Weil nun ein zweites Schwimmbecken dazu kommen soll, steigen die Kosten von 13,6 auf 21,8 Millionen Euro. Damit ist die Verwaltung auf die Wünsche des Schwimmsports eingegangen, der bei nur einem Becken Konflikte befürchtet.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Das geplante neue Sporthallenbad im Neckarpark soll doch ein zweites Schwimmbecken erhalten. Damit ist die Verwaltung auf die Wünsche des Schwimmsports eingegangen, der bei nur einem Becken Konflikte mit anderen Nutzern befürchtet. Die jüngste Umplanung macht das Projekt deutlich teurer. Aus den angesetzten 13,6 Millionen Euro sind bereits jetzt 21,8 Millionen Euro geworden.

 

Die Forderung der Schwimmsportler, dass auch in der Landeshauptstadt endlich ein Hallenbad mit einer 50-Meter-Bahn gebaut werden müsse, ist schon alt. Die Aussichten, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird, sind so gut wie noch nie. Der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates hat am Freitag seine Zustimmung dafür gegeben, dass der Realisierungswettbewerb für ein Sporthallenbad begonnen wird.

Eine Tribüne für 900 Zuschauer

Nach einer Abstimmung mit den Schwimmvereinen, dem Schwimmverband und dem hiesigen Olympiastützpunkt Wasserball hat die Stadt ihre Pläne an die vorgebrachten Anforderungen angepasst. So soll auf dem Gelände neben der Tennishalle des ESV Rot-Weiß nun eine Schwimmhalle mit einem 50-mal-25-Becken und dazu noch ein Bassin mit den Maßen 25 mal 12,5 Meter entstehen. Während im ersten Konzept ein Teil des großen Beckens mit einem Hubboden versehen werden sollte, ist dieser nun gestrichen, dafür soll nun die Tiefe des kleinen Beckens variiert werden können. Die Halle soll nach wie vor eine Tribüne mit 900 Plätzen bekommen.

Das zweite Becken soll den sonst sehr gedrängten Belegungsplan für die Halle entzerren, die für das Schulschwimmen und von Vereinen sowie von Leistungssportlern im Wasserball und im Schwimmen genutzt werden wird, was mit nur einem Becken nicht möglich gewesen wäre. So können nach den jetzigen Plänen etwa gleichzeitig Schwimmkurse für Kinder im kleinen Becken abgehalten werden, für die das Wasser auf bis zu 30 Grad aufgewärmt wird, während nebenan die Leistungssportler bei 25 Grad Wassertemperatur trainieren.

Synchronschwimmwettbewerbe sind nicht möglich

Die neuen Pläne sehen keinen Sprungturm mehr vor, auch die Wettbewerbstauglichkeit ist etwas eingeschränkt, so wird Synchronschwimmen als Wettkampf nicht möglich sein. Durch das zweite Bassin ist aber das für nationale und internationale Schwimmwettbewerbe vorgeschriebene Einschwimmbecken vorhanden. Für das jetzige Konzept wurde das Grundstück an der Benz-Straße, die verlegt werden muss, etwas vergrößert. Dadurch können noch 60 Parkplätze auf dem Gelände ausgewiesen werden, im direkten Umfeld seien aber ausreichend Stellflächen vorhanden.

Grundsätzlich sind die Fraktionen im Gemeinderat für das neue Sportbad, nicht zuletzt, weil es einen Ersatz für das marode Hallenbad Bad Cannstatt bieten wird, dessen Sanierung sechs Millionen Euro kosten würde. Der Verkauf des Geländes würde andererseits 1,8 Millionen Euro einbringen. Und das neue Sportbad soll die alte Traglufthalle im Inselbad überflüssig machen, wo die Leistungssportler heute in der kalten Jahreszeit trainieren und die längst ausgetauscht werden sollte, was 700 000 Euro kosten würde.

Bürgermeister wenig erfreut über Einwände

Auch wenn die Fraktionen dem Fortgang des Verfahrens zustimmten, gab es einiges Murren in dem Ausschuss. Andreas Winter (Grüne) merkte an, dass man es inzwischen „mit einem ganz anderen Kostenrahmen“ zutun habe. Hans Pfeifer (SPD) geht alles angesichts der Größe der Investition zu schnell, er fragt sich auch, ob das Projekt mit allen Beteiligten ausreichend abgestimmt worden sei. Überdies könne in der neuen Halle kein Freischwimmerabzeichen abgelegt werden, weil trotz hoher Investition kein Drei-Meter-Brett vorgesehen sei. Bernd Klingler (FDP) ist wegen der Enge der Verhältnisse und der genannten Einschränkungen gegen das Projekt, er hält den Standort des Bades für falsch.

Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) reagierte wenig erfreut auf die Einwände. Schließlich habe man nach der grundsätzlichen Zustimmung im Rat die offenen Fragen mit dem Schwimmsport intensiv besprochen und mit diesem „hundertprozentiges Einvernehmen“ erzielt. Themen wie die Parkplatzfrage haben man früher als bei anderen Projekten geklärt.

Um das Vorhaben im Herbst 2013 in die Haushaltsberatungen aufnehmen zu können, müsse es weit genug geplant sein, sagte Föll, weshalb man jetzt mit dem Realisierungswettbewerb, an dem zehn Fachbüros teilnehmen sollen, beginnen müsse. Es bestehe angesichts des Zustands der Traglufthalle im Inselbad und des Cannstatter Hallenbades ohnehin ein gewisser Zeitdruck. Dass das Sportbad Einschränkungen haben werde, sei klar gewesen. Föll: „Natürlich kann man da keine Schwimmsportweltmeisterschaft austragen, dazu bräuchte man einen Schwimmpalast, der 100 Millionen Euro kosten würde.“