Jessica Schwarz spielt in der Netflix-Serie „Biohackers“ von diesem Donnerstag an eine Bio-Professorin, die sich für Gott hält. Im Exklusiv-Interview schwärmt sie vom Schwarzwald, verrät, warum ihr Corona richtig Angst gemacht hat und dass sie gerne mal richtig böse ist.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart/Berlin - Eine Biologie-Professorin, die Gott spielt, eine Studentin mit einem geheimen Racheplan, eine chaotische Studenten-Clique und leuchtende Mäuse – das ist der Stoff aus dem die Serie „Biohackers“ ist, die in Freiburg spielt und am 20. August bei Netflix startet. Wir haben Jessica Schwarz, die die Rolle der Bio-Forscherin Tanja Lorenz spielt, vor dem Serienstart zum Zoom-Interview getroffen.

 

Frau Schwarz, stimmt es, dass Sie schon wieder drehen und gerade aus Freudenstadt kommen?

Ja, ich drehe momentan fürs ZDF den dritten und vierten Teil vom „Schwarzwaldkrimi“. Jetzt habe ich aber gerade ein paar Tage off und bin in Berlin in Quarantäne.

Sie scheinen ja doch noch zum Serienstar zu werden. Bisher hatten Sie Serienrollen eher vermieden, oder?

Irgendwie schon. Aber der „Schwarzwaldkrimi“ war ursprünglich nur als Zweiteiler geplant. Dann haben aber sehr viele Zuschauer eingeschaltet, und jetzt freuen wir uns, dass wir weitermachen dürfen. Auch weil der Schwarzwald so schöne Schauplätze und Geschichten zu bieten hat. Die einzige Serie, bei der ich vor „Biohackers“ mitgespielt habe, war die zweite Staffel von „You are wanted“. Ich habe mich früher Serien gegenüber eher verweigert, weil ich mich nicht mit einer Rolle über längere Zeit unbefristet festlegen wollte. Jetzt bei „Biohackers“ weiß man ja auch nicht, ob es nach den sechs Episoden der ersten Staffel weitergeht, obwohl ich das natürlich auf jeden Fall möchte. Es gäbe da noch so viel zu erzählen. Die Serie hat so viel Potenzial mit den beiden Hauptfiguren und dieser seltsamen WG.

In der letzten Episode der ersten Staffel gibt es einen Cliffhanger. Welchen, verrate ich zwar nicht, aber wenn „Biohackers“ so enden würde, wäre das echt gemein.

Ja, der Schluss ist schlimm, oder? Ich musste versprechen, niemandem zu erzählen, was da passiert, auch meinen besten Freunden nicht.

Was man verraten kann: Sie dürfen in der Serie ganz schön fies sein. Als Bio-Professorin Tanja Lorenz kanzeln sie in „Biohackers“ Studenten ab, verhöhnen Journalisten und machen üble Gen-Experimente.

Die Rolle war schon schwierig, weil sie so weit von mir entfernt ist. Die Lorenz hat sehr eigenwillige ethische Vorstellungen und auch keine Skrupel, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen. Aber das macht natürlich auch Spaß. Ich habe kurz vorher diese Superserie „What if“ gesehen, in der Renée Zellweger eine unglaublich selbstbewusste Frau spielt. Ich hatte das Gefühl, dass die Figur, die ich in „Biohackers“ spiele, ein bisschen in diese Richtung gehen sollte.

Hält sich Tanja Lorenz für einen guten Menschen?

Absolut. Sie arbeitet daran, herauszufinden, wie man Menschen vor Krankheiten schützen oder sogar Krankheiten verhindern kann, bevor sie überhaupt entstehen. Dass man dafür über Leichen gehen darf, ist für sie selbstverständlich.

Die beiden Hauptfiguren in „Biohackers“ sind Frauen. Für Thriller ist das immer noch nicht selbstverständlich.

Ich finde auch schön, dass in „Biohackers“ nicht nur zwei Frauen, sondern sogar zwei Generationen aufeinandertreffen und so letztlich auch verschiedene Altersgruppen angesprochen werden.

Gibt es heute interessantere Frauenrollen in Filmen und TV-Serien als vielleicht noch vor zehn Jahren?

Auf jeden Fall. Ich denke, da kommen verschiedene Aspekte zusammen. Das hat sicher viel mit den Streaming-Diensten zu tun, die für ein größeres und differenziertes Angebot sorgen, aber auch mit der Metoo-Debatte, die sensibilisiert hat, oder mit der Tatsache, dass nun auch hinter der Kamera viel mehr in Frauenhand ist. Immer mehr Frauen produzieren selbst – zum Beispiel Reese Witherspoon oder hierzulande Karoline Herfurth, die sagen: „Ich möchte Geschichten von Frauen für Frauen erzählen.“

„Biohackers“ sollte eigentlich schon Ende April starten, wurde dann aber verschoben, weil man Angst hatte, einige Szenen könnten während der Corona-Hochphase verstörend wirken. War das die richtige Entscheidung?

Wir standen natürlich in den Startlöchern und wollten unbedingt, dass es losgeht. Ich selbst hatte zu Beginn der Covid-Phase auch mal kurz richtig Angst, weil ich plötzlich Fieber und Hustenanfälle bekam. Das war in der zweiten Woche vom Lockdown. Zum Glück war mein Testergebnis negativ. Ich habe aber gemerkt, wie schlimm das sein kann, wenn man nicht weiß, ob man infiziert ist oder nicht und plötzlich darüber nachdenkt, ob man vielleicht irgendwelche Vorerkrankungen hat, von denen man nichts weiß. Deswegen fand ich es auch völlig richtig, dass Netflix die Serie verschoben hat.

Jetzt sind Sie aber wieder fit?

Ja, ich habe den Lockdown ganz fantastisch überstanden: Mit viel Ruhe, wenig Koffer packen, wenig reisen und ohne ständig schön aussehen und intelligent und unterhaltsam sein zu müssen.

Und was fehlt Ihnen zu Corona-Zeiten am meisten?

Ich finde es schon ganz angenehm, dass man am Filmset jetzt nicht mehr jeden irgendwie busseln muss. Küsschen hier, Küsschen dort. Das gehörte irgendwie immer dazu. Aber dass man Menschen, die man sehr lieb hat, jetzt nicht mehr in den Arm nehmen und drücken kann, das vermisse ich momentan schon sehr.

Alle sechs Episoden der ersten Staffel von „Biohackers“ sind von Donnerstag, 20. August, bei Netflix verfügbar.