Am Neckar bei Ludwigsburg kollidieren touristische, ökologische und ökonomische Interessen. Auch nach dem geplanten Umbau der Hohenecker Anlegestelle können dort keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker gehen.

Ludwigsburg - Die Tourismusstrategen möchten „das Lebensgefühl Fluss“ aktivieren. Den Ludwigsburgern sei gar nicht recht klar, was der große Fluss alles zu bieten habe, sagte Andreas Braun vergangene Woche im Rahmen der Aktion „Neckar Open“. Die unmittelbaren Anrainer in Hoheneck oder Neckarweihingen würden dem Geschäftsführer der Tourismus Marketing Baden-Württemberg sicher widersprechen. Sie wünschen sich einen weiteren Ausbau des Schiffstourismus, doch dem setzte jetzt das Wasser- und Schifffahrtsamt klare Grenzen.

 

Nachdem 2010 mit dem Projekt Uferweisen I ein 600 Meter langer Teil des Ludwigsburger Neckarufers renaturiert worden ist, sollte 2014 Teil II der Begrünung folgen. Doch tatsächlich wurde das Projekt erst im Dezember 2017 beschlossen – und auch das nicht in vollem Umfang. „Wir mussten das Projekt splitten“, sagt Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen. Der Grund: Die gesamten Umbaukosten belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro, und das Land lässt sich Zeit mit der Förderung. „Wegen des Hochwasserereignisses in Braunsbach fließt zurzeit das Geld für den Uferschutz dorthin“, sagt Schmidtgen.

„Schönste Anlände weit und breit“

Für Ludwigsburg bedeutet das, dass zunächst nur der Bereich der Schiffsanlegestelle Hoheneck umgestaltet wird. Darauf hat sich der Gemeinderat jüngst geeinigt. Überraschenderweise gegen die Stimmen der Grünen: „Wir sind nicht gegen diese Renaturierung“, sagte Christine Knoß. „Aber die Kosten sind so sehr gestiegen, und es gibt nach unserer Ansicht einige Bauvorhaben, die Vorrang haben sollten.“ Etwa der Bau oder die Sanierung von Schulen.

Während also die Ufersanierung in den nächsten Wochen in Hoheneck in Angriff genommen werden soll, wird die ebenfalls geplante Umgestaltung der sogenannten Bucht auf das kommende Jahr verschoben. In der Hoffnung, dass dann auch wieder Zuschüsse vom Land fließen.

Da ein Umbau der Anlegestelle unmittelbar bevorsteht, wurde der Wunsch laut, man möge diese doch so konzipieren, dass dort auch überlange Kreuzfahrtschiffe Halt machen können. „Unsere Anlände ist eine der schönsten am Neckar“, sagt der Freie Wähler Jochen Zeltwanger vom Stadteilausschuss Hoheneck. Mit diesem Talent sollte man wuchern und damit auch mehr Touristen in die Stadt holen.

Trend zum 130-Meter-Schiff

Schmidtgen setzt dagegen: „Diese Schiffe sind schon bisher 100 Meter lang.“ Und der Trend der Reiseveranstalter gehe zu noch viel längeren Schiffen. Schon bisher seien diese Kreuzfahrtschiffe nur geduldet worden, ab sofort dürften sie aber gar nicht mehr anlegen, weil sie wegen der Länge in die Fahrrinne hinein reichten. Für die üblichen Rundfahrt- und Linienschiffe reiche der Platz aus, sie seien deshalb auch nicht von dem Verbot betroffen.

Ein Ausbau der Hohenecker Anlegestelle für bis zu 135 Meter lange Schiffe ist nach Ansicht von Experten völlig ausgeschlossen. Auf der Suche nach Alternativen ist der Vorschlag gemacht worden, eine Anlegestelle für diese überlangen Ausflugsschiffe am gegenüberliegenden Ufer in Neckarweihingen einzurichten. Nach Einschätzung der Verwaltung wäre dort die einzige Stelle, an der die Kreuzfahrer vor Anker gehen könnten. Allerdings sieht es an jener Stelle nicht wirklich einladend aus: Dort befindet sich ein großer Schrottplatz. „Das wäre kein schönes Entree für Touristen“, meinte der Baubürgermeister Michael Ilk. Nun wird überlegt, ob und wie man diesen Anblick kaschieren kann.