Die Realisierung eines Tunnels bei Waldrems ist offenbar komplizierter als gedacht. Der Start der vierspurigen B-14-Erweiterung dort wird deshalb auf 2020 verschoben.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Auf dem Abschnitt zwischen Nellmersbach und der Kreuzung Waldrems biegen die Bauarbeiter so langsam auf die Zielgerade ein. Die Erdarbeiten für den vierspurigen Ausbau der B 14 sind weitgehend abgeschlossen, derzeit wird auf der Spur in Richtung Backnang die unterste Tragschicht der Fahrbahn aufgetragen.

 

Horrheimer Deponie hat keine Kapazitäten

Gegenüber den Planungen ist man allerdings erneut im Verzug. Als Gründe dafür gibt das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart, das die Maßnahme im Auftrag des Bundes koordiniert, mehrere Punkte an: So habe die Umlegung einer Hochgasdruckleitung mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht, Lieferschwierigkeiten bei den Stahlrohren für die Wasserversorgung hätten zu weiteren Verzögerungen geführt. Außerdem habe man pechhaltiges Material nicht wie vorgesehen auf eine Deponie nach Horrheim im Nachbarkreis Ludwigsburg bringen können. Dort hätten sich überraschend Kapazitätsengpässe eingestellt. Der Transport zu einem alternativen Endlager in Rheinland-Pfalz habe sich dann als eine „logistische Herausforderungen“ herausgestellt. „Nach derzeitigem Stand“ geht das RP nun von einer Fertigstellung Ende September/Anfang Oktober aus. Zuletzt hatte man nach vorherigen Anlaufschwierigkeiten Ende Juni angepeilt.

Kein nahtloser Weiterbau

Doch der Bauabschnitt mit der Bezeichnung 1.1 ist gar nicht das größte Problem beim vierspurigen Ausbau der B 14, der bis zur Ausfahrt Backnang-West bereits durch freigegebene Mittel aus dem Bundesverkehrsplan finanziert und insgesamt auf 105 Millionen Euro taxiert ist. Eigentlich hatte man nach Abschluss der Maßnahme nahtlos weiterbauen wollen, doch das kommt nun offenkundig nicht mehr in Frage. Der Abschnitt von Waldrems bis zur Alten Schule in Maubach steht plötzlich erst von 2020 bis 2023 im Zeitplan der Gesamtmaßnahme. Dafür ist der bisher zeitlich und räumlich letzte Teil, der Bau des zweiten Murrtalviadukts, auf 2019 vorgezogen worden.

Grund seien die „umfangreichen Vorarbeiten, die noch für den komplexen Bauabschnitt am Knotenpunkt Waldrems erforderlich sind“, heißt es aus dem Regierungspräsidium. Auf Nachfrage wird die Behörde konkreter: Das Grundwassergefüge in jenem Bereich der jetzigen Kreuzung Waldrems, in dem ein Tunnel gebaut werden soll, habe sich als schwierig herausgestellt. Bei geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen sei man auf zwei Grundwasserstockwerke gestoßen, die nicht miteinander vermischt werden dürften. Der obere Grundwasserleiter müsse mittels sogenannter Dükerungen, also in Rohren durch die unteren Grundwasserleiter geführt werden. Durch diesen Umstand seien Änderungen im Bauentwurf notwendig geworden, welche das Bauwerk in einigen Bereichen über die bisher in den Plänen festgestellten Grenzen hinaus verbreitere. Dort seien nun sogenannte temporäre Rückverhängungen, Anker, an einigen umliegenden Grundstücken notwendig.

Andere Abschnitte werden vorgezogen

Nicht nur der ungeahnt komplexe Bauverlauf wirft jetzt den ursprünglichen Zeitplan über den Haufen. Es seien auch weitere Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern notwendig geworden, räumt das Regierungspräsidium ein. Im Gegenzug aber sei vorgesehen, andere Abschnitte der Maßnahme vorzeitig zu erledigen.