„Viele der vom VDS monierten Anglizismen werden außerhalb von Marketing und Werbung kaum verwendet“, sagt hingegen der Linguist Thomas Niehr, der sich an der  Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen mit populärer Sprachkritik beschäftigt. Zumal dienten viele von ihnen der Differenzierung. Ein Nerd ist eben nicht nur ein „Sonderling“ oder „Einfaltspinsel“.

 

Die VDS-Bemühungen sind keine neue Erscheinung. Die Schriftsteller Philipp von Zesen im 17. und Joachim Heinrich Campe im 18. Jahrhundert schlugen unzählige Übersetzungen für Lehnwörter vor, die damals vor allem aus dem Griechischen, Latein und dem Französischen kamen. Aus Parterre sollte Erdgeschoss werden, aus Horizont Gesichtskreis, aus Bibliothek Bücherei und aus Karikatur Zerrbild. Vielfach haben beide Wörter überlebt, zum Teil jedoch mit unterschiedlicher Bedeutung.

Verarmung oder Sprachwandel?

Der zweite Vorwurf lautet, die Grammatik verflache durch Twitter, SMS und Facebook. „Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt“, beklagte jüngst der Vorsitzende des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair. Sie werde in den Neuen Medien vereinfacht und ohne Kreativität wiedergekäut. In der Tat bestätigen Wissenschaftler, dass die grammatische Vielfalt abnimmt. „Starke Konjunktive wie ‚hülfe‘ benutzt kaum noch jemand“, sagt Professor Niehr. Sie werden durch Konstruktionen mit „würde“ ersetzt. Auch ließen sich Genitiv und Dativ seltener unterscheiden. Dies sei aber Teil einer jahrhundertelangen Entwicklung, nach der die gesprochene Sprache nach Vereinfachung strebe.

Wie bei den grammatischen Fällen: der indogermanische Instrumentalis, der im Althochdeutschen noch erkennbar war, verschmolz mit der Zeit mit dem Dativ. Statt von Verarmung sprechen die Experten deshalb lieber vom Sprachwandel. Den hat der amerikanische Linguist John McWhorter einmal sehr poetisch so beschrieben: „Sprache gleicht den Wolken. Wir schauen auf Wolkengebilde am Himmel und wissen, dass sie flüchtig sind. Wenn wir eine Stunde später wieder nach oben blicken, werden sie mit großer Sicherheit anders aussehen.“

Dennoch sieht der VDS Gefahr in Verzug. Er hat einen Anglizismenindex ins Netz gestellt, der vor vielen englischen Wörtern warnt, die im Begriff seien, ihre deutschen Entsprechungen zu verdrängen.

Durch Twitter, SMS und Facebook verflache Grammatik

„Viele der vom VDS monierten Anglizismen werden außerhalb von Marketing und Werbung kaum verwendet“, sagt hingegen der Linguist Thomas Niehr, der sich an der  Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen mit populärer Sprachkritik beschäftigt. Zumal dienten viele von ihnen der Differenzierung. Ein Nerd ist eben nicht nur ein „Sonderling“ oder „Einfaltspinsel“.

Die VDS-Bemühungen sind keine neue Erscheinung. Die Schriftsteller Philipp von Zesen im 17. und Joachim Heinrich Campe im 18. Jahrhundert schlugen unzählige Übersetzungen für Lehnwörter vor, die damals vor allem aus dem Griechischen, Latein und dem Französischen kamen. Aus Parterre sollte Erdgeschoss werden, aus Horizont Gesichtskreis, aus Bibliothek Bücherei und aus Karikatur Zerrbild. Vielfach haben beide Wörter überlebt, zum Teil jedoch mit unterschiedlicher Bedeutung.

Verarmung oder Sprachwandel?

Der zweite Vorwurf lautet, die Grammatik verflache durch Twitter, SMS und Facebook. „Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt“, beklagte jüngst der Vorsitzende des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair. Sie werde in den Neuen Medien vereinfacht und ohne Kreativität wiedergekäut. In der Tat bestätigen Wissenschaftler, dass die grammatische Vielfalt abnimmt. „Starke Konjunktive wie ‚hülfe‘ benutzt kaum noch jemand“, sagt Professor Niehr. Sie werden durch Konstruktionen mit „würde“ ersetzt. Auch ließen sich Genitiv und Dativ seltener unterscheiden. Dies sei aber Teil einer jahrhundertelangen Entwicklung, nach der die gesprochene Sprache nach Vereinfachung strebe.

Wie bei den grammatischen Fällen: der indogermanische Instrumentalis, der im Althochdeutschen noch erkennbar war, verschmolz mit der Zeit mit dem Dativ. Statt von Verarmung sprechen die Experten deshalb lieber vom Sprachwandel. Den hat der amerikanische Linguist John McWhorter einmal sehr poetisch so beschrieben: „Sprache gleicht den Wolken. Wir schauen auf Wolkengebilde am Himmel und wissen, dass sie flüchtig sind. Wenn wir eine Stunde später wieder nach oben blicken, werden sie mit großer Sicherheit anders aussehen.“