Im Gastgewerbe gilt seit Jahresbeginn eine Mehrwegangebotspflicht. Um Verstöße leichter den Behörden zu melden, hat Greenpeace ein Meldeportal eingerichtet. Auf Twitter hagelt es für diese Entscheidung viel Kritik.

Digital Desk: Philip Kearney (kea)

Greenpeace will bei der Umsetzung der seit Jahresbeginn geltenden Mehrwegangebotspflicht im Gastgewerbe Druck machen. Die Umweltschutzorganisation brachte deshalb vergangene Woche ein Meldeportal an den Start, in dem Bürger Verstöße gegen die Mehrwegangebotspflicht melden können.

 

Jene Pflicht besagt, dass Geschäfte im Gastgewerbe, dazu zählen Restaurants, Bistros und Cafés, ihren Kunden beim Verkauf von To-Go-Speisen eine Mehrweg-Alternative zum Einweg-Plastikbehälter anbieten müssen. Von der Pflicht ausgenommen sind kleinere Geschäfte mit maximal fünf Mitarbeitenden und unter 80 Quadratmetern Verkaufsfläche.

In einem Tweet vom Montag, dem 3. April, machte Greenpeace auf das neue Portal aufmerksam. „Willst du auch ein Meldeheld sein? Dann schau jetzt bei unserem neuen Tool vorbei“, heißt es in dem Twitter-Beitrag. Dem Tweet beigefügt ist ein Bild, das eine Person zeigt, die aufhorcht, als sie vom neuen Meldeportal erfährt.

Auf Twitter fielen die Reaktionen auf den Tweet fast durchweg negativ aus. Viele User warfen der Umweltorganisation Denunziation vor – also der Anzeige aus persönlichen, niedrigen Beweggründen. Der Journalist und Autor Ernst Wolff schrieb beispielsweise: „Greenpeace feiert Denunzianten als Meldehelden. Bereits vor mehr als 150 Jahren gab Hoffmann von Fallersleben dazu seinen Kommentar ab: „Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant“.“

Eine andere Userin fragte, seit wann in Deutschland Privatpersonen und Greenpeace für die Einhaltung von Gesetzen zuständig sind.

Unzählige Male wird unter dem Tweet von Greenpeace kritisiert, dass die Mehrwegangebotspflicht vor allem kleinere Unternehmen trifft.

Greenpeace bestreitet, dass die Mehrwegangebotspflicht kleineren Unternehmen schadet. Die Umweltorganisation verweist darauf, dass gerade diese Unternehmen von der Pflicht ausgenommen sind.

Die Userin „Geek by Choice“ sieht die Verantwortung beim Thema Mehrwegverpackung nicht bei den Unternehmen, sondern bei den Kunden. Sie wirft Greenpeace vor, an den von den Behörden an die Unternehmen erteilten Abmahnungen mit zu verdienen.

Wegen des Meldeportals wird Greenpeace auf Twitter ferner beschuldigt, das demokratische Miteinander zu gefährden und der Gesellschaft zu schaden.

Trotz aller Kritik lobt der Leiter der Abteilung Politik von Greenpeace Georg P Kössler das neue Meldeportal. Er sieht in dem Portal ein sinnvolles Tool zur Unterstützung der Behörden.

Mit seiner Meinung ist der Greenpeace-Mitarbeiter jedoch zumindest auf der Social-Media-Plattform Twitter ganz klar in der Minderheit. Seit dem Start des Meldeportals am vergangenen Mittwoch wurden 878 Verstöße (Stand: 05.04.2023) bei Greenpeace gemeldet.