Der Immobilienunternehmer Markus Rettich nennt Gewinnmaximierung als Grund dafür, ärmeren Bewohnern ihre günstigen Wohnungen zu kündigen.

Der Stuttgarter Mieterverein hat den landesweit agierenden Immobilienunternehmer Markus Rettich zum Träger seines jährlich verliehenen Preises „Goldene Mietenklatsche“ erkoren. Grund für diesen per Post zugestellten Negativpreis sei das „dreiste und asoziale Vorgehen des Spekulanten“ in Bad Cannstatt, wo er mittels „unwirksamer Kündigungsschreiben“ seines Anwalts versuche, Mieter in Gebäuden in der Gnesener und Memminger Straße einzuschüchtern und zum raschen Auszug zu zwingen, so der Vorsitzende Rolf Gaßmann.

 

Mehrere Kandidaten zur Auswahl

Er betont allerdings, analog zum Friedensnobelpreis hätten auch mehrere Kandidaten ausgezeichnet werden können; er denkt an einen Vermieter, der in der Hasenbergsteige die Mieter zwecks Umwandlung in Eigentumswohnungen aus dem Haus treiben wolle. Und natürlich an die Göppinger Eigentümergemeinschaft Dobler & Dr. Dobler, die in Stuttgart mit der verbotenen Vermietung ihres Boardinghauses in Weilimdorf von sich reden macht, das nun entmietet und für viele Millionen Euro an die Stadt verpachtet wird. Diese will dort mehr als 900 Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen.

Lukrative Zimmervermietung

Rettichs schon häufig in Medien kritisch gewürdigtes Geschäftsmodell bestehe darin, langjährigen Bewohnern zu kündigen, um danach den Profit zu maximieren, indem dann die Zimmer einzeln und teuer als WG-Zimmer vermietet würden, so Gaßmann. Statt 395 Euro pro Monat könne der Umsatz für eine Zwei-Zimmer-Wohnung auf 1100 Euro erhöht werden, heißt es in einem Kündigungsschreiben. Scheitere Rettich am Widerstand von Mietern, versuche er es mit Abfindungsangeboten oder er dränge diese zum Umzug in eine ihm gehörende schlechtere Wohnung, betont Gaßmann. „Dabei weiß Rettich, dass die Kündigungen nicht das Papier wert sind“, auf denen sie gedruckt seien: es gebe schließlich keinen Rechtsanspruch auf einen maximalen Gewinn.