Die Netze BW prüft neue technische Möglichkeiten für die Inspektion ihrer Anlagen aus der Luft – am Sonntag war das bei Gärtringen zu beobachten.

Am Sonntag staunten Spaziergänger nicht schlecht: Ein kleines Luftschiff war bei Gärtringen-Rohrau unterwegs und machte an einer Stromleitung Flugübungen. Die Hochspannungsleitung, die dort durch das Gewann Friedenäcker am Flugplatz des Modellflugvereins Böblingen verläuft, wird von der Netze BW GmbH betrieben. Der Verteilnetzbetreiber des EnBW-Konzerns testet derzeit neue Techniken zur Inspektion von Freileitungsanlagen aus, wie in einer Pressemitteilung berichtet wird. „Der Einsatz eines Luftschiffes könnte eine Alternative zum klassischen Begehen von Freileitungen durch Monteure sowie zum Einsatz von Helikoptern und Multikopter-Drohnen sein“, heißt es da.

 

Die Netze BW arbeitet dafür im Rahmen eines Feldversuchs mit der Enpulse Ventures GmbH zusammen, ebenfalls ein Tochterunternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg. Enpulse unterstützt unter anderem junge Start-ups, die die Energiewende beschleunigen wollen. Ein solches Start-up ist Roboloon, eine Ausgründung der Universität Stuttgart. Die Firma entwickelt autonome Luftschiffdrohnen für die Inspektion linearer Infrastruktur, wie zum Beispiel für Stromnetze, Pipelines und Bahngleise. Damit könnten Überwachung und Wartung solcher Infrastrukturen effizient, sicher, kostengünstig und für die Umwelt nachhaltig unterstützt werden – mithilfe von hochauflösenden Kameras, die Bilder vom Zustand der Anlagen liefern.

Vergleich mit Multikoptern interessant

Für die Netze BW wird der Vergleich mit Multikoptern interessant sein, die bei dem Netzbetreiber bereits im Einsatz sind. Während die Multikopter extrem einfach in der Handhabung sind, bietet das Luftschiff deutlich längere Flugzeiten. Zudem hat Roboloon es erstmals geschafft, eine Multikopter-ähnliche Wendigkeit für ihr acht Meter langes Luftschiff zu erreichen – ein Knackpunkt zur Aufnahme hochauflösender Bilder aus den richtigen Blickwinkeln.

Am Sonntag fand zunächst nur ein erster Testflug statt. Im März soll dann der eigentliche Probeeinsatz des Luftschiffs an drei Masten der Hochspannungsleitung erfolgen.

Kein Zeppelin, sondern ein Prallluftschiff

Übrigens: Bei dem Luftschiff, das in Gärtringen zum Einsatz kommt, spricht man nicht von einem Zeppelin, sondern von einem „Prallluftschiff”. Das bezeichnet ein Luftschiff, das im Gegensatz zu einem Zeppelin kein starres Skelett besitzt. Seine aerodynamische Form erhält ein Prallluftschiff allein durch den Innendruck des Gases, in diesem Fall nicht entflammbares Helium. Diese Art von Luftschiff kann wie ein Ballon aufgeblasen und entleert werden.