Die Nieren sind für die Gesundheit des menschlichen Körpers essenziell. Doch was passiert, wenn sie erkranken? Professor Dr. Jörg Latus, Chefarzt für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, beantwortet die zehn häufigsten Fragen zur Nierengesundheit.

Professor Latus, erst kürzlich rückten mit dem Krankenhausaufenthalt des Papsts Nierenerkrankung medial in den Fokus. Aber was ist eine Nierenerkrankung eigentlich?

 

Der Papst hat vermutlich eine akute Nierenschädigung im Zusammenhang mit einer Lungenentzündung erlitten. Nierenerkrankung bedeutet, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten und Abfallstoffe nicht ausreichend aus dem Blut filtern. Es gibt eine akute Form (plötzlich auftretend) und eine chronische Form (langsam fortschreitend).

Warum ist die Niere denn so wichtig?

Die Nieren filtern Abfallstoffe aus dem Blut, regulieren den Wasser- und Salzhaushalt und produzieren wichtige Hormone. Eine gestörte Nierenfunktion kann weiterhin Herz, Knochen und Blutdruck negativ beeinflussen.

Woran merke ich, dass meine Niere nicht richtig arbeitet?

Nierenerkrankungen bleiben oft lange unbemerkt. Die allermeisten merken nichts davon, wenn die Nierenfunktion nachlässt. Deshalb ist es wichtig, als Risikopatient, etwa bei Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht, regelmäßig die Nierenfunktion zu überprüfen. Mögliche Anzeichen sind Müdigkeit, geschwollene Beine, Bluthochdruck oder Veränderungen beim Wasserlassen – dann ist die Nierenerkrankung oft schon weiter fortgeschritten.

Wie kann ich meine Nierenfunktion überprüfen?

Ein einfacher Bluttest (Kreatininwert) und eine Urinuntersuchung (Eiweiß und Blut im Urin) reichen meist aus, um die Nierenfunktion zu kontrollieren.

Gibt es eigentlich Therapien bei einer Nierenerkrankung? Oder hilft nur die Dialyse?

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Behandlungsansätzen mit tollen Ergebnissen. Besonders wichtig ist das frühe Erkennen der Erkrankung, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Diabetes, Übergewicht und Co – wie beeinflussen sie die Nieren?

Diabetes und Übergewicht belasten die Nieren und können zu einer chronischen Nierenschädigung führen. Auch Bluthochdruck erhöht das Risiko.

Es heißt immer, man solle viel trinken – stimmt das?

Nicht immer. Gesunde Menschen sollten etwa anderthalb bis zwei Liter Wasser täglich trinken. Bei Nierenerkrankungen und Herzerkrankungen kann zu viel Flüssigkeit aber auch schädlich sein – hier entscheidet der Arzt.

Bananen, Nüsse und Milchprodukte – müssen die vom Ernährungsplan gestrichen werden?

Diese Lebensmittel enthalten viel Kalium und Phosphat, was bei Nierenerkrankungen problematisch sein kann. Betroffene sollten daher Rücksprache mit einem Ernährungsberater halten.

Und was ist mit Nahrungsergänzungsmitteln – sind die zu empfehlen?

Vorsicht ist geboten: Einige Nahrungsergänzungsmittel können die Nieren belasten. Eine Einnahme sollte immer mit dem Arzt abgestimmt werden.

Wie häufig sollte ich meine Nierenwerte kontrollieren lassen?

Gesunde Menschen brauchen keine regelmäßige Kontrolle. Risikogruppen wie Diabetiker, Bluthochdruckpatienten oder Menschen mit Übergewicht sollten ihre Nierenwerte regelhaft überprüfen lassen. Es ist ratsam beim Hausarzt oder der Hausärztin nachzufragen.


Info: Weitere Informationen über die Abteilung der Allgemeinen Inneren Medizin und Nephrologie des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart sowie zu umfassenden Behandlungsmöglichkeiten gibt es auf der Webseite des RBK Stuttgart.