Der Plan einer Surfwelle im Neckar nimmt immer konkretere Züge an. Um den ambitionierten Zeitplan zu halten, muss der Stuttgarter Gemeinderat im Frühjahr eine Entscheidung über Planungsmittel treffen.

Stuttgart - „Wenn die Stadt das Projekt will, dann sollte es eigentlich keine Hürden geben“, ist Matthias Bauer, Vorstandsmitglied des Vereins Neckarwelle Stuttgart, überzeugt. Der Diplom-Ingenieur und seine Mitstreiter werben derzeit in vielen Gremien dafür, dass die von einer breiten Bürgerschaft unterstützte Idee der künstlich erzeugten Surfwelle im Neckararm beim Untertürkheimer Hallenbad Realität wird. Durch eine spezielle Konstruktion könnte das Wasser so reguliert werden, dass an mehr als 300 Tagen im Jahr gesurft werden kann. Seit Dezember vergangenen Jahres liegt die Machbarkeitsstudie vor. Deren Fazit lautet: Dem alles in allem rund 4,2 Millionen Euro teuren Vorhaben steht technisch und ökologisch nichts im Weg.

 

Planung wird konkreter

Insgesamt erfahre man sehr viel Zuspruch, resümiert Bauer aus den zahlreichen Gesprächen. Erst recht, seitdem die Neckarwelle als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Region Stuttgart 2027 im Gespräch ist. „Das passt super zusammen“, findet er. Deshalb gehe es jetzt darum, den Rückenwind zu nutzen und die Planung zu konkretisieren. Der junge Verein hat ein ehrgeiziges Ziel: Schon im Sommer 2020 – wenn in Tokio die Weltklasse-Surfer erstmals bei Olympischen Spielen um Medaillen kämpfen – könnte die Untertürkheimer Neckarwelle eröffnet werden.

Voraussetzung dafür allerdings ist, dass der Stuttgarter Gemeinderat noch in diesem Frühjahr die nötigen Planungsmittel in Höhe von rund 452 000 Euro für das Genehmigungs- und Realisierungsverfahren bewilligt. Dann könnte der Verein das Projekt in den nächsten Monaten bis zur Baureife vorantreiben.

Im Zuge der Haushaltsberatungen müssten die Stadträte im Dezember dann über die Investitionssumme entscheiden. Bei einem positiven Votum könnte 2020 der Baubeginn erfolgen. Bei einer Ablehnung hingegen würde sich die Umsetzung des Projekts auf unbestimmte Zeit verschieben. Der Verein hofft daher, dass sich im aktuellen Bürgerhaushalt wieder zahlreiche Unterstützer für das ambitionierte Vorhaben finden, damit es nicht in der Warteschleife landet.

Kosten nicht unerherblich

Freilich: Die Kosten für den Bau und Betrieb der Anlage seien „nicht unerheblich“, räumt Bauer ein. Der Verein glaubt aber fest daran, dass sich Sponsoren finden ließen – „allerdings erst dann, wenn es klare Verhältnisse gibt“. Auch die Bedenken wegen der Wasserqualität werden ernst genommen: Zur Sicherheit der Sportler ist eine Reihe von baulichen und organisatorischen Maßnahmen vorgesehen, unter anderem das Abschalten der Welle nach starken Regenfällen . Für sportliche Aktivitäten auf dem Neckar sind nach Ansicht des Vereins die Voraussetzungen durchaus gegeben. Bauer verweist auf Kajakfahren, Rudern, Wasserski und Stand-up-Paddeling – alles Sportarten, die bereits angeboten werden. „Surfen ist kein Baden“, betont er. „Man ist insgesamt nur sehr kurz im Wasser.“

Der Verein ist zuversichtlich, dass die Neckarwelle realisiert wird. Denn in der Landeshauptstadt reift zunehmend die Erkenntnis, dass es um viel mehr geht, als um den Bau einer Sportstätte für den mittlerweile 326 Mitglieder zählenden Verein. Der Bezirksbeirat Untertürkheim zum Beispiel steht voll und ganz hinter dem Projekt: Das Konzept sei „technisch innovativ und zukunftsgerichtet“, loben die Lokalpolitiker. Zudem solle die Surfwelle als neuer Baustein des Nutzungskonzepts „Stadt am Fluss“ mit großer Bedeutung für den Tourismus betrachtet werden, heißt es in ihrem Beschluss.