturschutzgebiet für die licht- und wärmebedürftigen Pflanzen erhalten.
Naturschutz im Jägerhölzle: Regeln für Besucher beachten
Ein Besuch des Naturschutzgebietes ist erlaubt, solange nichts gestört oder zerstört wird. Das bedeutet:
- Auf den Wegen bleiben
- Pflanzen stehen lassen
- Tiere nicht aufschrecken
- Hunde an der Leine führen
- Nicht lagern oder campieren
- kein Feuer machen
- keinen Abfall zurücklassen
Das Naturschutzgebiet liegt an der kleinen Verbindungsstraße vom Rudersberger Ortsteil Zumhof zum Edelmannshof. Der Wanderweg Rudersberg – Laufenmühle mit der Albvereins-Wegmarkierung „Rotes Kreuz“ führt am Jägerhölzle vorbei.