Die Neigung wird dort wie hier über komplexe Schneckengetriebe bewirkt. Und in diesem Bereich soll bei einem in Bayern eingesetzten Triebwagen eine Störung aufgetreten sein. Von einem „möglicherweise schadhaften Bauteil im Neigetechnikantrieb“, spricht die DB. Deswegen wurde die Neigetechnik bei allen Zügen der Baureihen VT 611 und VT 612 außer Betrieb genommen. Offenbar wird für jeden der Züge ein außerplanmäßiger Werkstatttag angesetzt, um die Technik zu überprüfen.

 

Damit soll ausgeschlossen werden, dass sich ein in der Neigung befindlicher Zug wegen eines technischen Problems bei voller Fahrt nach einer Kurve nicht mehr aufrichtet. Auf gerader Strecke wären die Folgen nicht gravierend. Anders stellt sich das Szenario dar, sollten sich geneigte Züge in einer Kurve begegnen. Dann – so die Theorie – seien Berührungen nicht ausgeschlossen. In der Praxis ist das noch nie vorgekommen. Auf eingleisigen Strecken – wie auf Abschnitten der Zollerbahn hinter Tübingen – wäre dies auch gar nicht möglich. Doch dem Vernehmen nach lässt sich die Technik aber nicht so einfach ein- und ausschalten, um auf verschiedene Streckenvarianten schnell genug reagieren zu können.

Wimmer wieder Mängel

Neu sind die Probleme mit dieser Zuggattung keinesfalls. 1997, im Jahr nach der Inbetriebnahme des VT 611, begrenzte das Eisenbahn-Bundesamt das Tempo der Triebwagen auf 120 Kilometer und ordnete eine Abschaltung der Neigetechnik an. Nach einer Überarbeitung der Technik wurde erst 1999 wieder flott gefahren.

Funktionsstörungen oder auch Haarrisse in einer Radsatzwelle führten immer wieder zu ähnlichen Einschränkungen für mehrere Monate oder gar bis zu zwei Jahren. Mitunter war von Konstruktionsfehlern die Rede. „Es wurde eine neue Technik entwickelt, produziert und eingebaut“, hieß es in dazu passenderweise im April 2011 aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium. Danach fuhren die VT 611 und VT 612 wieder mit bis zu 160 Sachen durch die Kurven. Bis zur aktuellen Störung im Dezember 2015.