Neil Harbisson ist eigentlich farbenblind, kann aber dank eines Apparats Farben hören. Der Brite bezeichnet sich selbst als Cyborg. Wohin führt die Verschmelzung von Mensch und Maschine?

Stuttgart - Für Neil Harbisson sind Blumen immer grau gewesen. Der Himmel eine Abstufung aus Grautönen, auch das Meer. Seine Mitmenschen: graue Männer und Frauen. Der in Barcelona aufgewachsene Avantgarde-Künstler lebte in völliger Farbenblindheit – bis zu seinem 21. Lebensjahr. Dann entschloss sich Harbisson, seinen Körper aufzurüsten: Bei einer Operation bekam er ein elektronisches Auge eingesetzt, den sogenannten Eyeborg. Der Apparat erkennt Farbfrequenzen und sendet diese an einen Chip in seinem Hinterkopf – durch die Resonanz an seinem Schädel werden Töne erzeugt: Blau klingt wie ein Cis, gelb wie ein G. Für Harbisson verwandelte sich die Welt: „Es ist für mich sehr attraktiv, durch einen Supermarkt zu gehen“, erzählt der 34-Jährige bei einem seiner Vorträge. „Der Gang mit den Reinigungsmitteln ist so bunt, das hört sich für mich an, als wäre ich in einem Nachtclub.“