Am 9. November erscheint die fünfte Staffel von „The Crown“. Wie groß wird der Schatten sein, den die Serie auf die kaum begonnene Regentschaft von König Charles III. wirft?

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Die Unruhe wächst vor dem Start der fünften „The Crown“-Staffel bei Netflix. Am 9. November geht es los und im Buckingham Palace fragt man sich bang, wie groß der Imageschaden ausfallen wird: Wie dunkel wird der Schatten sein, den die Serie auf die kaum begonnene Regentschaft von König Charles III. wirft?

 

Nach und nach kommen Details ans Licht, aus denen man schließen kann, dass die Macher rund um Peter Morgan nicht eben zimperlich mit dem Stoff umgehen, den die Windsors in den 1990er Jahren lieferten. Es war die vielleicht schwierigste Zeit für die im September verstorbene Queen: Die Ehen ihrer Kinder gingen in die Brüche, ihr Zuhause Windsor Castle ging in Flammen auf und nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana waren die Royals unbeliebter denn je.

Selbst „Tampon-Gate“ kommt aufs Tapet

Offenbar geht „The Crown“ nicht gerade behutsam mit Elizabeths „anni horribili“ um. Dominic West, der von nun an die Rolle als Prinz Charles übernimmt, ließ gegenüber „Entertainment Weekly“ durchblicken, dass selbst „Tampon-Gate“ in der Serie thematisiert wird: 1993 erfuhr die Öffentlichkeit auf die vielleicht peinlichste Weise überhaupt von Charles und Camillas Beziehung – durch veröffentlichte Transkripte eines 1989 illegal abgehörten Telefonats zwischen den beiden, in dem der Prinz den Wunsch äußerte, sich in Camillas Tampon zu verwandeln.

Ob es dem Palast passt oder nicht: Die Serie hat einen gewaltigen Einfluss darauf, wie das Königshaus in der Öffentlichkeit gesehen wird. Für den 2021 verstorbenen Prinz Philip war „The Crown“ ein regelrechter Image-Boost – auch wenn das dem eigenwilligen Herzog von Edinburgh herzlich egal gewesen sein dürfte. In den ersten beiden Staffeln aus den Jahren 2016 und 2017 spielte Matt Smith Philip als coolen Hipster-Prinzen. Plötzlich war der Prinzgemahl total kultig.

Die neue Staffel der vielfach ausgezeichneten Serie kommt dem Palast denkbar ungelegen. König Charles und „Queen Consort“ Camilla schicken sich nach dem Tod Elizabeths gerade an, ihre Monarchie zu formen. Charles will dem Amt seinen Stempel aufdrücken – als Klimaschutz-König, als Erneuerer. Und Camilla hat Jahre gebraucht, den Ruf der skrupellosen Ehebrecherin loszuwerden. Jetzt wird „The Crown“ die Themen wieder aufs Tapet bringen, die der Palast gerne endgültig hinter sich gelassen hätte.

„Ein Drama, keine Dokumentation“

Die Befürchtung, die das Königshaus hat: Vor allem ein junges Publikum, das die Zeit um Dianas Tod nur aus Fernsehdokumentationen kennt, könnte die Serie für bare Münze nehmen. Der Palast wird in Hintergrundgesprächen mit Journalisten nicht müde zu betonen, „The Crown“ sei „ein Drama, keine Dokumentation“. Ein nicht näher genannter Freund des Königs nennt die Netflix-Serie „ausbeuterisch“: „Was Leute vergessen, ist, dass im Zentrum von alledem echte Menschen und ihre Geschichten stehen.“

Die Macher der Sendung weisen solche Vorwürfe zurück. „Ich denke, wir müssen alle akzeptieren, dass die 1990er eine schwierige Zeit für die königliche Familie waren, und König Charles wird mit ziemlicher Sicherheit einige schmerzhafte Erinnerungen an diese Zeit haben“, sagte der Schöpfer der Serie Peter Morgan dem Branchenblatt „Variety“. „Aber das bedeutet nicht, dass die Geschichte im Nachhinein unfreundlich zu ihm oder der Monarchie sein wird. Die Serie ist es sicherlich nicht.“

Schon bei der vierten Staffel, die Dianas Eintritt in die Königsfamilie thematisierte, wurden Forderungen laut, der Serie einen Disclaimer voranzustellen, der klarstellt, dass es sich um Fiktion handelt – wenn auch auf Basis wahrer Ereignisse. Die „The Crown“-Macher hatten das abgelehnt.

Jetzt schließen sich in Großbritannien auch sehr prominente Stimmen diesen Forderungen an: Dame Judi Dench schrieb der „Times“, die Serie sei „derbe Sensationsgier“ und „grausam ungerecht“ zu den Windsors. Das Mindeste sei ein vorangestellter Hinweis, dass die Szenen Fiktion seien. Der frühere Premierminister John Major, dem es 1992 oblag, Charles’ und Dianas Trennung im Parlament offiziell zu verkünden, nannte die Serie „eine Fassladung Unsinn“.

The Crown – Netflix’ bestes Pferd im Stall

Neue Staffel
Netflix veröffentlicht die fünfte Staffel von „The Crown“ am 9. November. Seit 2016 wird in der preisgekrönten Serie das Leben und die Regentschaft von Queen Elizabeth II. beleuchtet.

Neue Schauspieler
Imelda Staunton übernimmt in Staffel Fünf die Rolle der Königin. Jonathan Pryce spielt ihren Mann Prinz Philip. Prinz Charles und Lady Diana werden von Dominic West und Elizabeth Debicki dargestellt.