Nürtinger Liste/Grüne, NT 14 und SPD im Gemeinderat wollen das Neckarufer vorerst freihalten und die Bürger fragen. Die Fraktionen halten ein Bürgerbegehren für möglich und erinnern an das Leitbild „grüne Stadt am Fluss“.

Nürtingen - Die Fraktionen von Nürtinger Liste/Grüne, NT 14 und SPD sind sich einig: In einem gemeinsamen Antrag wollen sie in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend einen Stopp der Hotelpläne an der linken Neckarseite fordern. Dort plant der Reutlinger Hotelier Hans Joachim Neveling ein Haus mit 82 Betten. Auf der gegenüberliegenden Neckarseite soll eine zweireihige Wohnbebauung entstehen. Auch hier beantragen die drei Fraktionen, den vor fünf Jahren gefassten Gemeinderatsbeschluss zu kippen und das Wörth-Areal nur mit einer Zeile zu bebauen.

 

„Grüne Stadt am Fluss“ könnte Alleinstellungsmerkmal sein

„Die Uferbereiche beidseitig am Neckar in Höhe der Kernstadt und mögliche Identifikationsräume sollen erst mal nicht bebaut werden. Stattdessen werden Bürgerbefragungen abgewartet, die zur Markenpositionierung initiiert werden“, heißt es in dem fraktionsübergreifenden Antrag. Nürtinger Liste/Grüne, NT 14 und SPD beziehen sich dabei auf einen Vortrag von Alexander Doderer von der Marketingagentur Gruppe drei vor wenigen Wochen im Nürtinger Gemeinderat. Um den Einzelhandel zu stärken, empfahl Doderer im Wettbewerb der Städte zu einer Markenbildung. „Nürtingen soll verstärkt als grüne Stadt am Fluss wahrgenommen werden“, empfahl der Experte und schloss damit an das Leitbild an, das Nürtinger Bürger bereits im Prozess zu einem integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) formuliert haben. Ein hoher Prozentsatz der Beteiligten will Nürtingen verstärkt als „grüne Stadt am Fluss“ begreifen.

Dieses Leitbild sehen die drei Fraktionen im Gemeinderat durch die vorgesehene Bebauung des Wörth-Areals und die Hotelbaupläne gefährdet. Die Kritiker wenden ein, dass selbst die im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf überarbeitete und zurückgenommene Variante des Hotelbaus in Nachbarschaft der Freien Kunstakademie Nürtingen (FKN) den Platz am Neckar zu stark einschränkt. „Der Baukörper reicht weiterhin zu sehr in die öffentlichen Flächen am Neckar hinein“, kritisierte der SPD-Stadtrat Michael Medla Mitte Oktober im Gemeinderat. „Ein Bürgerbeteiligungsprozess zur Klärung der weiteren Nutzung auf der FKN-Seite kommt einem Bürgerbegehren und unguter Frontenbildung zwischen der Bürgerschaft und dem Gemeinderat zuvor“, warnen die drei Fraktionschefinnen Claudia Himmer, Bärbel Kehl-Maurer, Julia Rieger vor bösem Blut in der Stadt.

Jahrelanges Tauziehen um das Wörth-Areal

Zur Frontenbildung hatte bereits das jahrelange Tauziehen um das Wörth-Areal geführt. Die Befürworter einer einreihigen Bebauung haben stets argumentiert, dass so mehr Freiflächen am Neckar vorhanden wären. Zudem, so heißt es jetzt in dem fraktionsübergreifenden Antrag, könnte die Stadt bei nur einer Häuserzeile auf einen zusätzlichen Hochwasserschutz verzichten. Das würde nicht nur Geld, sondern auch Zeit sparen, weil sofort gebaut werden könnte.