Monatelang schien er von der Bildfläche verschwunden: Peer Steinbrück musste ein miserables Wahlergebnis für die SPD verantworten. Als Gastredner und Buchautor ist er aber immer noch gefragt – wie stattliche Honrare belegen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Es ist still geworden um den Abgeordneten Peer Steinbrück. Im Bundestag, wo er den nordrhein-westfälischen Wahlkreis Mettmann repräsentiert, tritt der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat nur noch selten in Erscheinung. Letztmals erwähnt ihn das Plenarprotokoll am 4. Juli. Nicht dass Steinbrück da eine brillante Rede gehalten hätte. Er gab vielmehr eine Erklärung ab, um einen Fehler einzugestehen: „Ich habe nach der falschen Abstimmungskarte gegriffen“, entschuldigt er sich. Aus Versehen hatte der Sozialdemokrat für einen Antrag der Linken gestimmt.

 

Vor zehn Monaten fuhr Steinbrück für seine Partei das zweitschlechteste Wahlergebnis nach dem Krieg ein. Das Projekt, Angela Merkel als Regierungschefin abzulösen, scheiterte kläglich. Inzwischen ist der SPD-Mann aber wieder gut im Geschäft. Unter seinen Parlamentskollegen zählt er noch immer (oder jetzt wieder) zu den Spitzenverdienern.

Zu Beginn seiner Kandidatenkarriere war Steinbrück in die Schlagzeilen geraten, weil er horrende Nebeneinkünfte erzielt hat. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags sind verpflichtet, „entgeltliche Tätigkeiten neben dem Mandat“ offen zu legen. Demnach verdient Steinbrück auch heute wieder nebenher mehr als durch Parlamentsarbeit. Der Verlag Hoffmann & Campe entlohnt ihm seine publizistische Tätigkeit mit einem Honorar, das Steinbrück in die Kategorie „bis 150 000 Euro“ einsortiert. Dabei hat er aktuell gar nichts publiziert. Sein letztes Buch ist 2011 erschienen. Zwei Werke hat er insgesamt bei dem Hamburger Verlag veröffentlicht.

Der Genosse ist auch wieder als Redner gefragt. Allerdings weitaus seltener als in der Zeit, nachdem er als Finanzminister aus der Regierung ausgeschieden war. Im ersten Halbjahr 2014 wurden ihm drei Honorare für Reden und Beratung von jeweils „bis 30 000 Euro“ überwiesen. Im Mai sprach er bei der Hamburger Sparkasse zum Thema „Wirtschaftsfaktor Russland“. Bei einer anderen Gelegenheit parlierte er als Gast der deutschen Zigarettenindustrie. Zwei Vermittler prominenter Redner führen Steinbrück in ihren Katalogen. Einer davon ist die Econ Referenten-Agentur in München. In deren „aktueller Top Ten“ der beliebtesten Redner taucht Steinbrück aber nicht auf.