Mit seinem Streichersextett Les Trilles du Diable ist der serbische Geiger Nemanja Radulovic bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen aufgetreten. Bei ihm ist alles Ausdruck und Emotion.

Ludwigsburg - Je schneller der Geiger, desto lauter der Beifall. Als Nemanja Radulovic und das Streichersextett mit dem von Tartinis „Teufelstriller-Sonate“ entlehnten Namen Les Trilles du Diable ihr Konzert bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen mit Vittorio Montis berühmtem Csárdás beschließen, ist das Publikum im Ordenssaal endgültig aus dem Häuschen, und das mit gutem Grund. Der 32-jährige Serbe, der sich selbst (Lederhose, Stiefel, hagere Figur und wildes schwarzes Haar) gerne in Richtung Teufelsgeiger stylt, spielt im zweiten Programmteil Virtuosenstücke der Romantik (Paganini, Sarasate), Film- und Volksmusik (alles in Bearbeitungen, die Momente des Brillierenkönnens auch für das Ensemble enthalten), und hier ist er schließlich nicht nur bei seinem – PR-technisch formuliert – „Markenkern“ angekommen, sondern ganz bei sich selbst und bei seinen großen Stärken.

 

Bei diesem Spielmann ist alles Ausdruck

Radulovic ist ein Virtuose. Nicht vordergründig im Sinne eines eitlen Selbstdarstellers, sondern im Sinne eines musikalischen Transportunternehmers in Sachen Emotion. Bei diesem temperamentvollen Spielmann ist alles Ausdruck. Und Kommunikation – mit dem Publikum ebenso wie mit seinen Partnern auf der Bühne. Radulovics Ausdruck reicht bis in Extreme der Tempi, der Klangfarben (die er in bemerkenswert breiter Palette auffächert) und der Dynamik. Man hört Piano-Nuancen vom Allerfeinsten, und überhaupt hat der Geiger eine exzellente, von seiner Lust am Crossover noch nicht beschädigte Technik. Er ist kein David Garrett.

Dass der Geschmack mit dem exzellenten Hand- und Fingerwerk dieser nicht immer mithält, trübt den Eindruck nur anfangs. Da wirkt die Bearbeitung von Bachs d-Moll-Chaconne mit ihren vielen Verdoppelungen und Auszierungen aufgebläht und fürchterlich manieriert. Und Mozarts spätes Adagio und Rondo KV 617 (ursprünglich für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Cello) ist hier schon deshalb kein Zuckerl, weil die Musiker mehr auf ihren sehr individuell gestaltenden Star schauen (müssen) als auf die Noten.

Was soll’s – Ende gut, alles gut. Sogar Abba kann Nemanja Radulovic adeln. „Gimme, gimme, gimme a Man after Midnight” spielt er als Zugabe mit seinem Teufelstriller-Sextett, und ein paar Groupies im Saal feiern den lächelnden schwarzen Geiger so, als wüssten sie genau, dass dieser Mann nach Mitternacht nur einer sein kann.