Der Städtebauausschuss hat sich klar gegen die Ansiedlung von Ikea im Neckarpark ausgesprochen. Kritik gibt es auch am ECE-Einkaufzentrum.

Stuttgart - Im Streit über die Ansiedlung des Möbelhauses Ikea auf dem ehemaligen Güterbahnhofareal in Bad Cannstatt hat der Städtebauausschuss überraschend klar Position bezogen. Die im beratenden Fachgremium vertretenen Stadtplaner und Architekten sagen ohne Wenn und Aber Nein zu den städtischen Überlegungen, und zwar geschlossen. "Man macht doch den Neckarpark nicht kaputt durch die Ansiedlung von so großem Gewerbe", empörte sich der Architekt Fritz Auer unter dem Beifall vieler Kollegen. "Der Standort ist doch dafür viel zu wertvoll", pflichtete ihm sein Kollege Manuel Schupp bei und forderte ein Abstimmungsvotum darüber, der Stadtverwaltung von diesem Standort für Ikea konkret abzuraten. Das Votum kam dann auch prompt und deutlich.

Fläche zwischen Stuttgart und Esslingen?


Undiskutiert blieb nach dem klaren Nein zu Ikea im Neckarpark dagegen die Anregung Auers, Ikea doch stattdessen irgendeine Fläche an der Gewerbeachse zwischen Stuttgart und Esslingen anzubieten.

Wie berichtet ", ist der Gemeinderat in Sachen Ikea gespalten. Die Grünen und die SPD halten eine Stuttgarter Filiale des schwedischen Möbelgiganten zwar für wünschenswert, den Neckarpark im Hinblick auf die bisherige Quartiersplanung mit bis zu 650 Wohnungen und einem Bildungszentrum als Standort jedoch für falsch. Die FDP dagegen hat aufgrund von Lärmemissionen und Kosten ein Fragezeichen hinter den Bau von Wohnungen gesetzt. Der Baubürgermeister Matthias Hahn wies im Ausschuss darauf hin, dass "Ikea Wohnen an Orte verlagern würde, die man wegen des Wasens bisher dafür im Neckarpark ausgeschlossen hat". Auch seien 650 Wohnungen statt der zunächst geplanten 420 "mit Ikea schwer zu schaffen".

Kritik am Wohnquartier im Europaviertel


Auf heftigste Kritik stieß im Städtebauausschuss auch der Siegerentwurf des Wettbewerbs für das Wohnquartier über dem geplanten ECE-Einkaufszentrum im Europaviertel hinter dem Hauptbahnhof ". Der preisgekrönte Vorschlag des Düsseldorfer Büros RKW Rhode, Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau, der über dem Ladencenter 22 einzelne Wohnhäuser mit rund 400 Wohnungen platziert, wurde als zu kleinräumig, ja dörflich und fehl am Platz gegeißelt. Damit würden die Monostrukturen des Gesamtkomplexes nur getarnt.

Unbehagen wegen neuer Handelsstudie


"Das ist nicht die Art von Stadt, die wir uns an dieser Stelle gewünscht hätten", kritisierte Tilmann Harlander von der Uni Stuttgart. Das Unbehagen werde zudem durch eine neue Handelsstudie gesteigert, die solchen Einkaufszentren negative Wirkungen auf die Innenstädte bescheinigte. Die Leiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau, Ilse Lange-Tiedje, sprach dem Entwurf schlicht die Wohnqualität ab und warf die Frage auf: "Ist der Wunsch, überall Projekte mit Wohnen zu verbinden, richtig?" Ihre Antwort: "Ich finde, nein." Baubürgermeister Hahn verteidigte die Pläne vor dem Hintergrund dessen, was aufgrund des inzwischen umstrittenen Bebauungsplanes aus früheren Jahren überhaupt möglich sei. "Mir ist es lieber, ich experimentiere hier mit Wohnungen, als da nur weitere Büros zu verteilen", sagte Hahn und erntete dafür im Ausschuss auch Kopfnicken. Zudem könne er "kein Dorf erkennen".

Einhellige Lob seitens der Architektenschaft gibt es für das neue Innenentwicklungskonzept, das unter anderem eine Wohnbauquote bei Neubauprojekten vorsieht ". Diese sei nicht investorenfeindlich.