Ein paar wenige Erwachsene und 50 Jugendliche stellen mit „Take Care & Respect“ eine Großveranstaltung auf die Beine, bei der sich etliche tausend Besucher in Göppingen mit Sinn und Verstand vergnügen sollen. Nena hat für ein Benefizkonzert spontan zugesagt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Irgendwie scheinen alle überrascht, dass sie nun doch das ganz große Rad drehen. Am 28. Juli wird Göppingen komplett im Zeichen von „Sich-Kümmern“ und „Respektieren“ stehen. „Take Care & Respect“ (TCR), so lautet der Titel eines Festivals, für das nicht die Stadt, sondern ein lose zusammengewürfelte Gruppe aus einigen wenigen Erwachsenen und 50 Jugendlichen verantwortlich zeichnet: mit einem vollgepackten Programm, das zum Mitmachen, zum Mitfeiern, aber ebenso zum Nachdenken einlädt und mit einem Nena-Konzert in der EWS-Arena endet.

 

Simone Thieß, die Inhaberin des Therapeutischen Zentrums und der Beratungsstelle für Konflikthilfe, hat sich diesen Schuh noch einmal anziehen lassen, nachdem sie bereits vor einigen Jahren, mit Veranstaltungen gegen das Koma-Saufen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. „Die Volksbank ist auf mich zugekommen, weil sie etwas für Jugendliche machen wollte und hat das angeschubst“, erinnert sie sich an die ersten Gespräche in dieser Sache.

Ein großes ehrenamtliches Team wirbelt unermüdlich

Dass „diese Sache“ derart umfangreiche Formen annimmt, hätte sich Thieß seinerzeit allerdings nicht träumen lassen. Doch als das „Rad“ erst einmal in Bewegung gekommen war, ließ es sich offenkundig nicht mehr aufhalten. Für das Festival am Nachmittag, das sich gegen Gewalt, Drogenmissbrauch und Alkoholexzesse wendet, wurde der große Parkplatz des EWS-Arena gebucht. Doch auch die Innenstadt sollte ihren TCR-Teil abbekommen und so wurden Teilnehmer für einen Flashmob ausgesucht, es wurde eine Menschenkette zum Festivalgelände vorbereitet sowie neue Gerätschaften besorgt und bereits vorhandenes Equipment wieder aufbereitet, etwa der mobile Stop-the-Violence-Container.

„Am Abend sollte dann ein Promi in der Halle auftreten, der das Thema zu seinem macht, gute Texte hat und Leute zieht“, erzählt Simone Thieß. Nena stand mit auf der Auswahlliste – und bekam einen persönlichen Brief. Schon einen Tag später sagte der deutsche Popstar zu, ein Zurück zu etwas Kleinerem war nun nicht mehr möglich. „Obwohl ich keinen Plan hatte, was da alles auf mich zukommt, hab ich den Vertrag unterschrieben“, räumt die Hauptorganisatorin ein. Dann begann sie zu wirbeln. Unterstützung erhielt Thieß nicht nur von etlichen Sponsoren, sondern, auf rein ehrenamtlicher Basis, auch vom Veranstaltungsteam der EWS-Arena um Mario Kreh, von Michael Sudahl von den Schorndorfer „Medienberatern“ und von vielen jungen Leute im Alter zwischen 14 und 21, die sie von ihrer Arbeit kannte und die wiederum andere kannten, die ebenfalls mitmachen wollten. „Ohne die Hilfe dieses tollen Teams wäre ich sang- und klanglos untergegangen“, räumt Thieß ein.

Thieß: Inhalte rüberbringen, ohne erhobenen Zeigefinger

Festivalzeitung und Fotoshooting, Videodreh und Facebookauftritt, Tanzvorführung, Pressearbeit, Programmplanung und, und, und: seit Februar treffen sich die Macher jeden Samstag, um alles auf die Reihe zu kriegen. „Ich dachte zunächst an was Kleineres und hätte nie erwartet, dass das so eine Aktion wird“, gesteht die 14-jährige Hanna aus Ottenbach. Und der gleichaltrige Fabio aus Rechberghausen, der unter anderem die Comics für die Zeitung angefertigt hat, ergänzt: „Ich wollte am Anfang nur mal vorbeischauen, aber dann hat sich das immer mehr entwickelt und vor allem richtig Spaß gemacht.“

Direkt mit Drogenmissbrauch oder Gewalt sind die beiden in ihrem Umfeld noch nicht konfrontiert gewesen. „Was die Themen Mobbing und Ausgrenzung angeht, laufen aber einige mit, die wir kennen“, sagt Hanna und weiß deshalb ganz genau, warum sie sich für TCR engagiert. Dass es dennoch keinen erhobenen Zeigefinger braucht, um die Inhalte rüber zu bringen, unterstreicht Simone Thieß.

Es werde deshalb auch keine klassischen Infostände oder hochtrabende Diskussionsrunden geben, ergänzt sie. „Wir transportieren das unterschwellig und hoffen, dass die Besucher untereinander ins Gespräch kommen. Apropos Besucher: rund 3000 sollten die EWS-Arena am Abend füllen, damit am Ende ein gutes Werk getan werden kann – und natürlich fließt der Erlös in Projekte, bei denen es um „Sich-Kümmern“ und „Respektieren“ geht.

Fröhlich Feiern, entspannt chillen – und Nena treffen

Das Festival Take Care & Respect (TCR) beginnt am 28. Juli, dem ersten Tag der Sommerferien, um 11 Uhr in der Göppinger Innenstadt mit einem Dance-Flashmob und einer Menschenkette, die sich nach Möglichkeit bis zur EWS-Arena spannen soll.

Auf dem Außengelände beginnt dann um 12 Uhr das große Festival-Programm. Ob Basketball oder Baseball, ob Menschenkicker oder Fußball, ob Bungee-Run oder Aero-Trampolin: wer will kann sich sportlich betätigen. Zudem gibt es einen Rauschbrillen-Parcours, einen Fahrsimulator, eine Foto-Box, Spielekonsolen, Airbrush und vieles, vieles mehr. Wer nach all diesen Aktionen chillen möchte, kann in einer der Lounges und Bars abhängen oder sich zur Musik von gleich vier DJs tänzerisch betätigen. Der Eintritt zur TCR-Partymeile, die bis 18.30 Uhr offen steht, ist frei

Unmittelbar im Anschluss beginnt in der EWS-Arena das TCR-Benefizkonzert, bei dem zunächst die Band Juno im Park auf die Bühne geht. Um 20 Uhr tritt dann die deutsche Pop-Ikone Nena vor das Publikum. Tickets gibt es im Vorverkauf bei den Volksbank-Filialen Göppingen und Geislingen und im Internet (www.eventim.de).

Vor dem Konzert haben drei Nena-Fans die Möglichkeit, die Sängerin zu treffen und mit ihr zu sprechen. Dazu müssen sich Interessierte mit Ideen zum Motto „Take Care & Respect“ bewerben und Videos, Bilder oder Songs an die Adresse simone.thiess@take-care-respect.de mailen. Unter den Einsendern werden die Meet-and-Greet-Karten verlost.