Der Kommunikationschef der Trump-Regierung Anthony Scaramucci rastet am Telefon aus. Und die sozialen Netzwerke singen „Bohemian Rhapsody“.

Washington - Es wäre gute Slapstick-Comedy, die man sich bei einer Schüssel Popcorn auf dem Sofa anschaut, um ein paar Mal herzhaft zu lachen und danach den Fernseher auszuschalten. Ist ja alles nur Spaß.

 

Das Lachen fällt vielen Menschen in den sozialen Medien aber zunehmend schwerer angesichts der neusten Äußerungen des frisch gebackenen Kommunikationschefs des Weißen Hauses, Anthony Scaramucci. In einem Telefonat mit einem Reporter der Zeitschrift „New Yorker“ beschimpfte Scaramucci Trumps Stabschef Reince Priebus als „paranoiden Schizophrenen“. Auch Chefstratege Steve Bannon bekam einiges ab.

Zwischen Empörung und Ratlosigkeit liegt Humor

Diese Comdey-Show ist keine Fiktion, sondern harte Realität. Die Charaktere keine Schauspieler, sondern Inhaber der höchsten Ämter der US-amerikanischen Regierung. Spiegel-Reporter Christian Helms bringt die bizarre Situation auf den Punkt: „Stehe komplett ratlos vor diesem Scaramucci. Wie willst du denn da noch ’ne Pointe draufsatteln?“

Die Stimmung in den sozialen Netzwerken ist eine Mischung aus Empörung, Entsetzen und Fassungslosigkeit. Viele fragen sich: wie weit wird dieses Spiel uns noch führen? Was für ein Ende wird dieses Schauspiel nehmen? Was in Zeiten totaler Machtlosigkeit gegenüber offensichtlicher Inkompetenz hilft ist vor allem eines: Humor.

Dementsprechend überbieten sich auf Twitter die zynischen Kommentare gegenseitig: „Mit Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Scaramucci als Kommunikationschef sollte jede Frau, die sich für unqualifiziert hält, sofort eine Beförderung verlangen“, schreibt eine Nutzerin. Einige Politiker, wie der Demokrat Scott Dworkin fordern sogar Scaramuccis Rücktritt.

Auch die offizielle dpa-Meldung zu Scaramuccis obszöner Beschimpfung seines Kollegen Steve Bannon – er sagte wörtlich: „Ich bin nicht Steve Bannon. Ich versuche nicht, meinen eigenen Schwanz zu lutschen“ – sorgt hierzulande für Belustigung. Denn die Nachrichtenagentur verzichtete aus Jugendschutzgründen auf das Zitieren der Beleidigung und schrieb lediglich: „Die Äußerungen über Bannon sind nicht zitierfähig.“

5 Freunde für Scaramucci

Allem Schauspiel und jeglichen politischen und sittlichen Grenzüberschreitungen zum Trotz finden sich immer noch viele Nutzer, die den Pöbel-Politiker für seine „bunte Sprache“, wie er sie selbst auf Twitter nannte, feiern: „Ich halte zu Präsident Trump und Anthony Scaramucci. Ich will normale Menschen im Weißen Haus, keine politisch korrekten Schwindler“, twittert einer. Auch die übrige Trump-Basis steht hinter dem Kommunikationschef. Er sei gut darin, die „Lügenpresse zu bekämpfen“, weshalb die in ihm „eine Gefahr sehen“ würde. „Die Lügenpresse unterstellt Scaramucci solche falschen Anschuldigungen, weil er sich von den Leaks abnabelt und die Mainstream-Medien dann ohne etwas da stehen.“

Bohemian Rhapsody warnte schon 1975

Eine Frage bleibt – und die brennt nicht nur Twitter-User „Herr Kopfler“ unter den Nägeln: Wie konnten Queen schon 1975 in „Bohemian Rhapsody“ von der späteren Show-Einlage Scaramuccis wissen? Schließlich ist die Ähnlichkeit zwischen Namen und Songtext unverkennbar: „Scaramouche, scaramouche, will you do the fandango?“

Anthony Scaramucci scheint bei so einigen Assoziationen mit dem Welt-Hit ausgelöst zu haben. Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Satire-Seite „TWIT“ („The Week In Trump“) eine Parodie des Musik-Videos, in der sie Trump und Co. auf die Schippe nehmen.

Unterm Strich kann aber niemand sagen, man habe mit so etwas nicht rechnen können, twittert der Schweizer Matthias Bärlocher und untermauert seine Behauptung mit einem Screenshot: Laut Wikipedia geht der Name Scaramuz – im Englischen Scaramouch – auf eine komische Theaterfigur zurück und bedeutet so viel wie „Großmaul“. Die Figur vertrete den Typus des Abenteurers und Aufschneiders. Also doch alles Schauspiel. Dann können wir uns das Popcorn ja wieder schmecken lassen.