Statt ihren Suizid als vermeidbare Tragödie zu präsentieren, stellt die Serie ihn als dramatischen Höhepunkt der gesamten Staffel dar. Während man als Zuschauer normalerweise auf ein Finale hinfiebert, das den Mörder enttarnt oder mit einem Cliffhanger stichelt, ist hier einzig der Moment entscheidend, in dem Hannah sich die Pulsadern aufschneidet. Und dieser von McCarthy in einer unheimlichen Intensität gefilmte Augenblick lässt sich eben nicht nur als abschreckendes Beispiel, sondern auch als ultimative Heldentat einer an der Welt krankenden Figur lesen.

 

Erst mit seinem Tod schafft es das bis dahin handlungsunfähige Mädchen, die verhasste Realität erfolgreich zu dirigieren und ihre einstigen Peiniger genüsslich nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Dreizehn Folgen lang schlingern Zuschauer und Figuren durch ihre, mit der Reihenfolge der Tapes penibel festgelegte, Todeschronologie. Setting, Tonfall, Interpretationen: Im Tod wird Hannah, das Opfer, zur manipulativen Akteurin. So haucht sie stets melancholische Sätze vor düsteren Indie-Folk-Soundkulissen über die Szenen und bewegt damit die gesamte Highschool über das Schachbrett ihrer Rachefantasie.

Weichgezeichneter Tod

Ob Hannahs Vorgehen von einer psychischen Krankheit bedingt ist, die behandelt werden könnte, spart die Serie hingegen aus. Das muss sie auch. Denn Heilungsprozesse haben in einer Story, die aus den Augen eines verzweifelten Teenagers erzählt wird, nun einmal keinen Platz. Die Frage, wie solche Suizide überhaupt Teil von Unterhaltungssendungen werden können, bleibt damit zunächst offen. Deutlich wird nur, dass zwischen den intendierten Schockmomenten der Netflix-Serie stets auch eine weichgezeichnete, ästhetisierte Heilsvorstellung des Todes mitschwingt.

Das macht „Tote Mädchen lügen nicht“ zwar noch lange nicht zu potenziell tödlichem Selbstmord-TV – ganz so manipulierbar und leichtgläubig ist die Zielgruppe dann auch wieder nicht. Aber es entpuppt sich zumindest als problematisches Format, das die möglichen Folgen seiner Geschichte ausblendet.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

Die Geschichte, die „Tote Mädchen lügen nicht“ erzählt, enthält eine gesellschaftlichte Botschaft: Suizid darf keine Alternative sein, sonst ergeht es euch wie Hannah. Doch fiktionale Selbstmorde entwickeln oft ihre ganz eigene, alternative Lesart. Und so schlummern auch in „Tote Mädchen lügen nicht“ Dynamiken, die mit der eigentlichen Aussage nicht mehr viel zu tun haben – denn auf entsprechend vorgeprägte Teenager könnte Hannah als Modell gar nicht so unattraktiv wirken.

Ein Augenblick unheimlicher Intensität

Statt ihren Suizid als vermeidbare Tragödie zu präsentieren, stellt die Serie ihn als dramatischen Höhepunkt der gesamten Staffel dar. Während man als Zuschauer normalerweise auf ein Finale hinfiebert, das den Mörder enttarnt oder mit einem Cliffhanger stichelt, ist hier einzig der Moment entscheidend, in dem Hannah sich die Pulsadern aufschneidet. Und dieser von McCarthy in einer unheimlichen Intensität gefilmte Augenblick lässt sich eben nicht nur als abschreckendes Beispiel, sondern auch als ultimative Heldentat einer an der Welt krankenden Figur lesen.

Erst mit seinem Tod schafft es das bis dahin handlungsunfähige Mädchen, die verhasste Realität erfolgreich zu dirigieren und ihre einstigen Peiniger genüsslich nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Dreizehn Folgen lang schlingern Zuschauer und Figuren durch ihre, mit der Reihenfolge der Tapes penibel festgelegte, Todeschronologie. Setting, Tonfall, Interpretationen: Im Tod wird Hannah, das Opfer, zur manipulativen Akteurin. So haucht sie stets melancholische Sätze vor düsteren Indie-Folk-Soundkulissen über die Szenen und bewegt damit die gesamte Highschool über das Schachbrett ihrer Rachefantasie.

Weichgezeichneter Tod

Ob Hannahs Vorgehen von einer psychischen Krankheit bedingt ist, die behandelt werden könnte, spart die Serie hingegen aus. Das muss sie auch. Denn Heilungsprozesse haben in einer Story, die aus den Augen eines verzweifelten Teenagers erzählt wird, nun einmal keinen Platz. Die Frage, wie solche Suizide überhaupt Teil von Unterhaltungssendungen werden können, bleibt damit zunächst offen. Deutlich wird nur, dass zwischen den intendierten Schockmomenten der Netflix-Serie stets auch eine weichgezeichnete, ästhetisierte Heilsvorstellung des Todes mitschwingt.

Das macht „Tote Mädchen lügen nicht“ zwar noch lange nicht zu potenziell tödlichem Selbstmord-TV – ganz so manipulierbar und leichtgläubig ist die Zielgruppe dann auch wieder nicht. Aber es entpuppt sich zumindest als problematisches Format, das die möglichen Folgen seiner Geschichte ausblendet.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/